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Pharrell Williams machte Fans bei Konzert in Wien nicht ganz "happy"

Zwar ganz der Entertainer, aber nicht ganz reibungslos: Pharrell Williams live.
Zwar ganz der Entertainer, aber nicht ganz reibungslos: Pharrell Williams live. ©APA
Noch bevor Pharrell Williams die Bühne betritt, wurden die Smartphones gezückt. Wer das erste Österreich-Konzert des US-Multitalents vorrangig über den eigenen Handy-Bildschirm verfolgte, konnte zwar kaum tanzen, dafür die katastrophale Akustik der Wiener Marx Halle ausblenden. Sonst machte das großteils mit Playback untermalene Konzert am Donnerstag nicht alle "happy".
Bilder vom Konzert
Wien tanzt zu "Happy"

Ob Britney Spears, Kanye West oder Daft Punk: Im Vergleich zu jenen Stars, für die Pharrell Williams bereits Hits produzierte, legt der 41-jährige Sänger, Rapper und Produzent seine eigene Live-Show geradezu minimalistisch an. Abgesehen von farbenfrohen Cartoon-Visuals, die über eine große Videowall abgespielt werden, ist der Auftritt ganz auf seine Live-Band, zwei Sängerinnen und fünf Tänzerinnen alias “Baes” abgestimmt.

Allesamt in Kleidung eines großen deutschen Sportartikelherstellers gehüllt, müssen die “Baes” nicht wie sonst oft halbnackt über die Bühne stolzieren, sondern kommen erst – wie am Cover zum aktuellen Album “Girl” – in Bademänteln umhüllt und werden gar einzeln und prominent vorgestellt.

Pharrell Williams: “Frauen sollen dirty sein, wenn sie wollen”

Das obligatorische Po-Wackeln in die Kamera fehlte trotzdem nicht, gehört das in Zeiten einer so sehr wie nie auf kurvige Hintern fixierten US-Kultur doch dazu. “Frauen sollten sich nicht dafür entschuldigen müssen, wenn sie ‘dirty’ sein wollen”, ruft Pharrell dann auch den “Austrian girls” im Publikum zu. Er mag zwar als selbst ernannter Frauenversteher auf “Dear Girl”-Tour sein – ein “dirty dog” bleibt er, wie er in “Lapdance”, einer Nummer aus N.E.R.D.-Zeiten, klarstellt.

Im ersten Block des Konzert entführt Pharrell Williams mit tanzbaren Nummern aus “Girl” wie dem animierenden “Come Get It Bae”, “Hunter” oder einem fantastischen “Marilyn Monroe”, dann in die schon fast vergessene Zeit, in der er gemeinsam mit Partner Chad Hugo als The Neptunes u.a. Britney Spears, Kelis und No Doubt produzierte.

Fans bei Konzert auf die Bühne geholt

Sowohl die Jungs aus dem Publikum, die Williams und Sänger Shay Haley bei “Lapdance” auf die Bühne holen, als auch die Mädels, die zu “She Wants To Move” folgen, sind dann auf der Bühne trotzdem mehr auf Selfie-Schießen und Gruppenumarmen denn auf Tanzen konzentriert. Anders da bei Neptunes-Tracks wie “Hot In Herre”, “Drop It Like It’s Hot” oder “Hollaback Girl”, die Pharrell Williams jeweils kurz anspielt, die Vocals von Nelly respektive Snoop Dogg und Gwen Stefani einspielend und so die Halle kurzfristig zum Tanzen bringend.

Auch die Stimme des Stars kommt an diesem Abend auffallend oft vom Band. Dass dem auch mit 41 Jahren noch jugendlich anmutenden Showman mit Hut im Laufe der rund 80 Minuten nie ein Lächeln über die Lippen kommt, mag am noch festgesetzten Rapper-Image oder an dem Sound in der zur Konzert-Location umfunktionierten Rinderhalle St. Marx liegen.

Wien, nicht Deutschland …

In Großraumdisco-Ambiente, mit mangelhafter Akkustik, übertönten Beats und Bässe die eindringliche Falsettstimme des Sängers, der bessere Rahmenbedingungen verdient hätte. Sein brillantes Songwriting kommt da ebenso wenig durch wie die oft versuchte Interaktion mit dem Publikum.

Ausgerechnet Pharrells Freude darüber, in “the hometown of my man Hans Zimmer” zu sein, versteht man glasklar – dabei ist der umtriebige Filmkomponist, mit dem Pharrell den Soundtrack zu “The Amazing Spider-Man 2” gestaltete allerdings ein Deutscher.

Große Hits wie “Happy” am Ende

Doch ein Profi wie Pharrell Willams weiß, wie er sein junges Publikum wieder ins Boot holt, hebte er sich doch jene Hits, an denen in den vergangenen Jahren keiner vorbeikam, allesamt für den Schluss auf:

Erst die Kollaborationen mit Daft Punk (“Get Lucky”), die ansteckende Nachfolger-Single “Lose Yourself To Dance” und die neueste Zusammenarbeit “Gust of Wind” -, dann der emotionale Abschluss mit Pharrells Riesen-Erfolg “Happy” aus “Ich – Einfach unverbesserlich 2”, inklusive Konfetti-Kanone und Plädoyer gegen Negativität in den Nachrichten und Furcht in unseren Köpfen. Passend dazu holt Pharrell dann eigenhändig auch eine ältere Dame auf die Bühne, die sich erst mit Händen und Füßen dagegen wehrt und dann doch mit den ersten Takten auf der Bühne zu tanzen beginnt. So werden Jung und Alt am Ende dann doch mit einem Lächeln in die Nacht entlassen – ein Hit wie “Happy” bleibt eben doch im Kopf und bringt unweigerlich zum Lächeln.

(APA/Red)

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