Rankweil. (sch) Vor ein paar Jahren beeindruckte ein respektabler heimischer „Jedermann“ auf dem stimmungsvollen Kirchplatz vor der Basilika ein zahlreiches Publikum. Heuer gab es einen neuen Versuch, den Platz mit Freiluft-Theater sinnvoll zu bespielen – der Freundeskreis Basilika, die Marktgemeinde Rankweil und das Alte Kino Rankweil präsentierten mit der prominenten Vorarlberger Regisseurin Brigitta Soraperra an der Spitze das Volksstück „Jägerstätter“ des Tiroler Erfolgsautors Felix Mitterer (geb. 1948). Er besuchte die Aufführung am Sonntagabend, auf die sich dieser Bericht bezieht. Eine kleine Theater-Reminiszenz: Um zwei gegensätzliche „Tode“ ging/geht es bislang am Fuße der Rankweiler Basilika; der Prasser und egoistische Genussmensch Jedermann will partout nicht sterben; Jägerstätter, der einfache Bauer, Katholik, Mesner, „Sturschädel“ und Gerechtigkeitsfanatiker von Kohlhaas-Format, nimmt als Kriegsdienstverweigerer lieber den Tod auf sich, als seiner Anti-Nazi-Gesinnung untreu zu werden. Und „Jägerstätter“ wird durch diese Problematik zum erschütternden, exemplarischen Gewissensdrama aus der unheilvollen Nazi-Zeit.
Heute ist Jägerstätter ein immer noch umstrittener Seliger der Katholischen Kirche.
Jägerstätter-Biografie
Felix Mitterer hat den Lebenslauf des Österreichers Franz Jägerstätter (1907-1943) in seiner berühmten realistischen Gestaltungskunst in ein Volksstück gegossen, das 2013 in Wien erfolgreich uraufgeführt wurde. Und Brigitta Soraperra hat als Meisterin der dramatischen Verknappung aufs Wesentliche eine Inszenierung geschaffen, die dem Autor, aber vor allem den historischen Figuren in der Biografie Jägerstätters voll gerecht wird. Geschickt dosiert sie auch die zahlreichen emotional anrührenden Momente. Der Platz, die „Bühne“, ist bis auf ein paar karge Requisiten, leer. In atemberaubender Dichte reiht sich Szene an Szene – umrahmt von Chor/Musik Hugo Distlers (Michael Fliri, Arno Oehri) und der Choreografie der Massen (Volk, Soldaten; Ursula Sabatin). Die zeitbezogenen schlichten Kostüme schuf Andrea Knecht. Ein Ensemble hervorragender Amateurschauspieler mit klarer Diktion waren die Solisten/Akteure, etwa u. a. Sepp Gröfler und Andrea Zimmermann als nuancenreich spielendes Ehepaar Jägerstätter, Hanno Dreher als aalglatter Linzer Bischof, Harald Keckeis als menschlicher Nazi Dr. Feldmann, Angelika Kerschhaggl-Linder als rebellische Mutter von Franz, Jürgen Reiner und Martin Salzmann als profilierte Oberlehrer und Bürgermeister in Gewissensnöten… Echte Betroffenheit, dann aber Jubel für einen großen Rankweiler Abend!
Letzte Aufführungen: Donnerstag, 31. August und Freitag, 1. September.
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