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Salzburger Festspiele: Pereira droht mit Rücktritt

Dass ihn das Kuratorium jetzt zurück pfeife, bezeichnete Pereira als "verrückt".
Dass ihn das Kuratorium jetzt zurück pfeife, bezeichnete Pereira als "verrückt". ©Neumayr/Archiv
Der Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, hat am Mittwoch im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten" mit seinem Rücktritt gedroht, sollte das Budget 2013 nicht - wie von ihm vorgeschlagen - genehmigt werden. Zudem forderte er, dass die "seit Jahren eingefrorenen" Subventionen ab 2014 zumindest um die Rate der Lohnerhöhungen angehoben werden. Die Rücktrittsdrohung Pereiras bezeichnete Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (S), der auch Mitglied des Festspiel-Kuratoriums ist, gegenüber der APA als "absolut inakzeptabel".

“Dieser Streit wird entweder dazu führen, dass ich aufhöre, oder dass sie das zähneknirschend genehmigen”, versicherte der neue Intendant gegenüber den “SN”. Der Vorsitzende des Festspiel-Kuratoriums, Wilfried Haslauer (V), hatte kürzlich gesagt, der Intendant sei beauftragt, für 2013 das Budget von 64 Mio. auf 60 Mio. Euro zu stutzen. Pereira hält dies aber weder sinnvoll noch für möglich.

“Bräuchten nur das Budget ablehnen – das wäre ein Misstrauen”

Auf die Frage, wann er aufhören würde, antwortete der Intendant: “Die bräuchten nur das Budget 2013 ablehnen. Das wäre ein Misstrauen. Außerdem kann ich nicht mit einem Kuratorium arbeiten, das jedes Mal drei Sitzungen braucht, um zu genehmigen, ob ich Muti oder Abbado engagieren darf. Aber ich bin überzeugt, dass ich zeigen kann, dass es eine Alternative gibt zur Ängstlichkeit. Ich glaube nicht, dass ich der Größte bin, aber ich hab Gott sei Dank die Lebenserfahrung. Und ich mache das mit Liebe.”

Bürgermeister Schaden empört

Bürgermeister Schaden zeigte sich wegen Pereiras Vorgangsweise empört und sagte auf APA-Anfrage, er lasse sich mit Sicherheit vom Intendanten nicht erpressen. “Diese Drohung, einfach alles hinzuschmeißen, weil es nicht genau nach seinem Willen geht, ist für mich absolut inakzeptabel. Auf diese Weise verstärkt Pereira nur meine Entschlossenheit, eine budgetäre Grenze zu setzen, die selbstverständlich auch einzuhalten ist”, sagte Schaden. Verhandlungsspielraum gebe es für ihn absolut keinen mehr. “Schon im Vorjahr haben wir – und vor allem die Vertreter des Bundes – sehr mit uns gerungen, bevor wir einer Budgeterhöhung von 52 auf 57 Mio. Euro zugestimmt hatten. Jetzt sind wir Pereira wieder entgegengekommen und haben ihm weitere drei Mio. Euro, also insgesamt 60 Mio. Euro, zugestanden. Das ist bereits der maximal mögliche Kompromiss.”

Festspiele sollten nicht abhängig von Sponsoren sein

Dass ihn das Kuratorium jetzt zurück pfeife, bezeichnete Pereira als “verrückt”. Haslauer habe in einem Interview (gegenüber den “SN”, Anm.) gesagt, die Salzburger Festspiele sollten nicht abhängig von Sponsoren werden. Aber wenn er, Pereira, Sponsoren suche, beruhe das auf der jahrelangen Weigerung der Subventionsgeber, wenigstens Lohnerhöhungen mitzutragen. “Die zwingen mich ja dazu, mich nach anderem Geld umzuschauen”, betonte der Intendant. Er lege jetzt für 2013 ein Budget vor, dass eine Million Euro Überschuss ausweise, “der durch die tatsächlichen Karteneinnahmen vermutlich verdoppelt wird. Dafür muss ich mich jetzt entschuldigen. Verstehen Sie, dass ich verzweifle an diesem Misstrauen?”

Wenn die Subventionen nicht erhöht würden, dann ergebe sich von 2010 bis 2014 allein wegen der Zunahme der Löhne ein Verlust von 1,8 Mio. Euro. “Da habe ich mit Schrecken erkannt: Wenn die Subventionen nicht einmal die Lohnerhöhung ausgleichen, bin ich paralysiert”, erklärte Pereira gegenüber den “SN”. “Wenn man die bis 2011 geübte Geschäftspolitik mit drei neuen Opern pro Jahr fortsetzte, hieß es das: 2014 gäbe es nur noch eine neue Oper und ab 2015 nur noch Wiederaufnahmen. Anders gesagt: Wir zahlen immer mehr für Fixkosten statt für Kunst, weil uns der jahrelange Sparkurs der Subventionsgeber da hinein zwingt.”

Pereira fordert “neue Politik”

Pereira fordert “eine neue Politik”. Er habe zunächst nur eine Chance, mehr Sponsorgeld und mehr Kartenerlöse, also erhöhte Preise und mehr Karten. “Nur so kann ich aus dem Teufelskreis herauskommen. Sonst kann ich gleich aufhören. Für das erste Jahr (2012, Anm.) wird das gelingen, wir werden mit zusätzlichen Erlösen die Lohnerhöhungen abfangen.” Für 2013 stehe der zweite Schritt an.

Im Jahr 2013 will Pereira nicht nur das Spitzenorchester von “El Sistema”, das “Simon Bolivar Orchestra”, nach Salzburg holen, sondern auch 900 bis 1000 Kinder und den Behindertenchor sowie Begleitpersonen. “Wir wollen ‘El Sistema’ in seiner Breite vorstellen. Das wird man auf der Welt vermutlich nie mehr so erleben.” Das Projekt koste 2,7 Mio. Euro. Der Hauptsponsor von “El Sistema”, Michael Hilti, werde einen wesentlichen Teil bezahlen. Es gebe noch zwei weitere Sponsoren, so Pereira. Ein Unternehmer habe 900.000 Euro zugesagt. Das Projekt sei zur Gänze finanziert, er müsse sich aber jetzt vom Kuratorium anhören, er dürfe das nicht machen, wunderte sich der Intendant. “Jetzt wird geschrien, eine solche Ausweitung sei grauenhaft. Und Haslauer und Schaden befürchten, dass die Stadt zusammenbricht.” (APA)

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