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Porsche aus Bronze feiert Weltpremiere

Endlich darf er raus: Bechtold schuf eine neue Porsche-Skulptur.
Endlich darf er raus: Bechtold schuf eine neue Porsche-Skulptur. ©Gottfried Bechtold
Bregenz - Sie ist ein „Monsterwerk“ und hat, so Gottfried Bechtold, Tausende Arbeitsstunden gekostet. Die Skulptur „Panamera“ wurde in den letzten Monaten überhaupt nur ausgewählten Besuchern in seinem Atelier in Bregenz gezeigt und steht nun vor der ersten offiziellen Ausfahrt.
Bronzeporsche feiert Weltpremiere

Die Rede ist von einem speziellen Porsche des Typs Panamera, der zwar ein Auto ist, gleichzeitig aber auch eine Skulptur, also ein Kunstwerk, das es auf 500 PS bringt. Dass ein derartiges Werk nur in der Werkstatt von Gottfried Bechtold entstehen kann, ist logisch. Faszination und Schrecken der Mobilität sind seit Jahrzehnten Themen des Künstlers. Sein erster, in den 1970er-Jahren geschaffener Betonporsche zählt bereits zu den legendären Objekten der Gegenwartskunst. Das Paradoxon, nämlich ein Auto, das für Schnelligkeit steht, in Unbeweglichkeit verharren zu lassen, wurde mit der Reihe aus elf verhüllten Betonporsches vor einigen Jahren auf die Spitze getrieben.

„Car Culture“

Vor dem Kunsthaus Bregenz wurde diese Reihe präsentiert und später dann – ab Jänner 2009 – im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programms beim Lentos-Museum in Linz zur Schau gestellt. Dorthin soll demnächst auch der Bronzeporsche überführt werden. Das Lentos übernimmt nämlich die große Ausstellung „Car Culture“, in der das ZKM in Karlsruhe, wie berichtet, im vergangenen Sommer zum 125. Geburtstag des Automobils zahlreiche berühmte Autoskulpturen versammelte. Der „Crash-Porsche“ von Gottfried Bechtold war neben Werken von Franz Ackermann, Tobias Rehberger, Wolf Vostell oder Erwin Wurm dabei und auch die Skulptur „Verdichtung“, das reale Vorbild des Betonporsche nach seiner Fahrt in die Metallpresse.

Fahren ohne Sicht

Was Karlsruhe damals noch entging, damit wird sich nun das Lentos-Museum rühmen können, die offizielle Bekanntgabe der Weltpremiere von „Panamera“ in Linz dürfte in den nächsten Tagen erfolgen. Bechtolds neue Skulptur – im Original ein Luxusobjekt – hat freilich größeren Fetischcharakter als die Be- tonskulpturen. Bewegung und Stillstand sind hier ebenso Thema, aber das Werk „Panamera“ ist fahrbar. Zumindest für jene, die in der Lage sind, sich in einer Außenwelt zurechtzufinden, die nur auf mehreren Bildschirmen im Innenraum sichtbar wird. Von der Windschutzscheibe bis zu den Seitenfenstern und allen Lichtern wurden sämtliche Glasteile des Fahrzeugs nämlich durch Bronze ersetzt. „Man fährt wie in einem Fernsehbild und als ich ausgestiegen bin, war es für mich ein totaler Schock, plötzlich an einem anderen Ort zu sein“, schildert Bechtold seinen ersten, ohnehin nur kurzen Ausflug mit seinem Werk. Dass bei der Probefahrt alles bestens verlaufen ist, eröffnet die Möglichkeit, mit „Panamera“ performative Aktionen im Rahmen der Ausstellung zu realisieren. Gesichert ist zudem, dass das Werk seinen Stellenwert als Skulptur behält. Der Werbefaktor ist bei solchen Objekten zwar nie auszuschließen und den Grad der Fetischqualität legt ohnehin der Betrachter fest.

Zur Person Gottfried Bechtold

Geboren: 1947 in Bregenz

Ausbildung: Steinmetzausbildung in Hallein, Studienaufenthalte in Großbritannien, den USA und Kanada

Preise: u. a. Würdigungspreis für Medienkunst, Internationaler Kunstpreis des Landes Vorarlberg

Ausstellungen: Teilnahme an der Weltkunstschau „documenta 5“ in Kassel, BAWAG-Foundation in Wien, Kunsthaus Bregenz und zahlreiche weitere Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen Großprojekte in Gebäuden und im öffentlichen

Raum: u. a. für die VKW-Zentrale in Bregenz, „Ready Maid“ für den Vorplatz des Festspielhauses Bregenz, Weg für das Schloss Tirol bei Meran, Außenskulptur für die HTL in Kaindorf und das Medienhaus in Schwarzach.

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