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Radioreichweiten waren manipuliert: Antenne Vorarlberg unter Geschädigten

Schwarzach - In den letzten fünf Jahren habe die Marktforschungsinstitut GfK die Zahlen der Radioreichweiten verfälscht. Während man die Zahlen der ORF-Sender überhöht wiedergegeben wurden, wurden die Privaten kleingerechnet. Die Antenne Vorarlberg etwa wurde um die Vorarlberger Marktführerschaft in der wichtigen Gruppe der 14-bis-49-Jährigen betrogen.

Die Radiotest-Manipulationen durch das Marktforschungsinstitut GfK könnten in den vergangenen fünf Jahren einen finanziellen Schaden von bis zu 20 Millionen Euro verursacht haben. Während Ö3 und die Regionalsender wie Radio Vorarlberg anscheinend hinaufgeschrieben wurden, wurden die pivaten Radiosender mit geringeren Reichweiten ausgewiesen.

ORF-Sender bevorzugt

So wies GfK im ersten Halbjahr 2015 in der werberelevanten Zielgruppe (14 bis 49 Jahre) für Ö3 41 Prozent Marktanteil aus, tatsächlich waren es nun nach Prüfung der manipulierten Daten nur 38 Prozent. Für den ORF insgesamt wurden 64 Prozent ausgewiesen, der wahre Wert lag bei 60 Prozent. Der private Vermarktungsring RMS Top wurde im Gegenzug mit 33 statt der tatsächlichen 36 Prozent Marktanteil ausgewiesen.

14 – 49 Jahre: Antenne Vorarlberg ist Marktführer im Ländle

In einzelnen Bundesländern waren die Manipulationen durch GfK offenbar noch gravierender. In der Steiermark wurde die Antenne Steiermark von 31 auf 24 Prozent Marktanteil runtergestuft. In Vorarlberg war die Antenne 2015 in der für die Werbewirtschaft wichtigen Gruppe der 14-bis-49-Jährigen weit vor Ö3 Marktführer, erklärt Programmchef Dirk Klee. Dies war bisher offiziell keinem privaten Radiosender gelungen. In den ausgegebenen Zahlen war davon nichts zu sehen, Ö3 wurde als Marktführer angegeben.

Privatsendern entgingen Millionen

Dies hätte gravierende Auswirkungen auf die Finanzierung der Radiosender, wird der Werbemarkt doch über die Reichweite bewertet. Schließlich macht das Werbevolumen von zirka 100 Millionen Euro aus, wer mehr Marktanteil hat kann mehr für die Werbung verlangen. Ernst Swoboda, Vorsitzender vom Verband der Privatsender, schätzt den Schaden auf bis zu 20 Millionen Euro für die Privatsender.

Motive noch unklar

Die Motive für die Manipulationen sind nach wie vor unklar. “Bei dieser Dimension fehlt mir momentan jede Erklärung. Klar ist, das ist bis in die Führungsspitze der GfK Österreich bekannt gewesen. Das ging über viele Jahre, ganz systematisch. Es gibt bis dato keinen objektivierbaren Anhaltspunkt, dass der ORF was davon gewusst hätte”, so der VÖP-Vorsitzende. Swoboda vermutet, dass GfK dem ORF einfach Gutes tun wollte, weil es von dort immer wieder Aufträge für Erhebungen gab. “Solche Fälle orten wir in letzter Zeit verstärkt”, erzählte Swoboda. “Ich habe Indizien dafür, dass das auch bei den Verwertungsgesellschaften passiert. Dort scheint es so zu sein, dass auch die Privaten diskriminiert werden und der ORF bevorzugt behandelt wird. Wobei dort geht es nicht um kriminelle Machenschaften, sondern um Verträge, die anders ausgelegt sind.”

Privatsender prüfen Regressforderungen

Die heimischen Privatsender wollen nun jedenfalls die eigentlich ihnen zustehenden Werbegelder für die nicht ausgewiesenen Marktanteile zurück haben. “Wir werden selbstverständlich Schadenersatz fordern. Primär von der GfK, aber ich lasse auch gerade prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, sich das direkt vom ORF zu holen. Der ORF hat unsere privaten Kontakte, Leistungen verkauft und daher hätten wir gerne, was er als Kaufpreis dafür bekommen hat. Das ist ein ganz simpler zivilrechtlicher Zugang”, so Swoboda. In der Juristensprache ist von einem ungerechtfertigten Verwendungsanspruch durch den ORF die Rede. Dieser gilt unabhängig von der Schuldfrage. “Darüber werden wir mit dem ORF reden müssen und vielleicht nicht nur reden”, meinte Swoboda.

(APA/red)

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