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Internationales Flair am ersten Schubertiade-Sonntag

Der polnische Startenor Piotr Beczala debütierte bei der Schubertiade.
Der polnische Startenor Piotr Beczala debütierte bei der Schubertiade. ©Schubertiade
Der Berliner Pianist Martin Helmchen und der polnische Tenor Piotr Beczala wurden umjubelt.
Der deutsche Pianist Martin Helmchen spielte Werke von Schubert, Bach und Schumann.

Schwarzenberg. (sch) Die Schubertiade I in Schwarzenberg hat wieder begonnen; ein intensives künstlerisches Programm wird das internationale Publikum in zwei Blöcken bis zum 31. August beglücken. Am strahlenden ersten Sommersonntag präsentierten der Berliner Pianist Martin Helmchen (Schubertiade-Debüt 2007) und der weltberühmte polnische Tenor Piotr Beczala im Angelika-Kauffmann-Saal ihre Kunst. Martin Helmchen, der schlank-zierliche Pianist von der Spree, spielte Schubert, Bach und Schumann. Der jugendliche Meister ist schon längst ein Künstler von Weltruf und konzertiert erfreulicherweise regelmäßig bei der Schubertiade. 2001 gewann Helmchen den Clara-Haskil-Wettbewerb, 2006 debütierte er bei den Wiener Philharmonikern und ist seither weltweit zu erleben. Der Pianist ist begeisterter Kammermusiker und besitzt auch zwei „ECHO-Klassik“-Auszeichnungen.
Martin Helmchens „Klavierabend“ (am Nachmittag) begann mit dem Genius loci Franz Schubert: Es erklangen die „13 Variationen über ein Thema von Anselm Hüttenbrenner“, a-Moll, D 576. Helmchen spielte die 13 Variationen über das Andantino-Thema mit vielen musikalischen Farben, lyrisch wie dramatisch zupackend. Bei der folgenden Partita Nr. 4, D-Dur, BWV 828, von Bach brillierte der Pianist mit glasklarer Durchsicht der Sätze, gipfelnd in der Fugenkunst der Schluss-Gigue. Robert Schumanns populäre „Waldszenen“, op. 82, atmeten deutsche Romantik in innigstem Ausdruck; so etwa die verträumten „Einsamen Blumen“, der hingehauchte „Vogel als Prophet“, aber auch die herzhaft-vitalen Jagdlieder…
Der wuchtige Schlusspunkt des Recitals kehrte zu Schubert zurück – seine „Wandererfantasie“ in C-Dur, D 760, klang großteils fast rebellisch, schenkte aber der volkstümlich-lyrischen Episode des Mittelteils dennoch entspannenden Raum. Jubel, als Dank gab´s nochmals einen Bach/Reger.

Der Opernstar als Liedsänger

Annette Dasch, die beliebte Schubertiade-Künstlerin, musste das für Juni geplantes Konzert aus Gründen ihrer Schwangerschaft leider absagen. Der „Einspringer“ war ein Schubertiade-Debütant und kein Geringerer als einer der größten Tenöre unserer Gegenwart – Piotr Beczala. Der gebürtige Pole erlebte in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg an allen wichtigen Opernhäusern, das Fernsehen machte ihn populär an der Seite von Thielemann mit berühmten Operettenmelodien, vor allem von Franz Lehár. Beczalas Höhe ist phänomenal (mit auch zärtlichen Falsett-Momenten), seine Stimme strahlt allemal und vor allem, Piotr ist ein eleganter, „schöner“ Mann, der die Herzen des Publikums auch optisch im Sturm erobert. Piotr Beczala, der Opern-und Operettenstar – ist er aber auch ein Liedsänger, zum Beispiel in Diensten Robert Schumanns mit dessen „Dichterliebe“? Er war nicht gut beraten, als er diesen bei der Schubertiade schon so oft meisterhaft gesungenen Liederzyklus nach Heine (hör nach bei Schreier, Güra usw. ) als „Premiere“ gewählt hat. Dezent die Partitur vor Augen, nicht immer mit den oft ironischen Feinheiten der Heine´schen Diktion vertraut, war Beczala teilweise eher der liebend schmetternde Operettenheld als die intim-sensible, leidende Dichterseele mit den „alten, bösen ;Liedern“. Andere musikalische Welten betrat Piotr Beczala mit polnischen Liedern von Mieczyslaw Karlowicz (1876-1909), russischen Liedern von Sergei Rachmaninow (1873-1943) und den berühmten tschechischen „Zigeunermelodien“, op. 55, von Antonin Dvorák (1841-1904). Hier war der strahlende, vor Liebessehnsucht schmachtende Tenor gerade beim Landsmann Karlowicz in seinem ureigensten Element. Und den Frühlingsjubel in den Rachmaninow-Gesängen kündete der Tenor mit leuchtendem Gold in der Kehle. Auch Dvoráks „Zigeunermelodien“ und die slawisch rhythmisierte Aura dieser Melodik hatten im polnischen Tenor mit tschechisch gesungenen Texten (Liebe, Tanz, Wanderlust, Freude, Freiheit) einen legitimen Künder.
Am Steinway begleitete die in Schwarzenberg auch debütierende, in Wien tätige Pianistin Kristin Okerlund aufmerksam, aber eher herb als sensibel.

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