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Panama-Papers: Imageschaden für Hypo Vorarlberg geringer als gedacht

Freut sich über ein gutes Ergebnis trotz Panama Papers und U-Ausschuss: Hypo Vorarlberg-Vorstandsvorsitzender Michel Haller..
Freut sich über ein gutes Ergebnis trotz Panama Papers und U-Ausschuss: Hypo Vorarlberg-Vorstandsvorsitzender Michel Haller.. ©VOL.AT/Rauch; Hypo Vorarlberg
Der Imageschaden aus der Nennung der Landes- und Hypothekenbank Vorarlberg (Hypo Vorarlberg) in den "Panama-Papers" und dem darauffolgenden U-Ausschuss des Landtags hat sich für die Bank 2016 in Grenzen gehalten, versicherte der Bankenvorstand bei der Bilanz-Präsentation am Dienstag. Das Ergebnis vor Steuern ging 2016 leicht auf 117,6 Mio. Euro (2015: 121,1 Mio. Euro) zurück.

“Soweit wir das beurteilen können”, denn man wisse nicht, wie viele Kunden aufgrund der Entwicklungen nicht zur Hypo Vorarlberg gekommen seien, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende Michel Haller bei der Präsentation der Geschäftszahlen in Bregenz. Etwas stärker beeinträchtigt sei nur die Wiener Niederlassung gewesen. Dort sei drei bis vier Monate lang “der Zuzug nicht mehr da gewesen”, ergänzte Vorstand Johannes Hefel.

“Hypo Vorarlberg bleibt Regionalbank”

An der grundsätzlichen Ausrichtung werde man jedenfalls wenig ändern, versicherte Hefel. “Die Hypo Vorarlberg bleibt eine Regionalbank, die ihre Kunden auch weiter weltweit betreut”, so das Credo des Bankenmanagers, der Geschäfte mit Briefkastenfirmen in Risikoländern selbstverständlich in der Zukunft ausschloss. Eine geringe Namensänderung könnte es im vierten Quartal des Jahres dennoch geben. Diese sei – so sie denn komme – aber mehr dem Ablauf des größten Teils der Landeshaftungen (bis auf 50 Mio. Euro) geschuldet als Imageüberlegungen.

Operativ sei das vergangene Geschäftsjahr ein schwieriges gewesen, beurteilte Haller. Die Negativzinsphase, hohe regulatorischen Anforderungen sowie politische Unsicherheiten wie die Wahl des US-Präsidenten oder der Brexit hätten auch sonst die Herausforderungen wachsen lassen. Mit dem Ergebnis zeigte sich der Bankenchef dennoch zufrieden. Den leichten Rückgang des Ergebnisses vor Steuern um 2,9 Prozent auf 117,6 Mio. Euro erklärte Haller mit rückläufigen Zins- und Provisionserträgen um 16 Mio. Euro bzw. 2,5 Mio. Euro.

Kundeneinlagen nahmen zu

Positiv hätten sich hingegen die Risikokosten, allen voran die Auflösung der Heta-Risikovorsorge ausgewirkt. “Wir haben 50 Prozent Vorsorgen getroffen, schlussendlich aber nur zehn Prozent gebraucht”, freute sich der Vorstandsvorsitzende. Insgesamt hatte die Hypo Vorarlberg für die Heta 53 Mio. Euro an Rückstellungen gebildet. Eine Verbesserung der Bewertung des Bonitätsrisikos der Bank wirkte sich mit rund 34 Mio. Euro dagegen negativ auf das Ergebnis aus, dass andernfalls besser als 2015 (121,1 Mio. Euro) ausgefallen wäre. Das Konzernergebnis 2016 bezifferte Haller mit 88,4 Mio. Euro (2015: 93 Mio. Euro).

Das Kreditvolumen ist im Vergleich zum Vorjahr (9,1 Mrd. Euro) mit 9,0 Mrd. und einem minimalen Rückgang von 0,1 Prozent nahezu gleich geblieben. Die Einlagen der Kunden nahmen hingegen um 5,7 Prozent auf 5,3 Mrd. Euro zu. Die risikogewichteten Aktiva (RWA) konnten von 7,8 Mrd. auf 7,5 Mrd. Euro reduziert werden, was sich positiv auf die Eigenmittelerfordernis auswirkte. 5,8 Mrd. (2015: 5,3 Mrd.) Euro an Ausleihungen betrafen Firmenkunden, 1,97 Mrd. (2015: 1,9 Mrd.) Euro Privatkunden. “Insgesamt wurden über 1.600 Wohnbaufinanzierungen mit einem Volumen von knapp 220 Mio. Euro abgeschlossen”, informierte Hefel. An Tilgungen kamen insgesamt 192 Mio. Euro zurück, 97 Mio. Euro davon stammten aus Sondertilgungen.

Mehr Eigenkapital

Haller verwies auf die risikobewusste Kredit- und Geschäftspolitik der Regionalbank. 2016 seien 1,99 Prozent (2015: 3,47 Prozent) der gesamten Ausleihungen auf notleidende Kredite entfallen, der Rückgang sei zum Teil auf die Lösung der Heta-Causa zurückzuführen. Bei den Liquiditätskennzahlen befinde sich die Hypo Vorarlberg über den gesetzlichen Anforderungen. Auch die Eigenkapitalausstattung habe die Hypo Vorarlberg im vergangenen Jahr deutlich verbessert. Mit einer Eigenmittelquote von 16,52 Prozent (2015: 14,82 Prozent) und einer Kernkapitalquote von 13,33 Prozent (2015: 11,17 Prozent) würden bereits die aufsichtsrechtlichen Anforderungen von 2019 erfüllt.

Für 2017 rechnete Haller mit weiter sinkenden Nettozinsen und wachsenden Provisionserträgen bei stabil hohen Kosten. Das bedeute einen weiteren Rückgang des Ergebnisses, “das 2018 aber schließlich wieder steigen sollte”, so das Fazit des Bankenchefs. Das Filialnetz will Haller dennoch beibehalten, Schließungen seien nicht geplant. Es werde aber Veränderungen in der Verteilung der Mitarbeiter geben. In den Filialen werde die Zahl abnehmen, in der Zentrale infolge der Digitalisierung zunehmen.

Kritik übte der Vorstand am zunehmenden Ausmaß an Regularien. Sie brächten die Banken an ihre Grenzen, kritisierte Vorstand Wilfried Amann. Der Trend gehe deshalb in Richtung Großbanken. “Eine falsche Richtung”, stellte Haller fest, das habe die Finanzkrise 2009 gezeigt. Er plädierte für eine regulatorische Chancengleichheit für alle Player am Finanzmarkt. Schattenbanken seien am Wachsen und würden noch immer sehr viele Freiheiten genießen.

(APA)

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