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Scheidungsberatung bleibt unverzichtbar

Mediation ist zum modernen Konfliktlöser geworden. Sie kann jedoch nicht regeln, was eventuell nach einer Trennung an Problemen an die Oberfläche kommt. "Wir sprechen die Dinge an."

Der Fall der Fälle, den keiner wollte: Ein Paar steht vor der Scheidung. Anwälte versuchen für ihre jeweiligen Klienten subjektiv das Beste herauszuholen, Mediatoren vermitteln für die augenscheinlichsten Streitpunkte Kompromisse. Durch die Mediationsangebote ist die „klassische“ Scheidungsberatung etwas aus dem öffentlichen Bewusstsein gerückt.

„Dabei ist und bleibt sie eine wichtige Einrichtung,“ erklärt die Leiterin der IfS-Beratungsstelle Bregenz Dr. Ruth Rüdisser, „denn sie bietet Betroffenen die optimale Information.“ Die Praxis zeige nämlich zweierlei: Bei zermürbenden Auseinandersetzungen gibt es sehr oft die Phase „Mir ist alles recht, ich will nur meine Ruhe!“ und im Nachhinein kämen viele Geschiedene darauf, dass wesentliche Dinge des Alltags trotz bester Absicht dennoch ungeregelt oder unausgesprochen geblieben sind.

Rüdisser sieht in der Scheidungsberatung deshalb auch eine Art Checkliste: „Wir sprechen die Dinge an, die sich für die Zeit nach der Scheidung immer wieder als Probleme herausstellen – etwa den Kontakt zum anderen Elternteil oder das gemeinsame Sorgerecht, das nicht genau ausgemacht wird. Weiters muss man in einer solchen Phase bedenken, dass sich die Bedingungen verändern können, wenn beispielsweise der eine Elternteil einen neuen Partner hat.“

Immer wieder sind die Fachkräfte der IfS-Scheidungsberatung damit konfrontiert, dass sie erst nach einer Scheidung kontaktiert werden, weil ungeahnte Probleme aufgetaucht sind oder bereits getroffene Vereinbarungen nicht im eigenen Interesse liegen. „Es ist deshalb ganz wichtig, dass man sich vorher informiert und über die rechtlichen Rahmenbedingungen Bescheid weiߓ, bekräftigt Rüdisser: „Wie schaut eine Regelung in der Praxis aus? Womit muss ich rechnen? Was muss das Gericht regeln, was muss ich selbst regeln?“

Damit spricht die IfS-Beratungsstellenleiterin der Mediation keinesfalls ihre Berechtigung ab: „Wir empfehlen den Dialog immer.“ Vielmehr sieht sie beide Instrumente als gegenseitige Ergänzung: „Die Scheidungsberatung kann aus diesem Grund genauso gut am Anfang oder nach einer Mediation stehen. Im einen Fall, um mit mehr Informationen in eine Mediation zu gehen, im anderen, um die möglichen Kompromisse noch einmal darauf abzuklopfen, ob sie für mich später auch wirklich tragbar sind.“ Dabei helfen Sozialarbeiter mit ihrer langjährigen Erfahrung. Schließlich habe die IfS-Scheidungsberatung auch diese Aufgabe: „Wir müssen darauf achten, dass beide Seiten nachher noch miteinander umgehen können. Gerade wenn es Kinder gibt, die sonst dann oft die Leid Tragenden sind.“

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