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"Versteckte Schulkosten" erhebliche Belastung für Eltern

Nicht nur am Schulanfang geben Eltern viel Geld für die Schule aus.
Nicht nur am Schulanfang geben Eltern viel Geld für die Schule aus. ©APA/Hochmuth
Eltern schießen im Schnitt pro Jahr und Kind 855 Euro zum Schulbesuch zu. Das belastet vor allem Familien mit niedrigem Einkommen, zeigt eine am Mittwoch präsentierte Erhebung der Arbeiterkammer (AK).

Im Grunde ist Schule in Österreich gratis. Im Laufe eines Schuljahres kommen für Eltern trotzdem erhebliche Ausgaben zusammen. „Bis jetzt wussten wir nie genau, wie hoch die Schulkosten wirklich sind. Deshalb haben wir zu dieser Studie aufgerufen“, erklärte Erhebungsleiterin Hilla Lindhuber von der AK. Sie präsentierte die Studie bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Studienautorin Sabine Stadler.

Schulveranstaltungen gehen ins Geld

Größter Kostenpunkt waren die Schulveranstaltungen mit 283 Euro – allein auf die mehrtägigen wie Sport- oder Sprachwochen entfielen 236 Euro. Das geht so weit, dass jedes 35. Kind aus finanziellen Gründen nicht mitfahren kann. Claudia Zankl kennt diese Situation. Die Beratungslehrerin ist selbst vierfache Mutter und hat für die Studie ein Jahr lang ihre Schulkosten aufgezeichnet. Ihr Sohn Jakob konnte nicht mit seiner Klasse nach London fahren, weil es zu teuer war. „Ich bin trotzdem nicht dafür, mit den Kindern weniger zu unternehmen. Die Ausflüge ins Theater oder ins Ausland nutzen vor allem auch Kindern aus bildungsferneren Familien“, meinte Zankl. Insgesamt fielen in der Familie Zankl 2.333 Euro an Schulkosten für drei Kinder an.

Auf die Schulveranstaltungen folgen die Kosten für die Schreibwaren und Materialien mit 148 Euro, gefolgt von den sonstigen Beiträgen und Selbstbehalten (112 Euro), Bekleidung und Schuhen (94 Euro) sowie Nachhilfe (92 Euro).

©Für Claudia Zankl ist die budgetäre Entlastung in den Sommerferien enorm, wenn die Schulkosten wegfallen./ Foto: Wildbild

Salzburg: Geringe Einkommen gehen zulasten Wunschausbildung

„Salzburg gehört von den Lebenshaltungskosten, vor allem was das Wohnen betrifft, zu den teuersten Pflastern. Gleichzeit rangiert unser Bundesland aber bei den Einkommen im hinteren Drittel Österreichs“, gab Lindhuber zu Bedenken. Dieser Umstand verschärft die finanzielle Situation für Salzburger Familien noch weiter. Mehr als 50 Prozent geben hier an, dadurch finanziell mittelmäßig belastet zu sein. Das zeigt sich unter anderem darin, dass eines von 30 Kindern aus finanziellen Gründen seine Wunschausbildung nicht absolvieren kann, meinte Lindhuber weiter. Die Ausgaben sind in Salzburg aber im Österreich-Schnitt.

1.300 teilnehmende Familien

Für die Studie führten 1.300 Familien mit 2.100 Kindern in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, Salzburg und Tirol von Juli 2015 bis Juni 2016 Buch über ihre schulbezogenen Ausgaben. Eingeteilt wurden diese in die folgenden neun Kategorien: Schreibwaren und Materialien allgemein bzw. fachspezifisch, Bekleidung und Schuhe (z.B. Hausschuhe, Turnkleidung), Bücher und Medien, Computer/Tablet/EDV, Schulveranstaltungen, sonstige Beiträge und Selbstbehalte (Elternverein, Klassenkassa, Schülerfreifahrt etc.), Nachhilfe während des Schuljahrs und Sonstiges (Spenden, Lehrergeschenke etc.).

Extra abgefragt wurden die Kosten für den Besuch einer Privatschule bzw. einer Nachmittagsbetreuung oder eines Internats sowie für Freizeitaktivitäten, etwa die Maturareise. Auch Kosten für Ferienbetreuung wurden nicht erhoben.

©Am meisten Geld geben Eltern für Schulveranstaltungen und Schreibwaren aus./ Grafik: APA

Unterschiedliche Ausgaben je nach Schultyp

„Je nach Schultyp variieren die Ausgaben im Schnitt zwischen 300-400 Euro“, erklärte Studienautorin Sabine Stadler. Am geringsten sind sie in der Volksschule, wo nur selten Nachhilfe und wenige mehrtägige Schulveranstaltungen anfallen, mit 522 Euro. Neue Mittelschule liegt mit 833 Euro in etwa im Schnitt, die AHS-Unterstufen kommen auf 969 Euro, die berufsbildenden Schulen auf 1.176 und die AHS-Oberstufen auf 1.299 Euro.

©Von links nach rechts: Sabine Stadler, Heidi Löffler mit Tochter Theresa und Hilla Lindhuber./ Foto: Wildbild

Kostenbewusstsein schaffen und Schülerbeihilfe reformieren

Lindhuber und Stadler fordern dazu auf, an den Schulen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was Schule für die Eltern wirklich kostet. Um das Familienbudget zu entlasten, sollten Schreibwaren und Materialen an den Schulen gemeinsam gekauft werden, anstatt von den Eltern für jedes Kind einzeln. „Man merkt da schon einen großen Unterschied, wenn die Sachen von der Lehrerin eingekauft werden so wie bei uns an der Volksschule“, sagte Heidi Löffl. Sie ist Alleinerziehende aus Salzburg und hat ebenfalls an der Studie teilgenommen. Außerdem müsse die Schülerbeihilfe reformiert werden. Wegen der hohen Einkommensgrenze würden viele Eltern keine Beihilfe bekommen, da diese das letzte Mal 2007 angepasst worden seien, so Lindhuber.

Auch über die bestehenden Beihilfemöglichkeiten sollen Eltern besser aufgeklärt werden – etwa die Hälfte der Befragten kannte diese überhaupt nicht.

(SALZBURG24/APA)

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