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Rund neun Meter in 24 Stunden

Wohl eines der imposantesten Bauwerke beim Obervermuntwerk II: das Wasserschloss.
Wohl eines der imposantesten Bauwerke beim Obervermuntwerk II: das Wasserschloss. ©illwerke vkw/Patrick Säly Photography
Das Obervermuntwerk II wird das zweitgrößte Pumpspeicherkraftwerk des Vorarlberger Energiedienstleisters illwerke vkw. Die vierteilige Serie „Obervermuntwerk II – Im Zeichen der Wasserkraft“ beleuchtet das aktuelle Baugeschehen und blickt hinter die Kulissen des Baustellenalltags auf rund 1700 Meter Höhe. Teil 2 der Serie gibt einen Einblick in die Bauarbeiten am riesigen Wasserschloss, dem wohl imposantesten Bauwerk, das beim Obervermuntwerk II entsteht.

Mit einem Maximaldurchmesser von bis zu 17 Metern wird das Wasserschloss der größte Schacht des Obervermuntwerks II. Ist das Obervermuntwerk II erst einmal in Betrieb, bewegen sich bis zu 164.000 Liter

Wasser pro Sekunde zwischen den beiden Seen. Beim Umschalten von Turbinen- in Pumpbetrieb oder umgekehrt wird das Wasser binnen Sekunden gestoppt. Dabei entstehen unvorstellbar hohe Drücke. Durch das nach oben offene System des Wasserschlosses hat das Wasser die Möglichkeit, nach oben aufzuschwingen. Vom Schachtkopf bis zum Schachtfuß misst der Anlagenteil rund 300 Meter. Am Schachtkopf erreicht er einen Durchmesser von 17 Metern, nach rund 80 Metern verengt er sich auf 6,3 Meter. In diesem Bereich wurden drei Kammern mit einer Länge von rund 70 Metern ausgebrochen und ausbetoniert, die den Wassermassen weitern Auslauf gewähren. Besonders spannend ist das Verfahren, mit dem aktuell der Schacht ausbetoniert wird. Die sogenannte „Gleitschalung“ bewegt sich konstant von unten bis ganz nach oben.

Konstante Geschwindigkeit
Eine Besonderheit bei der Betonauskleidung des Schachtes stellt die Art und Weise dar, wie diese hergestellt wird. Die sogenannte Gleitschalung klettert konstant mit einer Geschwindigkeit von rund neun Metern pro 24 Stunden in die Höhe. Dabei wird der Beton kontinuierlich in Lagen von rund 30 Zentimetern eingebracht. Besonders herausfordernd bei dieser Art des Betonierens sind die Anforderungen an den Beton. Zum einen darf dieser nicht zu weich sein, damit er seine Form am unteren Ende der Schalung behält und „standfest“ ist, zum anderen sollte er aber auch nicht zu steif sein, um ihn optimal verarbeiten zu können. Aus diesem Grund wurden vor dem Start der Arbeiten umfangreiche Versuche gemacht. Der besondere Vorteil dieser Vorgehensweise liegt in der hohen Geschwindigkeit. Vom 1. bis 18. Juni konnten auf diese Art und

Weise 154 Meter des Vertikalschachtes ausbetoniert werden. Am Übergang vom Vertikalschacht zum sogenannten Steigschacht gibt es einen Konus, an dem sich der Durchmesser des Schachtes von 6,3 Meter auf 17 aufweitet. Dieser Abschnitt muss nun noch herkömmlich geschalt werden, bis es schließlich mit der Gleitschalung bis ganz nach oben zum Schachtkopf geht – aufgrund des höheren Durchmessers nicht mehr ganz so schnell, aber wohl immer noch mit rund drei bis vier Metern in 24 Stunden.

Innovatives „Raise-boring“
Schon bei den Ausbruchsarbeiten des Schachtes kam ein besonders Verfahren zum Einsatz: Beim sogenannten Raiseboring wurde zuerst eine Pilotbohrung mit kleinem Durchmesser von oben nach unten durchgeführt. Im Anschluss an diese Bohrung, die zentimetergenau kerzengerade nach unten führt, wurde an einer Bohrstange ein Fräskopf angebracht, der einen Schacht mit einem Durchmesser von drei Metern 300 Meter nach oben fräste. Erst dann erfolgte im Sprengvortrieb Schritt für Schritt die Aufweitung, bis der Schacht seine vorgesehene Dimension erreicht hat.

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