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"Sanatorium an die Wand gefahren!"

Das Gebäude des ehemaligen Sanatoriums Mehrerau soll einem Hospiz mit zehn Betten Platz geben.
Das Gebäude des ehemaligen Sanatoriums Mehrerau soll einem Hospiz mit zehn Betten Platz geben. ©W&W
Am Dienstag wurde der Verein zur Förderung des Sanatoriums Mehrerau endgültig aufgelöst. Die Mitglieder blicken mit viel Wehmut zurück.
Weiter als Hospizeinrichtung?
Widerstand im Sanatorium

Weit über 100 Mitglieder folgen der Einladung von Dr. Egon Humpeler in den Bregenzer Gasthof Lamm. Anlass ist die letzte Generalversammlung des Vereins der Förderer des Sanatoriums Mehrerau, bei der dieser endgültig und offiziell aufgelöst werden soll. Ebenfalls anwesend sind Abt Anselm vom Kloster Mehrerau sowie die meisten Bürgermeister der Hofsteiggemeinden – Markus Linhart und Kollegen aus der Landespolitik ließen sich entschuldigen. Humpeler, geschäftsführender Obmann des Vereins, führt durch die Tagesordnung und betont gleich am Anfang, dass es kein Tribunal, sondern ein würdiger Abschluss werden solle. Dennoch lässt er auch wissen: „Es ist sehr schade, dass diese Chance nicht erkannt wurde: Belegspital, Nachsorge und auch das jetzt geplante Hospiz gemeinsam unter einem Dach hätte man meiner Ansicht nach durchaus realisieren können. Ob und wie, kann ich nur mutmaßen, weil vom Kloster dezidiert gewünscht war, dass wir uns als Förderverein da nicht weiter einbringen. Hier haben die Politik und das Kloster gemeinsam versagt und das Sanatorium wurde sehenden Auges finanziell an die Wand gefahren.“ Seiner Einschätzung nach, wäre die Einrichtung auch wirtschaftlich zu betreiben gewesen, wenn man gewisse Rahmenbedingungen geändert hätte – dafür gebe es in der benachbarten Schweiz genügend Beispiele. „Als Privatspital erhielt das Sanatorium für die gleichen Eingriffe nur ein Drittel davon, was ein Landeskrankenhaus bekommt. Dass sich so eklatante Unterschiede auf die Bilanz auswirken, liegt auf der Hand“, fügt Humpeler hinzu.

„Der medizinische Zweck bleibt erhalten“

Abt Anselm van der Linde, dessen Anwesenheit einige Besucher überrascht, spricht ebenfalls zu den Mitgliedern des vor der Auflösung befindenden Vereins: „Es tut mir sehr leid, dass man mit dem Verein so umgegangen ist und ich kann gut nachvollziehen, dass nach so vielen Jahren auch eine starke emotionale Bindung zur Einrichtung gewachsen ist. Dennoch musste diese Entscheidung getroffen werden, da die Zukunft des Hauses vor allem wirtschaftlich nicht gesichert war“, erklärt Anselm. „Wir sind aber froh, dass wir trotz allem eine Lösung gefunden haben, bei der der medizinische Zweck des Gebäudes weiterhin erhalten bleibt.“

Spende an das Kinderhospiz

Über die noch vorhandenen Geldmittel des Fördervereins kann rechtlich das Kloster Mehrerau verfügen, sobald der Verein aufgelöst ist. Was bisher mit dem noch vorhandenen Geld passiert ist, erklärt Humpeler im Detail: „Wir haben dem Kinderhospiz bereits 8000 Euro gespendet, 10.000 Euro gingen an ein Kinderkrankenhaus in Moldawien. Außerdem wurden über 20.000 Euro in Fortbildungen und Unterstütung für Belegschaft des Sanatoriums investiert. Übrig sind noch rund 17.000 Euro. Die Empfehlung des Vereins lautet, diese ebenfalls an das Kinderhospiz zu spenden. „Diesen Vorschlag begrüßen wir seitens des Klosters sehr, möchten die Abwicklung aber nach Möglichkeit in neutrale Hände übergeben“, erklärt der Abt und kündigt an: „Deshalb werden wir Gottfried Feurstein bitten, das für uns zu übernehmen.“

Große Lücke

Fest steht, dass das Sanatorium durch seine Schließung nach 90-jährigem Bestehen eine große Lücke hinterlassen wird. „Es schmerzt und stimmt mich sehr traurig, wie die Schließung abgewickelt wurde. Beamte treffen Entscheidungen, ohne Bescheid zu wissen, was wirklich los ist. Dass man als Auftraggeber eines Gutachtens das gewünschte Ergebnis erhält, ist heutzutage jedem klar. Damit für die Schließung einer Bregenzer Institution zu argumentieren, die man selbst in diversen Reden als notwendig und unersetzbar gelobt hat, ist geradezu lächerlich“, macht Humpeler seinem Ärger Luft. „Ich betrachte das Ende unseres Fördervereins für ein besonders menschliches und individuelles Krankenhaus in der Vorarlberger Spitalslandschaft nicht mit einem lachenden und einem weindenden, sondern eindeutig mit zwei weinenden Augen.“

„Ich appelliere an die Verantwortlichen“

Elisabeth Gehrer, Bundesministerin a.D.: „Wir brauchen unbedingt Nachsorgebetten in der Landeshauptstadt! Es ist eine Zumutung, von Patienten zu erwarten, dass sie nach einer Operation zur Nachsorge nach Rankweil oder gar Maria Rast fahren. Darum appelliere ich an die Verantwortlichen, hierfür eine bessere Lösung zu suchen. Ideal wäre eine offene Planung mit Experten und Einbindung der entsprechenden Hilfsorganisationen, denn Nachsorge gehört mit zum Wichtigsten bei der Gesundheitsversorgung.“

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