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Rauch: "Bin überhaupt kein König"

Man findet Gastronom Reinhard Rauch oft in seinen Lokalen: Meistens beim Mithelfen, ab und an bei einem Gläschen Wein.
Man findet Gastronom Reinhard Rauch oft in seinen Lokalen: Meistens beim Mithelfen, ab und an bei einem Gläschen Wein. ©MiK
Feldkirch - WANN & WO traf sich mit Reinhard Rauch. Der Feldkircher Szene-Gastronom über Erfolg, Konkurrenz und Frauen.

WANN & WO: Sie sind als gestandener Gastronom Feldkirchs …

Reinhard Rauch: Naja, ab und zu liegend … (lacht).

WANN & WO: … und bescheidener und zurückhaltender Typ in der Szene etabliert. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Reinhard Rauch: Ich habe kein Geheimnis, wir kochen alle mit Wasser. Meine Vision ist, immer bodenständig zu bleiben. Stillstand ist gefährlich. Ich hatte das Gastgewerbe nicht einmal gelernt, sondern mir hat das extrem gefallen. Ich war zwölf Jahre lang im Ausland und konnte viel Erfahrungen sammeln. Ins Gastgewerbe bin ich eher zufällig hineingeschlittert.

WANN & WO: Und was hat Sie bewegt, wieder nach Feldkirch zurückzukehren?

Reinhard Rauch: Irgendwann reicht es dann, aus dem Koffer zu leben und immer von neu anzufangen. Ich bin nirgends hängen geblieben und Feldkirch hat mir immer gefallen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass hier etwas fehlt – etwas Alternatives und das haben wir dann mit der Sonderbar gemacht. Mich nervte der 08/15-Sound in den Lokalen.

WANN & WO: Wie emotional war für Sie das Ende der Sonderbar?

Reinhard Rauch: Ich versuche eigentlich, im ganzen Leben nichts und niemandem nachzutrauern – mich nicht wirklich an solche Sachen zu binden. Kurzfristig hat es mich schon berührt, aber man macht ja immer wieder neue Sachen. Alles ist vergänglich.

WANN & WO: Wäre wieder etwas Neues geplant oder eine Kooperation mit Ihrem Bruder (Thomas Rauch) vorstellbar?

Reinhard Rauch: Naja, er will nicht ins Gastgewerbe und das ist auch besser so (lacht). Es gäbe sicher Trends, die man aufgreifen könnte, z.B. vegetarisches Essen oder Hotels, denn da gibt es keine wie in Hamburg oder so.

WANN & WO: Ihr Bruder ist ja jetzt literatisch erfolgreich unterwegs.

Reinhard Rauch: Halbwegs, er macht ja auch viele andere Sachen – er hilft uns auch und technisch ist er sehr gut. Aber es ist einfach nicht mehr seine Welt.

WANN & WO: Wie gehen Sie mit der Konkurrenz in der Stadt um?

Reinhard Rauch: Konkurrenz ist da, aber gerne redet man von „Mitbewerbern“. Ich würde sagen, dass wir ein gutes Verhältnis haben. Man macht einiges zusammen und wenn man sich trifft, redet man eben miteinander. Aber man kann die Lokalitäten auch nicht wirklich vergleichen.

WANN & WO: Stellen wir jetzt einmal in den Raum, dass Sie Feldkirchs Gastronomie-König sind.

Reinhard Rauch: Also so fühle ich mich überhaupt nicht und ich mache das, was mir Spaß macht. Ich bin überhaupt kein König. Ich habe vor 25 Jahren angefangen und Plage mich mit den selben Problemen wie andere herum.

WANN & WO: Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?

Reinhard Rauch: Ja, aber das muss man sich auch ab und zu einreden. Jemand, der meint, dass er es „geschafft“ hat, befindet sich wieder am absteigenden Ast. Du darfst eigentlich nie Ruhe geben und solltest immer einen Schritt voraus sein. Das ist sehr wichtig.

WANN & WO: Man sieht Sie sehr oft beim Mithelfen in Ihren Lokalen.

Reinhard Rauch: Das hat verschiedene Gründe: Einerseits gehe ich nicht gerne zu Gästen und mache nichts – eine Art Selbstschutz – und andererseits bin ich ein Detailfreak und möchte, dass meine Mitarbeiter das sehen. Ich will es so vormachen, wie es sich gehört.

WANN & WO: Kennen Sie Luke Bereuter? Erfolgreicher, junger Gastronom in Wien.

Reinhard Rauch: Ah, der mit dem Badeschiff? In Feldkirch hätte das wahrscheinlich nicht funktioniert Und deshalb glaube ich nicht, dass der Weg, den Luke Bereuter in Wien geht, in Vorarlberg möglich gewesen wäre – zumindest nicht in der kurzen Zeit.

WANN & WO: Wo sehen Sie gastronomische Grenzen in Feldkirch?

Reinhard Rauch: Das Problem ist, dass wir keine Uni haben und somit gehen viele junge Menschen in andere Städte. Man muss sich nur anschauen, was in Innsbruck los ist. Zudem gibt es einen wahnsinnigen bürokratischen Aufwand in Vorarlberg. Es ist extrem, wenn man sich anschaut, was z.B. alles in Wien durchgeht. Ich war auf ein paar Neueröffnungen und das würde bei uns nicht funktionieren. In London findet man Bars ohne Eingangsschild und Beleuchtung und steht dann in einem Keller in einer der weltbesten Bars. Da fragt man nicht wirklich nach Richtlinien.

WANN & WO: Wie würde Ihr Traumlokal aussehen?

Reinhard Rauch: Früher wollte ich immer ein Lokal haben, in welchem sich die Kulissen täglich oder zumindest wöchentlich ändern. Als Gast wäre ich froh, wenn es etwas gutes zum Essen und Trinken gäbe und es stressfrei wäre. Einrichtung und Musik sind mir extrem wichtig. Mit der Zeit ist man aber nicht mehr so anspruchsvoll.

WANN & WO: Reinhard Rauch privat: liiert oder solo?

Reinhard Rauch: Puh, das ist ein heißes Eisen. Ja, momentan bin ich mit einer jungen Studentin zusammen – super Mädchen! Und ich bin doch schon in einem gewissen Alter… Ich kenne jetzt nicht so viele, die das ganze Leben lang verheiratet sind – mit der gleichen Frau. Die Frage ist auch, ob man das überhaupt muss? Aber ich bin eher sprunghaft und ich binde mich nicht zu stark an Lokale, Autos oder Partner, sodass ich mich deswegen den Stadtschrofen herunterstürzen würde, wenn es nicht mehr hinhaut (lacht). Wahrscheinlich ein Fehler von mir.

(WANN & WO)

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