Eineinhalb Jahre lang werden Wissenschafter des Instituts für Seenforschung (ISF) in Langenargen (Baden-Württemberg) im Auftrag der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) das Becken des Sees mit Fächerecholot und Laserscanner von Schiff und Flugzeug aus neu kartieren.
Ergebnisse hundert- bis tausendmal genauer
Die Datendichte soll dabei aufgrund des technologischen Fortschritts hundert- bis tausendmal höher sein als die der letzten Messung 1986 bis 1990, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.
Erste Phase wird im Juli 2013 abgeschlossen
In einer ersten Phase ab April 2013 wurden der Überlinger See, die Friedrichshafener und die Bregenzer Bucht sowie der Untersee vermessen. In tieferen Wasserabschnitten kommen dabei ein Fächerecholot sowie ein Sedimentecholot an Bord des ISF-Forschungsschiffs “Kormoran” zum Einsatz. Die vom Seeboden reflektierten Schallsignale werden vom Computer ausgewertet und zu einem dreidimensionalen Modell zusammengesetzt. Parallel dazu sammeln Sonden Informationen zu Algenaufkommen, Wassertemperatur und Trübung. Diese Messungen sollen im Juli 2013 abgeschlossen werden.
Vermessung der Flachwasserzonen per Flugzeug
Nach der Aufbereitung dieser Daten folgt im Winter 2013/14 die Vermessung der Flachwasserzonen per Flugzeug mithilfe von “LIDAR”, einer dem Radar ähnlichen Abstandsmessmethode, bei der ein Laserstrahl den Seegrund abtastet. Mit dem Verfahren ließen sich unter anderem Objekte unter Wasser sowie der Uferbereich erfassen. Im Anschluss würden die Daten ebenfalls aufbereitet und dann zusammengeführt. Ab Mitte 2015 soll das neue Geländemodell des Bodensees fertig berechnet sein.
Darüber erhoffen sich Wissenschafter Erkenntnisse
Die hochauflösenden Grundlagendaten über die Bodenseetopografie sollen der Wissenschaft ebenso zugute kommen wie der Wasserwirtschaft, der Archäologie, dem Natur- und Denkmalschutz, der Schifffahrt und der Touristik, aber auch den Behörden als Basis für wasserbauliche Maßnahmen. Erkenntnisse erhoffe man sich zudem über die Sedimentdynamik und für die Gefahrenabschätzung, etwa was die Ausbreitung von Schadstoffen oder Treibholz angeht.
Sensible Daten nicht öffentlich
Die Basisdaten stehen auch Privaten offen, sensible Daten würden dagegen nicht veröffentlicht, um Schatzsucher fernzuhalten. “Die Daten sollen vor allem zu einem nachhaltigen, effektiven Gewässerschutz beitragen. Denn nur was man kennt, kann man auch entsprechend schützen”, betonte ISF-Leiter und Projektkoordinator Gerd Schröder. Die Ergebnisse werden den Wissensstand über den Seeboden und die dort ablaufenden Prozesse revolutionieren, so die Hoffnung der Forscher. Die Gesamtkosten betragen laut ISF rund 612.000 Euro, die EU trage im Rahmen des Interreg IV-Programms maßgeblich zur Finanzierung bei. Den Rest tragen die Bodensee-Anrainerländer.
Bodensee erstmals 1893 vermessen
Zum ersten Mal vermessen wurde der 536 Quadratkilometer große Bodensee von Ferdinand Graf Zeppelin im Jahre 1893. Zwischen Bregenz und Bodman (Baden-Württemberg) ist das Gewässer rund 63 Kilometer lang, an seiner breitesten Stelle zwischen Friedrichshafen (Baden-Württemberg) und Romanshorn (Kanton Thurgau) ist er 14 Kilometer breit. An der tiefsten Stelle zwischen Fischbach (Friedrichshafen) und Uttwil (Kanton Thurgau) misst er 254 Meter. Zum letzten Mal neu kartiert wurde der See 1986 bis 1990, dabei wurden im Abstand von 200 Metern Echolotprofile des Seegrunds genommen, die um vom Flugzeug aus aufgenommene Orthofotos ergänzt wurden. Die gravierenden Fortschritte seither in Vermessung und Computertechnik stellten selbst die hundertjährige Entwicklung zwischen 1893 und 1990 in den Schatten, hieß es seitens der Forscher.
Ausfahrt mit dem Forschungsschiff:
(APA; red.; Video: tiefenschaerfe-bodensee.info)
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