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„Schließen wir einen Deal ab, denke ich an den nächsten“

Daniel Zech im Sonntags-Talk.
Daniel Zech im Sonntags-Talk. ©Daniel Zech
Daniel Zech aus Bludenz, Gründer von Ländle­kicker.at und bekannt aus der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ im W&W Sonntags-Talk.

WANN & WO: Woher nimmst Du die Zeit für so ein Interview?

Daniel Zech: Keine Zeit wäre doch eine Ausrede. Wenn man etwas machen will, findet man doch immer Zeit. Ich kann es kaum noch hören: „Ich habe so einen Stress!“ Ich glaube, viele machen sich den Stress selbst, nehmen sich einfach nur zu wichtig oder schaffen es nicht, die Prioritäten zu ordnen.

WANN & WO: Bleibt bei Dir noch Freizeit übrig?

Daniel Zech: Ich lebe nicht für den nächsten Urlaub, denke am Montag nicht an Freitag, sondern freue mich auf neue Projekte, die wir machen und umsetzen können. Für mich vermischt sich Freizeit und Arbeit. Wenn ich beim Kaffee im Heuer am Karlsplatz in Wien sitze, wie jeden Samstag, und einen Bericht in der Zeitung lese, denke ich darüber nach, ob das etwas für SevenVentures sein könnte. Bin ich in einer Bar und trinke ein neuartiges Bier, denke ich daran, ob hier nicht ein Investment Sinn machen würde. Wir verbringen so viel Zeit und Jahre im Job, dass ich automatisch meinen Job auch als Freizeit sehe und auch umgekehrt – ansonsten wäre ja alles verlorene Zeit.

WANN & WO: Besuchst Du die Familie im Ländle oft?

Daniel Zech: Sicher, wir sind in Vorarlberg fest verankert (grinst). Ich habe eine riesen Verwandtschaft, mit zwölf Cousins und Cousinen und zwei Brüder. In Wien lebe ich mit meiner Freundin zusammen.

WANN & WO: Wie war das beim Studium? Konntest Du das Studentenleben genießen?

Daniel Zech: Es kommt darauf an, was man unter „genießen“ versteht. Wenn lange Partynächte gemeint sind, ja. Es war alles dabei, es war recht intensiv und das war gut so. Sowohl auf der Uni, als auch an der HAK oder in der Hauptschule – Musterschüler mit guten Noten war ich keiner, maximal guter Durchschnitt – nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem habe ich versucht, das Studium wie einen Job zu sehen. Lange schlafen ist nicht mein Ding. Projekte, Diplomarbeit, Dissertation voran- und weiterbringen, auch wenn es mal schmerzt. Darum habe ich mein Studium in kurzer Zeit zu Ende bringen können, nicht weil ich ein so guter Student war.

WANN & WO: Also wurde es nach dem Studium auch nicht unbedingt „ruhiger“?

Daniel Zech: Ich glaube, wenn man etwas erreichen will, wird es nie „ruhig“. Erfolgreich wird man doch erst, wenn man mehr, oder etwas anders macht, als andere. Ronaldo verdient unter anderem soviel Geld, um Druck, Stress und Unruhe besser standhalten zu können, als ein Amateur- oder Ländlekicker. Manager werden besser bezahlt, weil es eben unruhig ist – und das ständig. Das ist das Normalste auf der Welt.

WANN & WO: Wie entstand das Ländlekicker-Portal?

Daniel Zech: Ländlekicker entstand aus einem eigenen „Usecase“. Ich habe mit vier Jahren begonnen, Fußball zu spielen. Es gibt einige Fotos und Spielberichte dazu, jedoch leider kein Bewegtbild. Ich würde mir dies heute gerne ansehen, auch aus der jüngeren Vergangenheit. Spiele der Kampfmannschaft, Fehler, Tore, Fouls, Skandale und vieles mehr. Dies war der Kern der Idee – dem Amateurbereich, der richtig viel Zeit in den Fußball steckt, eine Bewegtbild-Plattform zu bieten, auf der jeder User selber Videos sharen, hochladen und ansehen kann. Und vor allem, Videos zu veröffentlichen, die so unique sind, dass man die man nirgendwo anders zu sehen bekommt. Entstanden ist das Ganze in enger Zusammenarbeit mit meinem Mitgründer, Ingo Nachbaur.

WANN & WO: Spielst Du selbst noch Fußball?

Daniel Zech: Fußball spiele ich keinen mehr, bin in der passiven Rolle und versuche mir so viel Spiele wie möglich anzusehen. In meiner Freizeit mache ich viel Sport, gehe gern essen, genieße die Großstadt oder liege im Sommer an der Donau.

WANN & WO: Was macht die Arbeit mit Start-Ups so spannend?

Daniel Zech: Spannend an Media 4 Equity Investments (Investments via TV Werbung auf den Sendern der ProSiebenSat.1 PULS 4 und jetzt auch ATV Gruppe) ist, dass wir etwas anbieten, das sonst niemand hat, nämlich Reichweite. Cash-Investments ermöglichen Wachstum, jedoch macht sich das erst nach geraumer Zeit bemerkbar. Geld muss richtig investiert werden, dass das Unternehmen erfolgreich wird. Zusätzlich ermöglicht mein Job, dass ich spannende Geschäftsmodelle, Unternehmen, Investoren kennen lerne – und viele crazy Menschen.

WANN & WO: Zum Beispiel?

Daniel Zech: Imposant für mich sind die Menschen wie ein Leo Hillinger oder ein Dr. Haselsteiner, die unglaublich viel in ihrem Leben erreicht haben und trotzdem so bodenständig geblieben sind. Was ich jedoch oft für Anrufe, Kontaktaufnahmen zu Projekten bekomme – jetzt zu den negativ Verrückten – kann ich da ganz im Vertrauen in so einem öffentlichen Rahmen nicht konkret erläutern (lacht).

WANN & WO: Wie können traditionelle Unternehmen mit dem digitalen Wandel mithalten?

Daniel Zech: Ich glaube, unsere Unternehmensgruppe macht es ideal vor: Es wird das Kerngeschäft (TV) genommen, vieles ausprobiert und ein neues Geschäftsfeld geboren (Investments via dem Kerngeschäft). So gib es eine ständige Entwicklung, ein ständiges Hinterfragen des Gegebenen und vor allem auch ein Tun und nicht nur ein Reden. Daher gibt es auch aus meiner Sicht in diesem Zusammenhang keinen Unterschied zwischen bewährtem Unternehmen oder „Start Up“. Ruht sich ein Traditionsbetrieb auf seinen Lorbeeren aus, wird er dafür bestraft. Idealerweise sollte jedes Unternehmen ein Start-Up sein, ganz egal, wie lange es am Markt ist und wieviel Umsatz es macht. Niemand weiß, was in fünf Jahren mit dem individuellen Geschäftsfeld passiert – vielleicht liefert Amazon dann neben Lebensmitteln auch Seilbahnen?

WANN & WO: Bist Du ein Mensch, der gerne mal etwas riskiert?

Daniel Zech: Wir sind ohnehin schon im Risiko-Kapitalgeschäft angesiedelt, also schon vom Start weg im High-Risk-Bereich. Daher versuche ich, mit kontrollierter Offensive vorzugehen, keine irrationalen Dinge zu tun, das Risiko abzuwägen und dann eine Entscheidung im Sinne des Eigentümers zu treffen.

WANN & WO: Wie gehst Du mit Rückschlägen um?

Daniel Zech: Ich würde lügen, wenn ich sage, es ist mir egal. Wenn ich etwas zu 150 Prozent verfolge, bin ich logischerweise auch emotional sehr involviert. Daher können Rückschläge auch weh tun, aber es ist, wie es ist. Man kann die Dinge in der jeweiligen Situation nicht mehr ändern. Es bleibt nur, das Beste daraus zu machen, gegebenenfalls Fehler kein zweites Mal zu machen und seine Learnings daraus zu ziehen. Daher haben auch Rückschläge etwas sehr Positives an sich.

WANN & WO: Bist Du geduldig?

Daniel Zech: Schließen wir einen Deal ab, denke ich an den nächsten – dabei bin ich sehr ungeduldig. Gerade bei der Umsetzung von Beteiligungen, Verträgen usw. kann man sich jedoch Ungeduld als Eigenschaft nicht leisten.

WANN & WO: Wie verdiene ich in „2 Minuten, 2 Millionen“?

Daniel Zech: Verdienen ist das falsche Wort, denn das Geld steckt man ja nicht in die Tasche, sondern investiert es ins Unternehmen. Bei „2 Minuten 2 Millionen“ ist es aber tatsächlich so, dass nur eine Teilnahme und damit verbundene österreichweite Präsenz einen riesigen Gewinn darstellt, den sich nur wenige leisten könnten. Wohin es gehen kann, haben wir am Beispiel „Die Koje“, dem Zirbenholzbett aus Dornbirn, oder Zeus Protein Soda, der mittlerweile über 300.000 Mal verkauft wurde und an dem SevenVentures auch beteiligt ist, gesehen.

WANN & WO: Wo siehst Du dich nach dieser „Blitzkarriere“ in zehn Jahren?

Daniel Zech: Ich kann beim besten Willen nicht sagen, was ich in zehn Jahren mache. Das Geschäft ist so dynamisch, zehn Jahre in unserem Investment- oder Mediabereich sind wie 60 Jahre in der Industrie. Ich bin mir jedoch sicher dass ich etwas machen werde, was mir Spaß macht und auch mein Hobby sein wird.

Zur Person

Name: Daniel Zech

Beruf: Investment; Venture Capital, Business Development im TV- und Digitalbereich

Geboren: 8. Mai 1981 in Bludenz, aufgewachsen in Thüringen Wohnort: Wien

Karriere: Studium Betriebswirtschaft in Innsbruck, Shanghai und Peking; Gründer Ländlekicker.at; seit 2013 Leiter SevenVentures Austria

WORDRAP

Start-Ups: Welcome to the Roller Coaster.
Fußball: Fußball Sehen ist für mich wie Meditieren.
Zukunft: Das Leben ist schön.
Vorarlberg: Heimat.
Wien: Wohnort, zweite Heimat.
Fernsehen: PULS 4, 2 Minuten 2 Millionen.
Internet: Ermöglicht viel noch nicht Dagewesenes.

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