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Physisch, dreckig, schnell: "Ein Quantum Trost" für James Bond

Die Eingangssequenz offenbart gleich, was den Zuschauer beim 22. James-Bond-Abenteuer "Ein Quantum Trost" ("Quantum of Solace") erwartet: schnelle Schnitte, raffinierte Parallelmontagen und ungemein physische, dreckige und teils auch brutale Action.      | James Bond wird im Ländle gedreht 

Bond ist auf Rache aus, trauert um seine im Vorgängerfilm “Casino Royale” getötete Frau, fühlt sich gleichzeitig noch von ihr hintergangen. Und kommt dabei der seltsamen Organisation “Quantum” des Öko-Magnaten Dominic Greene auf die Spur. Der Schweizer Regisseur Marc Forster hatte im zweiten Bond-Film von Daniel Craig keine leichte Aufgabe, hat diese aber mit Bravour gemeistert. Am 7. November kommt der Film in Österreich ins Kino.

Die richtigen Bösen sind heutzutage keine schizophrenen Psychopathen mit Weltherrschaftsansprüchen mehr, sondern – das legen die Drehbuchautoren rund um Oscar-Preisträger Paul Haggis nahe – definitiv in der undurchschaubaren Welt der transnationalen Wirtschaft zu suchen. Dominic Greene ist einer jener slicken und elegant gekleideten Herren, die sich mit engen Kontakten zu politischen Führern und unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes auf ebenso skrupellose wie hintertriebene Art und Weise bereichern. Und das Interesse gilt schon lange nicht mehr so sehr dem Öl, um das sich in vergangenen Jahrzehnten alles drehte. Wasser ist die neue Ressource, derer es in Zeiten des Klimawandels habhaft zu werden gilt.

Auch wenn es dem auf Rache sinnenden Geheimagenten des britischen Secret Service nicht um die politischen Implikationen seiner Arbeit geht, dem Regisseur Forster war diese Dimension auf jeden Fall bewusst. Er zeichnet die Organisation “Quantum” als eines jener schwammigen und schwer festzumachenden Unternehmen, dem im transnationalen Wirtschaftstreiben wohl oft zu wenig Misstrauen entgegengebracht wird. Bond ist in diesem Fall ein perfekter Gegenspieler: Er misstraut allen und jedem, und seine Jagd auf die Drahtzieher der Organisation (die auch hinter dem Tod seiner Frau stecken) führt ihn diesmal von Italien über Haiti und Österreich bis nach Bolivien, wo auch das schön inszenierte, fast archaische Finale steigt.

Als sehr gelungen erweisen sich die in Vorarlberg gedrehten Szenen: Auch wenn der Bregenzer Flughafen frei erfunden und die Fahrt durch die Feldkircher Altstadt sehr schnell vor dem Bregenzer Festspielhaus endet, hat Forster Bonds Einmischung in ein Treffen der “Quantum”-Mitglieder mit anschließender kurzer Action-Szene auf dem Dach des Hauses äußerst geschickt mit der “Tosca” auf der Bühne parallel montiert. Die Vorarlberger Kinogänger, die schon gespannt auf den Filmstart warten, werden von der rund siebenminütigen Sequenz mit Sicherheit nicht enttäuscht sein. Dafür wäre auch keine Zeit, wird der Film doch in einem äußerst hohen Tempo vorangetrieben.

Rastlos gönnt sich der Film nur wenige ruhige Momente (die dafür mit ihren pointierten Dialogen oder atemberaubenden Landschaftsbildern umso stärker wirken), auch an den jeweiligen neuen Schauplätzen haben sich Forster und sein Team nur wenig Zeit für Expositionen oder entspannte Einführungen genommen. Das Rache-Thema treibt den Film voran, die Action – immer wieder mit Reverenzen an ältere Bond-Filme – geht sogar auf Kosten der für Bond-Filme so prägenden Bettszenen: Nur ein einziges Mal ist Bond für wenige Sekunden mit einer Mitarbeiterin aus London (Gemma Arterton) halbnackt zu sehen. Wenig später liegt diese aber schon von Erdöl bedeckt tot im Bett (“Goldfinger” lässt grüßen).

Daniel Craig ist in seinem zweiten Abenteuer in der Titelrolle fast immer in enger, schwarzer Kleidung unterwegs, glänzt mit körperlicher Präsenz und zynischen bis spöttischen One-Linern, bleibt im Großen und Ganzen aber recht wortkarg. An seiner Seite findet sich mit Olga Kurylenko ein Bond-Girl, das unklassischer gar nicht sein könnte: Ebenfalls auf der Suche nach Rache, bildet sie mit Bond eher eine Zweckgemeinschaft, die sich langsam näher kommt, sich schließlich aber wieder auflöst. Mathieu Amalric gibt Greene äußerst überzeugend, sein amüsanter Sidekick Anatole Taubman darf immerhin einmal im Schweizer Akzent mit seiner Mutter telefonieren. Und apropos Mutter: Judi Dench als “M” wird im Secret Service nur “Mom” genannt und übernimmt für Bond so etwas wie die Mutter-Rolle.

Zu guter Letzt muss noch die sandige Titelsequenz positiv erwähnt werden. Unterlegt mit dem Song von Jack White und Alicia Keys Bond wird “Quantum of Solace” ein richtig klassischer Look verliehen, der gemeinsam mit den Anspielungen auf frühere Filme der Reihe seine Wirkung nicht verfehlt. Und was Bond im Film eigentlich trinkt? Das weiß er diesmal selber nicht so genau.

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