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Österreich mit neuem System ins Geduldspiel gegen Moldawien?

Gegen Moldawien muss Freitagabend in Wien ein Sieg her.
Gegen Moldawien muss Freitagabend in Wien ein Sieg her. ©APA/Herbert Pfarrhofer
Für Österreichs Nationalmannschaft steht Freitagabend gegen Moldawien wohl schon die letzte Chance auf die WM-Qualifikation auf dem Spiel. Dabei gibt es im ÖFB-Team gleich mehrere Fragezeichen.
Burgstallers Freude über Rückkehr

Der Druck ist groß. Österreichs Nationalteam ist am Freitag (20:45 Uhr) im Heimspiel gegen Moldawien fast schon zum Siegen verdammt, will man in der WM-Qualifikation für Russland 2018 noch entscheidend eingreifen. Vier Punkte haben die Österreicher nach vier Spielen in Gruppe D erst auf der Habenseite. Für Teamchef Marcel Koller geht es auch um seine eigene Zukunft.

Die Gedanken daran seien aber weit weg, betonte Koller. “Im Moment ist es so, dass ich mich aufs Spiel konzentriere und nicht denke, was sein könnte, wenn wir das Spiel verlieren”, erklärte der Schweizer. Mit seiner Zukunft könne er sich derzeit nicht beschäftigen. “Dafür bin ich auch schon zu lange im Geschäft. Der ganze Fokus liegt auf dem Spiel. Alles andere muss ich auf die Seite schieben.”

ÖFB-Team: Marcel Kollers Vertragssituation

Kollers Vertrag läuft bis Ende der Qualifikation, bei einer WM-Teilnahme verlängert er sich automatisch bis nach dem Turnier in Russland. Gespräche über eine mögliche Verlängerung hat es bisher nicht gegeben. Seit vier Monaten ist alles auf das Spiel gegen Moldau ausgerichtet. Nach Niederlagen in Serbien (2:3) und gegen Spitzenreiter Irland (0:1) sind drei Punkte gegen den Gruppenletzten fast schon Pflicht.

“Schlussendlich geht es um die drei Punkte”, sagte Koller. “Als Trainer kannst du nur diese Gedanken haben, der Mannschaft zu helfen, zu fördern, zu tadeln, um an dem Tag die drei Punkte zu holen, und nichts anderes.”

Systemwechsel gegen Moldawien?

Helfen könnte dabei ein neues Spielsystem. Koller hat Gefallen an einer defensiven Dreierkette gefunden. Ob sie schon gegen die Moldauer zum Einsatz kommt, ließ er vorerst offen. “In der Vorwärtsbewegung hat man mehr Spieler auf dem Platz”, bemerkte Koller positiv. “Ein neues System muss man aber immer wieder einmal üben.” Diese Woche hatte er dafür nur zwei taktische Trainingseinheiten zur Verfügung.

In einem 3-5-2 statt des bisherigen 4-2-3-1 könnten Goalgetter Marc Janko (28 Tore in 61 Länderspielen) und der formstarke Rückkehrer Guido Burgstaller (sechs Tore in 14 Pflichtspielen für Schalke 04) gemeinsam stürmen. Dass David Alaba statt Janko den gesperrten Julian Baumgartlinger als Kapitän vertritt, wollte Koller nicht als Indiz dafür verstanden wissen, dass der Basel-Angreifer nicht in der Startformation steht. “Das möchte ich im Moment noch offenlassen”, sagte der 56-Jährige in seiner Abschluss-Pressekonferenz am Donnerstag.

“Gewisse Tendenz” in der Torhüter-Frage

Klarer scheint die Situation im Tor. Nach der neuerlichen Langzeit-Verletzung von Robert Almer und dem Nationalteam-Rücktritt von Ramazan Özcan dürfte Heinz Lindner spielen. Eine “gewisse Tendenz” gibt es laut Koller bereits, zumal Altach-Keeper Andreas Lukse zuletzt zwei Tage eine Magenverstimmung zu schaffen machte. “Es ist noch nicht so, dass er vor Kräften strotzt.” Zudem hatte Lukse vor dem Teamcamp vier Ligaspiele wegen Problemen mit dem Hüftbeuger versäumt.

Lindner hat in den vergangenen eineinhalb Jahren für Eintracht Frankfurt drei Pflichtspiele bestritten. Im Nationalteam kam der 26-jährige Oberösterreicher zuletzt im EM-Test Ende Mai 2016 gegen Malta (2:1) zum Einsatz. “Wir haben absolut das Vertrauen in ihn”, erklärte Koller. “Man muss nicht immer spielen, damit man Selbstvertrauen hat.”

Erst im Jänner hatte Lindner in Frankfurt wegen einer roten Karte und der folgenden Sperre zweimal Stammkeeper Lukáš Hrádecký vertreten. “Das hat er hervorragend umgesetzt”, sagte Koller. Schon bei der EM in Frankreich habe Lindner hervorragend trainiert. “Er macht einen sehr lockeren Eindruck, da haben wir keine Bedenken.” Zumal der Torhüter gegen die Moldauer nicht der entscheidende Mann werden soll.

Österreich stellt sich auf Geduldspiel ein

Koller hofft, dass auch die Nummer 162 der FIFA-Weltrangliste etwas nach vorne tut. Mit langen Bällen zu operieren, werde gegen Moldawien massive Defensive wenig bringen. “Da geht es dann darum, dass du fußballerische Qualität hast. Es ist wichtig, gute Fußballer zu haben, die schnell sind”, umriss der Schweizer seine Vorstellungen. Neben Baumgartlinger fehlt allerdings auch Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf gesperrt.

Das ÖFB-Team stellt sich auf ein Geduldspiel ein. “Wir können nicht davon ausgehen, dass wir frühzeitig in Führung gehen”, meinte Koller. “Wir sind aber nicht das erste Mal in so einer Situation.” Das sieht auch Alaba so. “Ich kenne das auch aus München, wenn der Gegner tief steht”, sagte der Bayern-Star. “Da müssen wir die Ruhe bewahren. Das Spiel geht nicht über 70 Minuten, sondern über 90 Minuten plus.”

Überschaubares Zuschauerinteresse

Was auf dem Spiel steht, ist allen bewusst. “Wir spielen zu Hause und brauchen den Sieg. Wir wollen dementsprechend Vollgas geben”, betonte Koller, der einen geschlossenen Auftritt verlangt und seine Rolle auch als jene des Motivators interpretiert. “Wenn es einmal nicht so gut läuft, muss man den Spielern vermitteln, dass wir das packen.”

Bis Donnerstag waren rund 20.000 Karten verkauft. “Natürlich wäre es angenehmer, wenn das Stadion voll ist”, erklärte der Teamchef. “Das können wir aber nicht unmittelbar ändern.” Sondern nur mittelfristig mit Erfolgen. “Wir wollen unseres dazu beitragen.” Sechs Spiele sind in der WM-Qualifikation noch ausständig. Auf die Republik Moldau folgt am 11. Juni der schwere Gang nach Irland.

(APA, Red.)

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