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Preise in der Eurozone fallen immer schneller

Experte: Sinkende Preise nähren Deflationssorgen
Experte: Sinkende Preise nähren Deflationssorgen ©APA (Themenbild)
Die Preise in der Eurozone fallen immer schneller und schüren die Sorgen vor einer wirtschaftlich gefährlichen Deflation. Die Lebenshaltungskosten sanken im Jänner zum Vorjahr um 0,6 Prozent, wie das Europäische Statistikamt am Freitag mitteilte.
Preise fallen erstmals seit 2009

Den Preisverfall spürten die Verbraucher besonders beim Heizen und Tanken: Die Energiekosten fielen um 8,9 Prozent. Zugleich verbilligten sich Nahrungsmittel um 0,1 Prozent.

EZB flutet Märkte mit mehr als einer Billion

Die Europäische Zentralbank (EZB) will ab März mehr als eine Billion Euro in den Finanzkreislauf pumpen, um die Inflation anzuheizen und eine Deflation zu verhindern. Denn wenn Preise dauerhaft ins Rutschen geraten, könnten Löhne und Investitionen sinken und so die Wirtschaft in eine Abwärtsspirale treiben.

“Rechtzeitig die Reißleine gezogen”

Dem Ökonomen Howard Archer vom Wirtschaftsinstitut IHS Global Insight zufolge hat die EZB mit ihrem Beschluss zum Anheizen der Inflation in der Eurozone jedoch rechtzeitig die Reißleine gezogen: “Der Preisverfall dürfte sich noch bis zum Jahresende hinziehen.” Damit sei die Gefahr verbunden, dass die EZB als Hüterin stabiler Preise an Glaubwürdigkeit verliere, sich bei den Verbrauchern die Erwartung dauerhaft niedriger Kosten festsetzen und der Konsum abgewürgt werde könnte.

Gefahr der Abwärtsspirale

In Griechenland und Spanien fallen die Preise jedoch schon länger und die Wirtschaft ist dennoch im Aufwind. Fachleute sind uneins, wie die Entwicklung zu bewerten ist. Sinkende Löhne werden etwa in Spanien als Teil eines Aufholprozesses nach der Krise gesehen, der dem Land hilft, billiger zu produzieren und damit wettbewerbsfähiger zu werden. Andererseits besteht bei ständig sinkenden Lebenshaltungskosten die Gefahr, dass sich irgendwann doch die Abwärtsspirale dreht.

Preise steigen nur noch um 0,5 Prozent

Die EZB kann sich mit den jüngsten Daten daher in ihrer Entscheidung bestätigt fühlen, dass sie die Preise nicht zu stark ins Trudeln geraten lassen darf. Sie strebt eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an, ist davon aber sehr weit entfernt. Eine Zahl ist für die Währungshüter besonders alarmierend: Selbst wenn die schwankungsanfälligen Kosten für Energie und Essen aus der Statistik herausrechnet werden, steigen die Preise nur noch um 0,5 Prozent. Im Dezember lag diese sogenannte Kernrate noch bei 0,7 Prozent.

Anleihen-Kauf: Notprogramm soll Konjunktur ankurbeln

Zugleich herrscht in vielen Staaten im Süden der Eurozone noch eine Kreditklemme, sodass Firmen kaum an frisches Geld für Investitionen kommen. Mit dem massenhaften Ankauf von Staatsanleihen ab März kann die EZB auch hier gegensteuern. Das Kalkül dahinter: Banken sollen die Papiere abgeben und im Gegenzug mehr Kredite vergeben. Damit könnte die maue Konjunktur in der Eurozone angekurbelt werden und die Preise dürften letztlich wieder anziehen. (APA)

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