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Originelle Betrachtungen zu Kunst und Luxus

Die Autoren Wolfgang Ullrich und Lambert Wiesing sprachen über Siegerkunst und Luxus.
Die Autoren Wolfgang Ullrich und Lambert Wiesing sprachen über Siegerkunst und Luxus. ©Verena Kogelnig
Der Verein Tangenten lud zwei Wissenschaftler aus Deutschland ein, über Siegerkunst und Luxuserfahrungen zu referieren.
Doppelvortrag "Kunst, Geld und Luxus"

Feldkirch. (vko) Ein etwa zweistündiger Vortragsabend, der zum Nachdenken anregte, fand am Samstag im Theater am Saumarkt in Feldkirch statt: Die Autoren Wolfgang Ullrich und Lambert Wiesing stellten anlässlich der Kunst- und Designmesse POTENTIALe ihre Überlegungen zu „Kunst, Geld und Luxus“ den aufmerksamen Zuhörern vor. Ihre originellen Ansichten fassten sie gekonnt zusammen und begaben sich dann in eine lebhafte Diskussion miteinander und mit dem Publikum.

Kunst und Luxus erleben

In seinem Buch „Luxus“ fragt der Philosoph Wiesing von einer ganz neuen Warte, was der Begriff Luxus grundsätzlich bedeute: Was erlebt jemand, wenn er Luxus erlebt. Ihm gelang in seinem Vortrag, Luxus als „einen Bruch mit einer Vorstellung, wie Menschen leben sollen“ zu bestimmen – im speziellen dort zu finden, wo der Aufwand für etwas größer ist, als wir für angemessen halten. Passend dazu erkundete der Kunstwissenschaftler Ullrich, ausgehend von seinem Buch „Siegerkunst – Neuer Adel, teure Lust“, das kaum nachvollziehbare Phänomen, dass manche Kunst, die ohne viel Aufwand hergestellt wurde, auf dem Markt unvorstellbar hohe Preise erzielt. Die Verbindung, die leicht zum aktuellen Kunstevent in Feldkirch herzustellen war, regte zum Reflektieren an, wie auch die Frage, was eine „Luxuserfahrung“ für unser Menschsein bedeutet. So meinte Wiesing: „Solange wir Menschen nicht wie Maschinen behandeln wollen, müssen wir jedem das Recht auf Luxuserfahrungen zugestehen“ und dies unabhängig von finanziellen Mitteln oder Herkunft. Dass nicht jeder Kunstwerke von „Siegern“ erstehen kann, war wiederum Ullrich klar; doch gerade weil es von Grund auf unverständlich und nicht nachvollziehbar wäre, warum manche für Kunst Millionenbeträge ausgäben, präge Siegerkunst die Kunsterfahrung der Gesellschaft insgesamt. Der Bereich der Kunst, so spekulierte er, könnte sich in Zukunft an Musik und Literatur annähern und zu einem Massenphänomen werden. Ohne Zynismus schlug er vor, wir sollten uns fragen, wie es wäre, Siegerkunst selbst zu besitzen, um ihre Wirkung an uns zu erfahren.

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