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Satire-Zeitung der Jungen Grünen sorgt bei Egger und der FPÖ für Aufregung

Für Dieter Egger sind die Jungen Grünen zu weit gegangen, für Johannes Rauch ist "alles nur Satire".
Für Dieter Egger sind die Jungen Grünen zu weit gegangen, für Johannes Rauch ist "alles nur Satire". ©VOL.AT
Bregenz. - Ein "schwuler Jesus" und ein "ÖVP-Inserat" mit einem Bild von Antisemit Karl Lueger in der Zeitung "Wieso" der Jungen Grünen: FPÖ-Klubobmann Dieter Egger ortet eine Verhetzung von Christen und Österreichern. Herausgeber Daniel Heim erklärt auf VOL.AT-Anfrage: "Das Inserat ist als Satire zu verstehen, der ,schwule Jesus' war eine Aktionsform."
Wieso: Ausgabe I.
Wieso: Ausgabe II.
Karl Lueger-Straße in Feldkirch

Die zweite Ausgabe der Zeitung “Wieso” der Jungen Grünen ist bereits im Herbst 2012 erschienen. Jetzt sorgt diese allerdings bei FPÖ-Chef Dieter Egger für Aufregung und Unverständnis. “Junge Grüne beleidigen und verhetzen Christen und Österreicher, doch die Medien und die Justiz schweigen! Schwuler Jesus und Inserat ,Antisemitismus ist ein Wert aus Österreich’ – das überschreitet weit die Grenze des Akzeptablen!” Das schreibt FPÖ-Klubobmann Dieter Egger auf seiner Facebook-Seite und führt weiter aus: “Mehrere Personen haben sich bei uns gemeldet und sich über die Zeitung der Jungen Grünen Vorarlberg (Wieso Nr.2), welche vor einem Gymnasium in Dornbirn an Schülerinnen und Schüler verteilt wurde, zu Recht aufgeregt. Die Jugend darf überspitzen und auch mal provozieren, doch diese Darstellung geht weit über das zulässige Maß hinaus.”

Rauch: “Niederlagen führen zu Panikattacken”

Sind die Jungen Grünen zu weit gegangen?  Für den Vorarlberger Klub-Chef Johannes Rauch nicht. “Wenn Egger mit freiem Auge nicht erkennt, dass es sich dabei um eine Satire-Zeitung handelt, dann soll er die Feststellung, dass dem so ist, dem Gericht übertragen  – und einfach eine Anzeige einbringen. Die Wahlniederlagen der FPÖ in Kärnten und Niederösterreich führen offenbar zu Panikattacken und dem Versuch, Skandale zu konstruieren, wo keine sind.” 

“Eine eigenständige Organisation”

Auf die publizierten Inhalte hat und nimmt Johannes Rauch eigenen Aussagen zufolge keinen Einfluss. Er konstatiert: “Die Jungen Grünen sind eine eigenständige Organisation. Sie lassen sich weder von mir und schon gar nicht von der FPÖ vorschreiben, was sie dürfen und was nicht. Und das ist gut so! Im übrigen ist, was die Jungen Grünen machen – im Vergleich zu den Worten und Werken der alten Blauen – von ausgesuchter Harmlosigkeit.”

Keine Reaktion von der ÖVP

Aus Reihen der ÖVP war bis dato noch keine Reaktion auf das  “Lueger-Inserat” in der “alternativen Zeitung Wieso” zu erhalten. Indes zieht das Ganze größere Kreise und hat auch schon FPÖ-Generalsekretär NAbg. Harald Vilimsky auf den Plan gerufen. “Einmal mehr beweisen die Grünen mit höchst geschmacklosen Äußerungen, dass sie eine feste Verankerung im linksextremistischen Eck haben. Anders ist es nicht erklärbar, dass deren Jugendorganisation in Vorarlberg Pamphlete mit ‘Jesus ist schwul’ sowie einer Entstellung eines ÖVP-Inserates mit Karl Lueger mit den Worten ‘Antisemitismus ist ein Wert aus Österreich’ vor Schulen verteilen. Ich erwarte mir eine Distanzierung der grünen Führungsgremien von dieser Aktion.” Dass die Freiheitlichen einmal für die vermeintlichen Protagonisten – die ÖVP – ins Gefecht ziehen, hätte sich wohl niemand gedacht.

(VOL.AT)

Interview mit Herausgeber Daniel Haim:

VOL.AT: Wie wird „Wieso“ verteilt– nur digital oder auch an Schulen, wie es Dieter Egger zugetragen wurde?

Daniel Haim: Die „Wieso“ wird digital und an öffentlichen Plätzen – nicht an Schulen –  verteilt. Die Auflage lag bei 3000 Stück. Die „Wieso“ wird von AktivistInnen der Jungen Grünen Vorarlberg erstellt. Die Jungen Grünen sind für alle Inhalte verantwortlich. Die Themen werden in Redaktionssitzungen erstellt und gesetzt.

VOL.AT: Für Dieter Egger ist der „schwule Jesus“ eine Beleidigung von Christen und das „ÖVP-Lueger“-Inserat verhetzend. Was sagen Sie dazu?

Daniel Haim: Der „schwule Jesus“ war – neben der inszenierten Trauung von homosexuellen Paaren – eine Aktionsform der Jungen Grünen um den Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie. Die Aktion hat überspitzt darauf aufmerksam gemacht, dass auch ChristInnen schwul sein können und dies keineswegs „widernatürlich“ ist. Eine Beleidigung hingegen ist die Diskriminierung von Schwulen und Lesben im Namen von Religion und, was immer wieder vorkommt, durch die FPÖ. Das ÖVP-Inserat ist als Satire zu verstehen. Die christlichsoziale Bewegung in Österreich hat zutiefst antisemitische Züge in der Vergangenheit gehabt – Karl Lueger ist nur ein (extremes) Beispiel dafür. Die ÖVP hat dieses Kapitel nie genügend aufgearbeitet. In Österreich gab es bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten einen brutalen, grassierenden Antisemitismus in der breiten Bevölkerung.

VOL.AT: Die Ausgabe ist bereits im Herbst erschienen. Sind Sie überrascht, dass erst jetzt eine Reaktion darauf erfolgt ist?

Daniel Haim: Die zweite Ausgabe ist im vergangenen Herbst erschienen und wurde auch an alle politischen Parteien gesendet, ebenso an die Medien. Wir freuen uns, dass Dieter Egger nun auf die Ausgabe aufmerksam geworden ist. 

VOL.AT: Sind weitere Ausgaben geplant?

Daniel Haim: Die nächste Ausgabe ist bereits am Fertigwerden und sollte in zwei bis drei Wochen erhältlich sein. (MSP)

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