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On the Milky Road - Trailer und Kritik zum Film

Je fantastischer die visuelle Umsetzung, desto fataler die Handlung: Emir Kusturica präsentiert mit "On the Milky Road" in farbenprächtigen Bildern den Versuch eines Märchens im bosnisch-serbischen Kriegsgebiet. Das Ergebnis ist eine kitschig-skurrile Liebesgeschichte. Der Regisseur bleibt trotz Kriegssetting ungewohnt unpolitisch.

Bereits 1995 wurde Kusturica großserbischer Nationalismus vorgeworfen, Grund dafür war “Underground”, sein zweiter Gewinnerbeitrag beim Filmfestival von Cannes. Auch einige Lieder seiner Band “Emir Kusturica & The No Smoking Orchestra” lassen sich in dieser Richtung deuten. Der gebürtige Bosnier mit serbischer Staatsbürgerschaft dementiert allerdings stets jegliche Nähe zum Milosevic-Regime. Als er 2010 beim Filmfestival von Antalya erneut dafür kritisiert wurde, verließ er empört die Jury.

Sein neuer Film scheint nun bewusst verträumt und unpolitisch. Obwohl der Krieg das Leben sämtlicher Charaktere maßgeblich beeinflusst, spielt er in “On the Milky Road” eine Nebenrolle: Die allgegenwärtigen Brutalitäten scheinen den Leuten lästig, werden aber akzeptiert. Generell zeigen sich die Figuren schicksalsergeben und nehmen so manche Absurdität ohne größeres Aufsehen hin. Ebenso irritierend leichtfüßig bis gleichgültig ist auch der Erzählton.

On the Milky Road – Die Handlung

Als Kosta nach der Milchlieferung an die Front zum Hof zurückkehrt und der geheimnisvollen Italienerin zum ersten Mal begegnet, ist es um die beiden geschehen. Komplikationen sind vorprogrammiert: Milena, die Tochter der Hofherrin, hat “die Braut” über eine Vermittlungsagentur für ihren Bruder gekauft, der bald als Kriegsheld aus Afghanistan zurückkehren soll. Nun plant sie eine Doppelhochzeit: Sie will am selben Tag wie ihr Bruder heiraten, ihr Zukünftiger soll Kosta sein.

Der zurückhaltende Mann wird von diesem Beschluss ziemlich überrumpelt und sieht sich plötzlich massiv umworben von beiden Frauen. Als sich herausstellt, dass ein dubioser Verehrer aus der Vergangenheit nun auf rachsüchtiger Jagd nach der namenlosen Italienerin ist, bleibt dem Paar nurmehr die Flucht. Wenn die Situation aussichtslos erscheint, schaltet sich verlässlich das Schicksal ein, ob in Gestalt eines Schäfers, diverser Tiere oder surrealer Ereignisse.

On the Milky Road – Die Kritik

Was platt und verkitscht klingt, ist es leider auch – darüber können weder die exzellenten Darsteller, noch die Bildgewalt und die stimmungsvolle Musik hinwegtäuschen. Ausgelassene Volksfeste und dramatische Kriegsszenen prasseln in einem bunten Bildwirbel auf den Zuseher ein, glücklicherweise kann Monica Bellucci den Film mit würdevoller Eleganz entschleunigen und der grotesken Geschichte etwas Selbstverständlichkeit verleihen. Diese Qualität wird allerdings konsequent durch allzu schicksalhafte Wendungen und Kitsch zunichtegemacht.

Die bedingungslos angenommene Liebe zwischen den beiden Hauptcharakteren wird niemals hinterfragt und erfährt keinerlei Krisen, obwohl die beiden sich ja eigentlich nur vom Sehen kennen. Psychologisch gesehen gibt der Film auch sonst wenig her, die Figuren bleiben zweidimensional und die Spannung besteht letztlich einzig in der Frage, ob dem Paar die Flucht vor den Verfolgern gelingt.

Alles in allem präsentiert der Regisseur visuell ansprechende Bilder, in denen überbordende Metaphern und märchenhaftes Schicksalsglück beiläufig mit Gewalt gespickt werden. Dies zu einer stimmigen Geschichte zu verschmelzen, gelingt aber trotz überzeugenden Darstellern nicht – so bleibt bis zuletzt unklar, was Kusturica beim Zuschauer eigentlich auslösen will.

>> Alle Filmstartzeiten zu “On the Milky Road”

(APA)

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