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Schwanger mit 16: "Man kämpft mit Vorurteilen"

„Das größte Geschenk“: So bezeichnet die 17-jährige Tina ihren drei Monate alten Sohn Leander.
„Das größte Geschenk“: So bezeichnet die 17-jährige Tina ihren drei Monate alten Sohn Leander. ©WW/MiK
Bregenz - Tina aus Bregenz wurde mit 16 schwanger. Diese Zeit stellte sie vor große Herausforder­ungen. Mit W&W hat sie über das Leben als Teenie-Mama gesprochen.

„Das Schönste, das es gibt“, so beschreibt die 17-Jährige ihren drei Monate alten Sohn Leander. So unbeschwert wie es jetzt wirkt, war es aber nicht immer. „Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, habe ich es für mich behalten. Ich musste mit der Situation zuerst selbst klarkommen, da das Kind ja nicht geplant war“, erzählt Tina. Obwohl sie erst 16 war, wollte sie von Anfang an das Kind behalten. „Wenn man so jung ist, muss man sich natürlich mit dem Gedanken auseinandersetzen, ob man das Baby bekommen will bzw. kann. Es kommt ja nicht nur die Erziehung auf einen zu, sondern auch andere Faktoren, wie Finanzen und Ausbildung“, berichtet die Bregenzerin.

„Das Baby oder ich“

Eigentlich hatte Tina immer ein gutes Verhältnis mit dem Vater ihres Kindes, aber als er von der Schwangerschaft erfuhr, stellte er sie jedoch vor eine eiskalte Entscheidung: „‚Das Baby oder ich‘, sagte mein Freund zu mir. Er hatte Angst und mit 20 noch das ganze Leben vor sich. Da ich ihn nicht verlieren wollte, täuschte ich ihm vor, das Kind abgetrieben zu haben“, gesteht die 17-Jährige. So verheimlichte Tina ihrem Freund, dass sie doch ein Kind erwartet, was sie sehr belastete. „Ich wusste, dass ich einen Fehler mache, aber ich konnte mich nicht von meinem Kind trennen. Ich bereue diesen Schritt, aber ich habe an mein Baby gedacht.“

Schreiben als Therapie

Überfordert von der Schwangerschaft, den Hormonen und dem Problem mit ihrem Freund, fing Tina an, ihre Gedanken niederzuschreiben. „Man braucht in schwierigen Situationen, wie ich sie hatte, einen Halt. Das war für mich das Schreiben. Ich konnte loslassen, meine Probleme verarbeiten, so entstand auch mein Buch“, berichtet die junge Mutter. Sie will damit anderen Mädchen in ihrer Situation Mut machen, dass man alles schafft, wenn man es will: „Man kämpft mit Vorurteilen, wenn man so jung schwanger wird. Man muss stark sein, an sich glauben. Ein Baby ist das schönste Geschenk und man darf sich nicht entmutigen lassen. Nach einer harten Zeit hat mir mein Freund verziehen, steht nun wieder zu uns und kümmert sich um den Kleinen. Außerdem gibt es Eltern, Verwandte, zahlreiche Beratungsstellen oder den Frauenarzt, die einen unterstützen können“, erklärt die Bregenzerin. Gerade junge Mädchen, die ungewollt schwanger werden, stehen oft im Kreuzfeuer. Tina kann aus Erfahrung sprechen: „Wenn man mit dem Kinderwagen durch die Stadt läuft oder im Bus fährt, wird man oft komisch angesehen. Auch Kommentare wie ‚Ich liege nur noch auf der Geldtasche von anderen‘, ‚Kinder können keine Kinder erziehen‘ oder ‚Ich werde nie einen Job bekommen‘, sind leider keine Seltenheit“. Auch mit verletzenden Gerüchten musste Tina klar kommen. „Man hat Angst vor der Geburt, die Hormone machen einem zu schaffen und dann gibt es Menschen, die nichts besseres wissen, als zu sagen, dass ich mir nicht sicher sei, wer der Vater ist. Das hat mich sehr verletzt. Ich bin oft im Bett gelegen und habe geweint. Ich wünsche mir mehr Respekt und Toleranz von der Gesellschaft“, so Tina.

Die Zukunft

Die 17-Jährige geht in die Schule, ist wieder glücklich mit dem Vater ihres Kindes und hat Pläne für ihre Zukunft: „Ich möchte meine Matura machen und danach studieren gehen. Jetzt wo ich meinen Sohn habe, weiß ich wofür ich lerne. Ich habe mein Ziel vor Augen. Nur weil man ein Kind hat, ist das Leben nicht vorbei, ganz im Gegenteil mit Leander ist es noch schöner, als zuvor.“

Zur Person

Name, Alter: Tina, 17
Wohnort, Beziehungsstatus: Bregenz, in einer Beziehung, Sohn Leander (3 Monate)
Ausbildung: 6. Klasse Borg Lauterach
Hobbies: Freunde, Schwimmen, Schreiben (Buch: „Mit dem Herzen im Himmel“) www.facebook.com/Mitdemherzenimhimmel

 

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