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Prozess: Pickerl selbständig „verlängert“

Eben noch Zeuge, bald schon als Angeklagter vor Gericht
Eben noch Zeuge, bald schon als Angeklagter vor Gericht ©VOL.AT/Eckert
Angeklagter wurde frei gesprochen, Zeuge wird dafür angeklagt.

Mit sehr viel Ehrlichkeit war ausnahmsweise Richter Andreas Böhler konfrontiert. Es ging um einen Wagen, den die Autobahnpolizei aus dem Verkehr gezogen hat. Der Wagen war samt Lenker und vier Kindern in seine Heimat gefahren und wieder zurück nach Vorarlberg. Doch der Wagen hatten einen Makel, das „Pickerl“ war abgelaufen. Da entschied sich der Fahrer, dem seiner Meinung nach durchaus fahrtauglichen Gefährt zu einem längeren Leben zu verhelfen. Er zerkratzte bei dem Abziehbild das Stanzloch, das den letzten gültigen Monat markierte und stanzte – zeitlich logischerweise später – ein neues Loch.

Dumm, aber ehrlich

Der „Stanzer“ ist ein Angestellter eines Putzunternehmers. Fälschlicherweise wurde der Chef verdächtigt, für die qualifizierte Urkundenfälschung verantwortlich zu sein. Doch der als Zeuge geladene wirkliche Schuldige gab bereitwillig zu, dass er die Idee der Pickerlverlängerung hatte und sie auch durchführte. „Sie werden halt jetzt einen Liebesbrief vom Gericht bekommen“, weist der Richter den Zeugen auf die ihm bevorstehende Anklage wegen Urkundenfälschung hin. „Ja, da kann man nichts machen, es war wie es war“, zeigt sich der Mann weiterhin ehrlich und verabschiedet sich freundlich. Sein Chef wird freigesprochen.

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