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Ozapft is: Siedler - Aufbruch der Kulturen

Die Bajuwaren: Zufrieden mit einer Brez´n und einer guten Maß.
Die Bajuwaren: Zufrieden mit einer Brez´n und einer guten Maß. ©Waibel
14 Sommer zogen ins Land seit dem furiosen Start der Siedler Serie, einem Aufbauspiel aus deutschen Landen. „Aufbruch der Kulturen“ ist ein herrliches Remake.  

In „Die Siedler – Aufbruch der Kulturen“, das auf Teil 2 der Serie aus dem Jahr 1996 beruht, kann ein freies Spiel oder die Kampagne bestritten werden. Die gemütlichen Siedlergamer setzen im Endlosspiel auf Aufbau, es können aber auch Siegbedingungen festgelegt werden, zum Beispiel die Vernichtung aller Gegner oder das Einnehmen der gesamten Map. Wer gerne mit oder gegen andere spielt, nutzt den Online Multiplayer Modus. Kleine Nebenspiele wie Schach sind für den schnellen Zock Zwischendurch sehr gut geeignet. Die Missionen der Kampagne sind dagegen eine ausführliche Angelegenheit, 1 – 2 Stunden ist man da locker beschäftigt, unterschiedliche Schwierigkeitsgrade stellen auch Profis vor Herausforderungen. Dabei geht es primär darum, dass in den höheren Graden Ressourcen gekürzt werden.

Der geneigte Gamer steht bei Beginn der Kampagne vor der Entscheidung, welches Volk er nun nimmt. Drei Völker stehen zur Wahl, darunter die gmiatlichen Bajuwaren, die gerne mal ein Bierchen trinken oder eine Brezn knuspern, die hartgesottenen Schotten oder die zahlreichen tüchtigen Ägypter. Während die Bajuwaren auch mal eine gut eingeschenkte Maß genießen, verzichten die Südländer lieber auf Alkohol und schwören auf einen gesunden Schluck Ziegenmilch. Die im rauen Norden beheimateten Schotten sind ein gefährlicher Haufen, der nebst standesgemäßen Kilts nur einen guten Schluck Whisky benötigt, um von allen Völkern als am kampfstärksten dazustehen. So spielen sich die Bajuwaren am ausgewogensten, die Ägypter am wirtschaftlich stärksten und die Schotten sind zwar miese Wirtschafter, dafür umso bessere Eroberer.

Die Kampagne, die sehr witzig aufgemacht ist, beinhaltetet als Ziel nichts geringeres als den Einzug in den Olymp. Dabei geht es darum, den übel gelaunten Göttern Aufgaben zu erfüllen, nicht selten im Wettlauf gegen KI-Gegner. Spezielle Opfergebäude geben temporäre wichtige Ausgleiche in der Balance zu schaffen, und Mankos zu überbrücken. Letztlich sind sie in einigen Missionen essentiell notwendig, um das Missionsziel zu erreichen. Oder Sie gegen Boni, wie zum Beispiel die temporäre Anhebung der Baugeschwindigkeit oder einen Mehrertrag der Bauernhöfe. Militärische Opferungen bewirken eine Stärkung der eigenen Truppen oder die Schwächung feindlicher. Beim Multiplayer gegen andere Spieler sind solche militärischen Opferungen wichtig, denn sonst sieht man mit den zwar geschäftstüchtigen, aber eher kampfschwachen Ägyptern gerade in einer Partie gegen Schotten nicht viel Land.

Das Warensystem ist sehr gut und gelungen, bei jeder Ware lässt sich die Priorität einstellen. Zusätzlich kann noch gewählt werden, stellen welche verarbeitenden Betriebe wie viel Rohstoffe bekommen sollen. Soll der Schmied mehr Eisen bekommen als der Waffenbauer und soll die Kohle lieber zur Eisenschmelze oder zur Münzprägerei?

So geht es letztlich wieder um das geschickte Platzieren der Gebäude mit ihren unterschiedlichen Platzansprüchen. Die Nahrungsproduktion sollte möglichst nah bei den Minen sein und wo zu viel produziert wird muss ein Lagerhaus hin, um Logistikstaus entgegenzuwirken. Voneinander abhängige Betriebe sollten natürlich auch sehr dicht beieinander stehen. Warenstaus lassen sich recht rasch an den einzelnen Fahnen erkennen wo in typischer Manier abgelegt und an den nächsten Träger übergeben wird. In punkto Logistik sind die Schotten relativ schwach, bei den beiden anderen Völkern baut sich der Trampelpfad bei häufiger Benutzung rasch automatisch zum befestigten Weg aus. So sieht man auch gleich, welche Wege ideal angelegt sind und welche man wieder abreißen kann. Spezielle Tragtiere beschleunigen den Warentransport.

Gekämpft wird einzig und alleine passiv. Wie im Klassiker Die Siedler II aus dem Jahre 1996 werden Nah- und Fernkampfeinheiten in Wachhütten, -türmen und Festungen platziert. Greift ein Gegner an, treten die braven Soldaten vor die Tür und fechten den Kampf aus. Dabei bleibt die Hoffnung, dass genügend Soldaten platziert sind, ansonsten wird die Stellung überrannt, zum Nachproduzieren bleibt kaum Zeit.

Besonders viel Liebe zum Detail erkennt man auch beim gut inszenierten Onlinemodus. Treffen kann man andere Spieler in einer ganz speziellen Online-Lobby, die eigentlich mehr als das ist: Dabei handelt sich nämlich um ein richtiges kleines Dorf, in dem man all die anderen Spieler sehen und treffen, ein neues Spiel erstellen oder einem beitreten kann. In diversen Minigames im Gasthof kommt man an das begehrte Ingame-Gold, mit dem man seinen Avatar, der einen im Spielerdorf repräsentiert, mit Kleidung auszustatten. Der Arme läuft nämlich zu Beginn nur mit Unterhose bekleidet herum. In den Spielen selber können zudem Schatzkisten mit tollen Goodies gefunden werden unter anderem auch Haustiere, die der Spielerfigur im Lobby-Dorf brav hinterherdackeln. Ein gepflegter öffentlicher Text-Chat mit anderen Spielern, lustige Emotes mit dem Avatar machen zu können, ein Nachrichtensystem sowie eine Freundesliste komplettieren den gelungenen Onlinemodus.

Technisch ist „Der Aufbruch der Kulturen“ sehr gelungen. Die Atmosphäre passt, Soundeffekte zeichnen ein malerisches Gesamtbild. Die Gebäude und Siedler wurden mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, was sich dank der stufenlosen Zoomfunktion bis in aller Nähe bewundern lässt. Einzig die Ingamemusik kann mit der Zeit ein wenig nerven. Der Knuddelgrafik sei dank, liegen liegen die Mindestsystemanforderungen recht niedrig. Mit einem 2GHZ Prozessor, einer 256MB Grafikkarte und einem Gigabyte Ram ist das Spiel gut spielbar. Die Story ist dank der immer wieder in Ingame-Sequenzen eingeblendeten Götter lustig und gelungen, dahinter steckt wie eh und je ein hammerhartes Wirtschaftsspiel.

 

Fazit:

Wer die Siedler-Reihe mag, wird „Aufbruch der Kulturen“ lieben. Aber auch für Neueinsteiger ist die Neuauflage einen intensiveren Blick wert. Dabei kommen nicht nur eroberungswütige Siedler auf ihre Kosten. Nach wie vor lockt auch ein offline-Endlosmodus, in dem man den wusligen Kerlchen beim Arbeiten über die Schulter schauen kann, und den perfekten Warenkreislauf ertüftelt. Onlinefans freuen sich über eine mit Liebe zum Detail designte Onlinelobby in Form eines Dorfes und zahlreichen erspielbaren Goodies, was an den Sammeltrieb in MMO´s erinnert. Optisch und akustisch gibt’s auch nix zu meckern: Knuddelgrafik, karikaturiert überzeichnete Bajuwaren, bautüchtige Ägypter und hartgesottene Schotten in unvermeidlichen Kilts lassen oft schmunzeln. Eine echte Perle für Aufbau- und Abreißstrategen mit Hang zur Knuddelgrafik!

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