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Prozess: Schwere Drohungen um geheime Teenager-Liebe

Der Vater des Mädchens erhielt eine bedingte Strafe.
Der Vater des Mädchens erhielt eine bedingte Strafe. ©Neumayr/MMV/Archiv
Zwei Teenager hatten – ganz im Stile von Romeo und Julia – ihre Beziehung wegen unterschiedlicher Religionen geheim gehalten. Als sie Sache ans Licht kam, soll es zu schweren Drohungen wie „Hals und Augen aufschlitzen“ gekommen sein. Der Vater des Mädchens wurde zu zwei Monaten bedingt verurteilt.

Das Thema eines Prozesses am Dienstag in Salzburg hat an die Liebesgeschichte von “Romeo und Julia” erinnert: Eine Familie mit kosovo-albanischen Wurzeln wollte die Beziehung der 17-jährigen Tochter zu ihrem gleichaltrigen Freund serbischer Herkunft verhindern – laut Anklage mit Gewaltandrohung. Doch die fünf Beschuldigten bestritten den Vorwurf der gefährlichen Drohung und schweren Nötigung.

Beziehungstragödie à la Shakespeare in Salzburg

Die drei Monate dauernde Beziehung hat zum Glück nicht wie bei William Shakespeares Tragödie tödlich geendet. Doch die beiden Teenager sind seit dem Konflikt, der offenbar aufgrund der verschiedenen Nationalitäten und Religionen der beiden Familien bestand – alle sind Österreicher – nicht mehr zusammen. Die Eltern und die drei älteren Schwestern der Berufsschülerin mussten heute auf der Anklagebank Platz nehmen.

Vater wollte Hals und Augen aufschlitzen

Laut Strafantrag soll der Vater des Mädchens dem Vater des Burschens am 30. Mai 2015 am Telefon gedroht haben, sein Sohn lebe nur noch 24 Stunden, dann werde er ihm vor seinen Augen und den anderen Familienmitgliedern den Hals aufschlitzen. “Das stimmt nicht. Ich habe nur gesagt, sein Sohn soll die Hand von meiner Tochter wegnehmen. Wir passen nicht zusammen. Wir sind Moslems, die sind orthodox”, erklärte der angeklagte Vater. Er wurde wegen einfacher gefährlicher Drohung zu zwei Monaten bedingt nicht rechtskräftig verurteilt. Alle anderen vier Angeklagten erhielten einen bereits rechtskräftigen Freispruch.

„Hatten Angst um unsere Schwester“

Auch die weiblichen Familienmitglieder beteuerten ihre Unschuld. Es stimme zwar, dass zwei Schwestern und die Mutter den beiden Verliebten zur Dult nach Salzburg gefolgt seien, sich zu den beiden ins Auto gesetzt hätten und mit ihnen herumgefahren seien. Dass sie gesagt hätten, er werde umgebracht, falls er das Mädchen nicht in Ruhe lasse, stimme nicht. “Wir hatten nur Angst um unsere jüngste Schwester. Wir haben gehört, dass der Bursche Drogen nimmt. Er ist ein schlechter Umgang für sie. Sie hat sich zu hundert Prozent verändert.” Das Mädchen sollte sich doch auf die Lehrabschlussprüfung konzentrieren, meinte eine Schwester zu Richterin Gabriele Glatz.

Drohung mit Spielzeug-Pumpgun?

Die Mutter war zwar ebenfalls im Wagen gesessen, doch sie habe von den rund 45 Minuten dauernden Gespräch mit dem Burschen fast nichts mitbekommen, weil sie kaum Deutsch verstehe, erklärte die Angeklagte. Um der Trennung der Liebenden noch Nachdruck zu verleihen, soll die älteste Tochter dem Burschen in einem Videotelefonat demonstrativ eine Pumpgun vorgehalten haben. “Ich habe damals auf sechs Kinder aufgepasst. Vielleicht hat ein Bub ein Spielzeug mitgenommen. Ich habe ihn nicht mit einer Waffe bedroht”, rechtfertigte sich die junge Frau. Nachdem die verängstigte Mutter des Burschen die Polizei alarmiert hatte, wurde bei einer Hausdurchsuchung am 31. Mai eine Spielzeug-Pumpgun sichergestellt.

„Romeo“ bleibt bei Anschuldigungen

Der 17-Jährige selbst hielt heute die Anschuldigungen aufrecht. Vor der Fahrt mit dem Auto sei er zweimal in einem anonymen Anruf aufgefordert worden, dass er die Beziehung zu der 17-Jährigen beenden solle. Bei der Dult hätten ihn die Frauen dann aus dem Wagen gezogen. “Ich musste mich nach hinten setzen. Die Schwestern und die Mutter haben die ganze Zeit auf mich eingeredet: Wenn ich nicht aufhöre mit dem Kontakt, dann werde ich umgebracht. Da fühlte ich mich bedroht. Wir haben die Beziehung ja geheim gehalten wegen unserer verschiedenen Nationalitäten. Sie wollte das. Vor ihrem Vater habe ich mich dann gefürchtet.” Auch jetzt habe er noch Angst, dass etwas passieren könnte. Die Richterin hat einen Kontaktverbot für den verurteilten Vater zu dem Burschen angeordnet.

(APA)

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