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„Plötzlich war es nur noch Liebe“

„Helden“ des Buches sind die Patientinnen: ihre Schicksale, ihre Freuden, ihre Hoffnungen und Träume.
„Helden“ des Buches sind die Patientinnen: ihre Schicksale, ihre Freuden, ihre Hoffnungen und Träume. ©Laurence Feider
Unter dem Titel „Juli Rosen“ hat Frauenärztin Barbara Niederer-Bauer Geschichten ihrer Patientinnen veröffentlicht.
Juli Rosen

Dornbirn. Wie wird eine Frauenärztin zur Autorin? Ganz einfach – indem sie niederschreibt, was sie in ihrer Praxis erlebt und die Geschichten ihrer Patientinnen auf Papier bringt. Es sind bewegende Geschichten, Geschichten von kleinen Herzen, die im richtigen Takt schlagen und solchen, die aufhören zu schlagen – Geschichten, die zu Herzen gehen.

Persönliche Schicksale

Da ist zum Beispiel Julia – das Herz ihres kleinen Jungen Kai hört vier Tage vor dem errechneten Geburtstermin einfach auf zu schlagen. Die dramatischen Stunden rund um die Totgeburt, in denen auch die Mama um ihr Leben kämpft, werden einmal von Julia selber erzählt und einmal aus Sicht der Frauenärztin. Julias Geschichte ist auch namensgebend für das Buch. „Es war im Juli, meine Patientin heißt Julia und brachte mir ein paar Tage später, auf dem Weg zu Kais Grab, einen Strauß Rosen vorbei: Juli Rosen“, erzählt Barbara Niederer-Bauer.

Bewegende Geschichten

Nicht alle Geschichten sind so traurig – tiefgehend sind sie alle. So wie die von Helga, die nach dem schmerzlichen Verlust ihres Mannes an Brustkrebs erkrankt, die Behandlungen aber tapfer und erfolgreich übersteht. „Manchmal denke ich, ich habe vorher gar nicht gelebt. Erst jetzt weiß ich, was Leben alles sein kann. In tiefer Dankbarkeit für das, was mein Leben für mich bereithält, schreibe ich dir liebe Barbara diese Zeilen für dein Buch. Mögen sie Menschen hilfreich sein, in schweren Zeiten des Lebens, niemals das Vertrauen in sich selbst zu verlieren.“

Tränen und Schmerz

Genau das war es auch, was Barbara Niederer-Bauer dazu bewegt hat, nicht nur ein Buch für sich selbst zu schreiben, sondern andere an den Geschichten teilhaben zu lassen. „Angefangen hat es damit, dass ich mir Notizen gemacht habe, wenn etwas besonders Bewegendes in der Praxis passiert ist. Nur für mich selbst, um mir dabei zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten“, so die Frauenärztin, die offen zugibt, manchmal mit ihrem „Schicksal“ gehadert zu haben. „Als feinfühliger Mensch, spüre ich den Schmerz als wäre es meiner, ich weine die Tränen, die eigentlich von jemand anderem geweint werden müssen.“ Mittlerweile sieht sie es als „große Ehre, das alles miterleben zu dürfen.“

Langer Weg

Dabei geholfen hat ihr das Niederschreiben des Erlebten. „Ich habe alles aufgeschrieben, auch meine Irrtümer und Unzulänglichkeiten“, so Barbara Niederer-Bauer. Bis daraus ein Buch wurde, war es ein weiter Weg. Auf die anfängliche Euphorie, als ein deutscher Verlag zugesagt hatte, das Buch zu veröffentlichen, folgte die Ernüchterung. „Die Geschichten wären umgeschrieben worden, der Titel verändert und die Bilder, die meine Tochter extra für das Buch gezeichnet hat nicht abgedruckt geworden. Das wäre nicht mehr mein Buch und die Geschichten nicht mehr die meiner Patientinnen gewesen“, so die Neo-Autorin. Barbara Niederer-Bauer beschloss daraufhin, das Buch mit einer Auflage von 500 Stück selbst herauszubringen – und das mit unvorhersehbarem Erfolg.

Erlös gespendet

Mitte Dezember kam „Juli Rosen“ heraus – bis heute wurden bereits über 350 Exemplare verkauft. Der Erlös geht an Familien mit Kindern mit besonderem Förderbedarf. „Nach drei Tagen hatten wir bereits den Wunsch-Betrag zusammen, mittlerweile haben wir die dritte Familie unterstützen können“, so Barbara Niederer-Bauer, die mächtig stolz auf ihr Erstlingswerk ist. „Ich habe in meinem Leben bisher alles erreicht, aber immer mit viel Unterstützung. Diesmal habe ich es aus eigener Kraft geschafft. Meine Helden sind die Menschen meines Buches, dafür danke ich aus tiefstem Herzen.“

Alles ist gut

In der Einleitung schreibt Barbara Niederer-Bauer: Es muss nicht immer das „Happy End“ sein, um sagen zu können: Alles ist gut.“ Auch für sie persönlich ist „alles gut“, bei der Suche nach dem Schlusssatz für ihr Buch hat sie eine neue Liebe kennengelernt – auf die letzte Seite schrieb sie: „… und ganz plötzlich war es nur noch Liebe…“

 

„Juli Rosen“
Dr. Barbara Niederer-Bauer

Mit Illustrationen von Andrea Bonetti-Mair und Filippa Bauer
Preis: 15 Euro (der Erlös wird an Vorarlberger Familien gespendet)
Erhältlich nur in der Praxis von Barbara Niederer-Bauer
Rathausplatz 4, Dornbirn, Tel: 05572 200645, www.niederer-bauer.at

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