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Rauchende Colts im All

Space Sheriffs auf Patrouille: Project Sylpheed.
Space Sheriffs auf Patrouille: Project Sylpheed.
Was im Wilden Westen die Sheriffs, sind in Square Enix´ neuem Weltraum-Shooter die Terra Truppen. Auf der Xbox 360 sorgen sie für Recht und Ordnung – in einem Wechselbad aus Lust und Frust. 

Project Sylpheed setzt den Gamer hier hinter den Steuerknüppel eines bis an die Zähne bewaffneten Schiffs, mit dem er in den Weiten des Alls für Ordnung sorgt. Wandelt Sylpheed damit auf den Spuren des legendären Wing Commander? Schön wärs.

Als aufstrebender Pilot namens Katana steigt der Spieler für die Terra-Truppen ins Cockpit eines Delta Sabers-Raumjägers, um gegen die Rebellen anzutreten. Im Verlauf der Geschichte ändert sich die Sicht der Dinge und früher oder später fragen sich die beiden Hauptprotagonisten, ob sie wirklich auf der richtigen Seite kämpfen.

Im Verlauf der Geschichte, die sich über 16 Missionen erstreckt, warten auf den Spieler einige überraschende Wendungen, bis die Hintergründe des Konflikts zwischen Rebellen und der Allianz klar werden. Mittels FMV-Sequenzen mit Manga-Touch wird die Geschichte weitererzählt. Sämtliche Dialoge laufen gut synchronisiert in englischer Sprache ab – deutsche Untertitel lassen sich optional aktivieren.

Die Spielengine selbst wirkt in ihrer Aufmachung wie eine Nachfolge des legendären Wing Commander, ganz im gegensatz zum inoffiziellen Vorgänger auf der PS2 mit Namen Silpheed. Vollkommen frei bewegt sich der Spieler mit seinem Schiff durch die unendlichen Weiten des Weltalls. Kommt es zu Gefechten, wechselt die Perspektive in eine von zwei Cockpitansichten oder eine Verfolgerperspektive.

In der Pilotenschule lernt der angehende Raumsheriff den Umgang mit seinem Delta Sabre und den zahlreichen Bedienungselementen des HUD. Letzeres wirkt dank Radar, Schild, Panzerungs- und Waffenanzeigen etwas überladen. Wer sich damit aber eingehend auseinandersetzt, erhält so innovative neue Bedienungsideen wie eine Anzeige, die signalisiert, wann sich ein Ziel in Reichweite der Primär- oder Sekundärwaffe befindet. Wahlweise wird so auf lange Reichweite ein Ziel mit zielsuchenden Raketen oder Plasmalasern bekämpft, im Nahkampf wechselt der Spieler fix auf die Bordkanone und liefert sich Luftschlachten im luftleeren Raum mit den bösen Buben.

Durch das erfolgreiche Absolvieren von Missionen gibt es Credits, die der Gamer in neue Technologien am Schiff investieren kann. Ausser der Bugwaffe können bis zu drei weitere Systeme am Delta Sabre angebracht werden, die im Cockpit durchgeschaltet werden.

Obwohl die Steuerung intuitiv wirkt: Das Handling des Sabre erfordert ein gewisses Feingefühl im linken Daumen. Bei nur leichten Links- und Rechtsbewegungen lenkt die Maschine nach links oder rechts, bei vollem Durchdrücken des Analogsticks rollt der Jäger. Das kann besonders in heißen Gefechten etwas nerven. Wem das Rollen zu hektisch ist, kann gottlob auf eine versimplifizierte Version der Steuerung zurückgreifen, bei der dieses Manöver deaktiviert ist.  Mit dem rechten Trigger gibt der Pilot Schub, mit dem linken wird die Schubumkehr aktiviert. Mittels zweifachem Betätigen des rechten Triggers zündet der Pilot den Nachbrenner, was aber auf Kosten der Schildenergie geht. Über die Y-Taste werden Spezialmanöver aktiviert, Kombinationen mit der B-Taste ausgeführt, mit dem Digikreuz wird an Kollegen gefunkt.

Wer sich mit der Steuerung und dem HUD ausreichend beschäftigt hat, darf sich in die erste Schlacht stürzen, wobei stürzen genau der richtige Ausdruck ist. Ab sofort wird’s nämlich chaotisch. Bis die Steuerung und das HUD in Fleisch übergehen, wird deshalb oft ein Game Over am Bildschirm stehen. Der grafische Overkill, hektisch agierende Flügelmänner und ein unkontrolliert wirkendes Gefechtsverhalten der KI Kameraden lassen einen schnell die Übersicht verlieren. Wenngleich das Gefechtsverhalten actionreich ist, und recht real wirkt: Ab einem gewissen Punkt der Schlacht verliert man die Übersicht und ballert sogar auf KI-Kollegen, weil man in diesem Feuerwerk Freund und Feind nicht mehr auseinanderhalten kann. So bleibt der gelbe Pfeil der liebste Freund, der einem den Weg zum nächsten Missionsziel weist. Abschließend bleibt das Resümee, dass die Entwickler von Project Sylpheed zwar gutes vor hatten, aber es in ihren Auswirkungen übertrieben haben. 

Besonders in Escort-Missionen leuchtet deswegen das Game Over am Schirm auf, aus Lust über die gewaltige Action wird Frust. Neben dem ohnehin hohen Schwierigkeitsgrad durch die beschriebenen Eigenheiten sitzt einem nämlich oft auch das Zeitlimit im Nacken, wenn man etwa innerhalb von drei Minuten eine Vielzahl von Zerstörer ausschalten muss.

Die Technik von Project Sylpheed weiß durchaus zu überzeugen, wenngleich der Sound nicht jedermanns Sache sein wird – orchestrale Klänge hätten besser zur Space Opera gepasst. Grafisch ist das Game beeindruckend, wobei weniger mehr gewesen wäre. Aber das Geschehen läuft jederzeit flüssig über den Schirm.

 

Fazit:

Project Sylpheed hätte mit etwas westlich orientierterem Gamedesign durchaus auf die eine oder andere Art Wing Commander beerben können. Zeit wäre es eigentlich für ein Weltraum-Ballergame mit Anspruch. Die Xbox 360 hätte ausreichend Power dazu unter der Haube. Trotz brachialem Look und an sich interessantem Spielprinzip (Action gepaart mit Rollenspiel) und einer zwar klischeehaften aber spannenden Geschichte kommt Sylpheed dank Frust aber leider nicht über Mittelmaß hinaus. Freunde gepflegter Nippon-Unterhaltung mit knackigem Schwierigkeitsgrad mögen im Cockpit ihres Delta Sabre Vergnügen haben. Der große Teil der Durchschnittsgamer wird sich daran aber leider die Zähne ausbeißen. So bleibt nur noch die nüchterne Erkenntnis: Im All hört Dich keiner schreien…

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