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Rigoletto-Premiere in der Wiener Staatsoper: Sänger musste abbrechen

Am Samstag feierte "Rigoletto" in Wien Premiere.
Am Samstag feierte "Rigoletto" in Wien Premiere. ©APA/WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN
Mitten in der Premiere von Verdis "Rigoletto" gab es am Samstag in der Wiener Staatsoper eine unvorhergesehene Unterbrechung und anschließende Umbesetzung: Simon Keenlyside, der die Titelpartie sang, musste aus gesundheitlichen Gründen seinen Part an Paolo Rumetz übergeben.

Die Premiere von Verdis “Rigoletto” am Samstag in der Wiener Staatsoper ist von einer Erkrankung des Hauptdarstellers überschattet worden. Der Bariton Simon Keenlyside musste nach dem zweiten Akt ersetzt werden, die Aufführung konnte trotzdem zu einem soliden Abschluss gebracht werden. Pierre Audis Regie zeichnete sich durch konventionelle Personenführung, historische Kostüme und klare Räume aus.

Rigolettos Tochter im Käfig

Zu Beginn steht Rigoletto mit nacktem Oberkörper und schmuddeligem Renaissance-Kragen in einer wüsten weiß-grauen Landschaft, ein paar kahle Baumreste umgeben den körperlich und seelisch deformierten Gehilfen des skrupellosen Herzogs von Mantua. Gleich darauf gibt die Drehbühne den Blick auf die Welt der Adeligen frei, vor goldfarbenen Wänden tummelt sich eine verkommene Hofgesellschaft in historisch verbrämten, großteils sehr farbenprächtigen Kostümen (Ausstattung: Christof Hetzer). Rigolettos Tochter Gilda, die in einer Bretterhütte wie in einem Käfig lebt, verkörpert in ihrem unschuldig-weißen Kleid die sorgsam gehütete Privatwelt des Hofnarrs. Doch der lüsterne Herzog hat sie längst entdeckt, hat seinen Spaß mit ihr und wird sie dann schnell wieder los – besonders deutlich erkennbar, wenn er ihr ein prächtiges Kleid schenkt und dann die Türe schließt. Sein Interesse ist merklich erloschen.

Simon Keenlyside spielte intensiv

Zuvor hat Rigoletto einen herzzerreißenden Auftritt auf der hohen Stiege, wenn er fast auf den Knien hinaufrutscht und darum fleht, dass die Höflinge ihm sagen, wo sich sein Kind befindet. Simon Keenlyside spielt das so intensiv und großartig, dass sein Ausscheiden nach dem zweiten Akt noch mehr schmerzt. Eine seltsame Szene durfte Keenlyside aber noch erleben: Als er bei seinem Duett mit Gilda die Bühne bereits verlassen hatte, ließ Dirigent Myung-Whun Chung einfach weiterspielen. Also kehrte der Sänger wieder zurück und quälte sich noch länger, wobei man als Zuschauer mit ihm litt.

Keine neue Inszenierung in der Staatsoper

Der dritte Akt zeigt schließlich die Welt des “Berufsmörders” Sparafucile, einem kalten Intellektuellen. Er wohnt mit seiner verführerisch-skrupellosen Schwester Maddalena in einer luftigen Bude, die von allen Seiten einsichtig ist. Im ersten Stock vergnügt sich der Herzog mit seiner neuen Geliebten, während Gilda vor dem Haus leidet, bevor sie sich für den Treulosen opfert. Der Schluss ist wie gehabt: Gilda liegt tödlich verwundet im Sack und Rigoletto (mittlerweile Paolo Rumetz) bemerkt, dass er den Mörder seiner Tochter gedungen und bezahlt hat.

Pierre Audi zeigt nichts Neues, stellt aber schlüssige Figuren auf die Bühne. Myung-Whun Chung gab am Pult eine strenge, nicht sehr detailbetonte Gangart vor, die die dunklen Seiten des Werkes hervorhob und stellenweise mehr Dynamik vertragen hätte. Simon Keenlysides Rigoletto war weniger polternd und kraftvoll, er zeigte eine gequälte Seele in einem beschädigten Körper mit kultivierter Stimme. Seine Gebrechen deutete er ebenso an wie ironische Tanzschritte. Leider kam es nicht mehr zum großen Ausbruch im Finale des zweiten Akts und zur Sterbeszene von Gilda – diese Momente waren bei Paolo Rumetz, der bereits die Generalprobe gesungen hatte, in guten Händen. Piotr Beczala zeigte als Herzog stimmlichen Glanz und Geschmeidigkeit, Erin Morley war eine zarte, liebliche Gilda mit nicht sehr großer, aber mit funkelnden Höhen ausgestatteter Stimme.

Lob für Ryan Speedo Green

Ein Sparafucile der besonderen Art war Ryan Speedo Green: Seine ruhige, bestimmte Art und seine klare, wenn auch unmoralische Perspektive verlieh ihm eine gewisse Würde, die er mit profundem Bass unterstrich. Der zweite Bass, Monterone, durfte seinen Fluch in die Menge schleudern, ging aber dabei ein wenig im ausgezeichneten Chor unter. Elena Maximova schließlich war eine kokette, blond gelockte Maddalena, die mit verführerischen Tönen und pinkfarbenem Outfit alle um den Finger wickelte. (APA)

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