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„Politik ist für Jugend allgegenwärtig“

"Die schwierigste Frage ist, wie das Vertrauen der Jugend in die Politik geweckt werden kann. Das kann keine Jugendarbeit schaffen, sondern nur die Politik selbst."
"Die schwierigste Frage ist, wie das Vertrauen der Jugend in die Politik geweckt werden kann. Das kann keine Jugendarbeit schaffen, sondern nur die Politik selbst." ©MiK
WANN & WO sprach mit Roman Zöhrer, Initiator des politischen Plakatwettbewerbs Demok­ART, über den Bewerb selbst, das Demokratieverständnis von Jugendlichen und die Wichtigkeit politischer Bildung in der Jugendarbeit.

WANN & WO: Was war der Ausschlag für euch, die Plakat-Aktion ins Leben zu rufen?

Roman Zöhrer: Wir haben uns überlegt, wie wir die Jugendlichen auf die Gemeindewahlen vorbereiten und aufmerksam machen können. Wir haben bereits in der Vergangenheit zu Wahlzeiten verschiedenste Aktionen gemacht und wollten für heuer etwas Neues kreieren. Dabei kamen wir auf die Idee mit den Plakaten.

WANN & WO: Wie schätzt du das Demokratieverständnis der Jugendlichen ein?

Roman Zöhrer: Faktisch ist die Mitwirkungsmöglichkeit Jugendlicher begrenzt. Sie können zwar ab 16 wählen, leben aber noch in einem elterlichen Haushalt. Dort ist die Mitbestimmung unterschiedlich. Als Wähler sind sie gleich­berechtigte Staatsbürger, gleichzeitig schränkt sie das Jugendgesetz als quasi nur Teilmündige ein. In Lehre und Schule sind sie fast gänzlich von Mitbestimmung ausgeschlossen. Jugendliche ohne österreichische Staatsbürgerschaft haben zudem kein Wahlrecht. Wie soll Demokratieverständnis entstehen können, wenn es überwiegend auf Lehrstoff reduziert wird und ein Prüfer bewertet, ob die Antwort richtig oder falsch ist. Alleine durch die Teilnahme an unserem Wettbewerb setzen sich die Jungen mit Demokratie ­auseinander.

WANN & WO: Wie groß ist das ­politische Interesse der Jungen?

Roman Zöhrer: Mindestens so groß, wie bei allen anderen. Das mag sich vielleicht nicht zuvorderst an parteilicher oder organisatorischer Beteiligung, ja nicht einmal an der Wahlbeteiligung messen lassen. Aber Jugendliche interessieren sich für Fragen, die ihr tägliches Leben beeinflussen, wie Jugendplätze, Freiräume, etc. Selbstverständlich unterscheiden sich ihre Interessen von jenen anderer Altersgruppen. Einen Jugendlichen, der sich bereits um das Pensionssystem den Kopf zerbricht, würden wohl nicht nur die Gleichaltrigen für verrückt halten.

WANN & WO: Wie wichtig ist es für dich in deiner Tätigkeit als Jugend­­­­arbeiter, Politik zu ­thematisieren?

Roman Zöhrer: Wie bereits erwähnt, ist Politik für die Jugend allgegenwärtig, auch wenn nicht Politik draufsteht, bspw. Vorschriften über den Lehrvertrag, gute oder schlechte Schulen, Führerschein, Jugendgesetz, Rauchverbot etc. sind tägliche politische Erfahrungen. Die Not der alleinerziehenden Mutter, Jugend- oder Altersarmut, die zu kleine Wohnung der Familie, uvm. Das sind die Alltagserfahrungen der Jugend. Wir versuchen, den Jungen zu vermitteln, dass individuelles Glück oft auch Unglück für andere bedeutet und dass es ihr Recht ist, gehört zu werden und mitbestimmen zu können. Wenn des gelingt, muss man weder Menschenrechte noch demokratische Leitsätze ­lehren.

WANN & WO: Wie kann das ­Vertrauen der Jugend in die Politik geweckt werden?

Roman Zöhrer: Das ist wohl die schwierigste Frage, die sich bei dieser Thematik stellt. Das Vertrauen in die Politik kann keine Jugendarbeit schaffen. Meiner Ansicht nach, muss die Politik das Vertrauen selbst schaffen. Wir können die Jugend nur bestärken, sich zu engagieren, innerhalb oder außerhalb der Parteien, in der Zivilgesellschaft, im Betrieb, in der Wohnanlage in der Schule – für ihre ureigensten Interessen, aber auch im Interesse einer gut funktionierenden Demokratie.

DemokART: Politischer Plakatwettbewerb des CFY

Anlässlich der Gemeinderatswahlen am 15. März organisiert die Offene Jugendarbeit Lustenau den Plakatwettbewerb DemokART. Bis 20. Februar können Jugendliche ihre Plakate (Grafik, Collage, Foto, Zeichnung, Text, etc.) zum Thema Politik an demokart@cfy.at schicken. Für die besten zehn Kunstwerke gibt es jeweils 100 Euro! Ausführliche Informationen zur Aktion gibt es kommenden Mittwoch in der WANN & WO. Nicht verpassen!

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