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Grabungen in Rankweiler Kirche: Skelett gefunden

Das Grabungsfeld in der St. Michael-Kirche auf dem Liebfrauenberg in Rankweil
Das Grabungsfeld in der St. Michael-Kirche auf dem Liebfrauenberg in Rankweil ©Andreas Picker, Barbara Grabherr-Schneider
Rankweil - Seit mehreren Monaten laufen die archäologischen Grabungen in der St. Michael-Kirche am Liebfrauenberg in Rankweil. Die bisherigen Ergebnisse wurden am Dienstag präsentiert.

Direkt unter dem bisherigen Gestühl konnte ein durchgehender Estrichboden aus Kalkmörtel aus der Zeit der Errichtung der gotischen Kirche im 16. Jahrhundert festgestellt werden. Im Bereich des Mittel- bzw. Quergangs war ein Ziegelplattenboden verlegt. Zwischen dem Unterboden und der Holzkonstruktion der Bänke hat sich über die Jahrhunderte eine dünne Schmutzschicht gebildet – eine wahre Fundgrube für die Archäologie. So konnten auch in der St. Michael-Kirche fünf Münzen, zahlreiche Perlen von Rosenkränzen und verschiedene Anhänger geborgen werden, darunter auch ein winziger geschnitzter Anhänger aus Bein in der Form eines menschlichen Schädels.

Vorgängerkirche aus dem Frühmittelalter

Wissenschaftlich am interessantesten sind jedoch die Befunde, die unter dem gotischen Estrichboden zutage kamen: Direkt auf dem stark abgearbeiteten Felsen wurden die letzten Reste einer älteren Vorgängerkirche dokumentiert. Dieser Bau war mit etwa sechs Metern Breite nur etwas schmäler als der heutige. Seine Länge lässt sich nicht mehr genau feststellen. Die Nord- und Westmauer ist nur 60 bis 70 Zentimeter stark, was tendenziell für ein hohes Alter spricht.

Im westlichen Bereich lagen mindestens drei mit Bachsteinen ausgemauerte Gräber. Da hier vielfach später nachbestattet wurde, befanden sich viele der menschlichen Knochen jedoch nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage. Ein Skelett lag jedoch noch sehr gut erhalten in der am aufwändigsten gemauerten Gruft im Süden. Eine Datierung der Knochen mit Hilfe der Radiokarbonmethode steht noch aus. Derzeit kann laut Bundesdenkmalamt aber schon gesagt werden, dass die Machart der gemauerten Gruften, in denen Stifter oder andere wichtige Personen beigesetzt wurden, sowie die schmalen Außenmauern für eine Datierung ins Frühmittelalter sprechen. Wenn sich diese Vermutung bewahrheitet, wäre der Gründungsbau von St. Michael somit einer der ältesten Sakralbauten im Land. Dieser wurde gewiss immer schon als Grab für das Totengedenken verwendet – eine Funktion, die die heutige Kirche inmitten dieses uralten Friedhofs noch immer ausübt.

Restaurierung ermöglichte Grabungen

Im Zuge der aktuellen Restaurierungsarbeiten im Inneren der Kirche wurde die Erneuerung der desolaten Unterkonstruktion unter den Bankreihen beschlossen, die bei barrierefreier Ausführung ein Absenken des Kirchenbodens um rund 30 Zentimeter erforderlich machte. Eine solche Veränderung am denkmalgeschützten Gebäude wurde vom Bundesdenkmalamt genehmigt, jedoch mit der Auflage, dass eine archäologische Dokumentation der zutage tretenden Überreste stattfinden müsste. Diese Arbeiten fanden im April und Mai 2017 statt.

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