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Notstand im LKH Feldkirch

(VN) Feldkirch - Die Anästhesie muss Leistungen reduzieren. Das Land beschließt eine Gehaltsreform für Spitäler.

Massive Personalnot hat in der Anästhesie-Abteilung im Landeskrankenhaus Feldkirch zu einschneidenden Maßnahmen geführt. Weil das geschrumpfte Ärzteteam nur noch vier der fünf Operationstische bedienen kann, werden planbare Eingriffe in andere Spitäler ausgelagert. Dem nicht genug: Um den Betrieb im eigenen Haus aufrechterhalten zu können, müssen Mediziner aus Bludenz und Bregenz als Aushilfen einspringen. Dabei kämpft die Anästhesie in Bregenz selbst mit Engpässen. Die positive Nachricht: Die prekäre Situation brachte die Verantwortlichen auf Trab – und erste konkrete Verbesserungen in Form von Gehaltsaufstockungen. Zudem kündigte Landesstatthalter Markus Wallner gegenüber den VN eine Gehaltsreform auch für den Krankenhausbereich an, für die noch im Herbst ein Regierungsbeschluss gefasst werden soll.

Schwierige Nachbesetzung

Zwei Pensionierungen, dazu Karenz, Krankheit und die Kündigungen von gleich drei erfahrenen Oberärzten brachten die Mannschaft von Primar Dr. Reinhard Germann an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. „Diese Abgänge sind nicht mehr zu kompensieren“, bestätigte er auf VN-Nachfrage. Und offenbar auch schwer nachzubesetzen. Auf die seit Wochen laufenden Ausschreibungen gibt es kaum Resonanz. Ein Grund: Der österreichische Markt ist ausgetrocknet, und deutsche Ärzte, die früher zuhauf nach Vorarlberg kamen, bleiben heute lieber draußen oder gehen zurück, nachdem Deutschland im Spitalswesen kräftig nachgebessert hat. Und auch heimische Mediziner zieht es verstärkt dorthin, wo mehr Geld für die fordernde Arbeit winkt. Eine weitere Folge des Engpasses in Feldkirch ist, dass die intensivmedizinische Begleitung von Patienten, die in einem Spezialfahrzeug überstellt werden, jetzt das Rote Kreuz durchführt. „Wir müssen wirklich gut überlegen, was noch machbar ist und was nicht“, analysiert Reinhard Germann nüchtern. Seiner Ansicht nach wäre es nötig, insgesamt über eine bessere Verteilung der Leistungen in den Spitälern nachzudenken.

Hilfeleistung sondieren

Vorderhand gilt es jedoch, den eigenen Betrieb am Laufen zu halten. „Auf dringliche Operationen hat der Personalmangel keinen Einfluss“, beeilt sich Dr. Gerald Fleisch zu versichern. Es gebe auch keine Dienstanweisung, die Anästhesisten aus den übrigen Spitälern zum Einsatz in Feldkirch verpflichte. „Das ist nicht meine Art“, so der KHBG-Direktor. Man habe jedoch um Unterstützung gebeten. „Wir müssen nicht“, bestätigt auch der Chefarzt des LKH Bregenz, Primar Dr. Christian Huemer. Trotzdem sind für nächste Woche Gespräche mit Primar Germann angesetzt, um auf „kollegialer Ebene“ mögliche Hilfeleistungen auszuloten. „Unsere Abteilung darf nicht zu kurz kommen“, stellt Huemer vorab klar. Denn es klemmt personell auch in den eigenen Reihen. Außerdem rechnet er damit, dass es wohl eine Lösung für längere Zeit braucht.

Mehr Geld für das Team

Immer wieder einmal in die Bresche springt die Leiterin der Anästhesie imLKH Bludenz, Primaria Dr. Ruth Krumpholz. Sie hat vor dem Umzug im Feldkircher Team gearbeitet. Ihr ehemaliger Chef lobt sie denn auch als „extrem kooperativ“. Von politischer Seite wird das Bemühen aller, die Lage stabil zu halten, gewürdigt. Zur Unterstützung durch andere äußert sich Landesstatthalter Markus Wallner unmissverständlich: „Dafür haben wir einen Krankenhausverbund.“ Einigkeit herrscht, was die finanzielle Schieflage betrifft. „Da müssen wir einfach reagieren“, sagt Gerald Fleisch. Ein erster Schritt wurde mit der Gehaltserhöhung für das Anästhesie-Team gesetzt. Dafür verzichtet das Spital auf den Hausanteil aus dem Privatpatiententopf. Ab Jänner gibt es eine, so Fleisch, „spürbare Anhebung“ dann auch für die Kaderärzte. Und was eigentlich jetzt noch nicht an die Öffentlichkeit sollte: Das Land bastelt an einer Ausweitung der Gehaltsreform für die rund 3600 Spitalsbediensteten. Diese wurden beim ersten Mal bekanntlich nicht berücksichtigt. Inzwischen befasst sich bereits eine Arbeitsgruppe mit der Thematik. Wallner: „Wir müssen Wettbewerbsfähigkeit schaffen.“ Sowohl er wie auch Fleisch und Germann hoffen aber, dass schon die ersten Maßnahmen Signalwirkung haben und die Suche nach Ärzten erleichtern. Für den Sprecher der Spitalsärzte, Dr. Burkhard Walla, brennt indes endgültig der Hut. Er spricht von einer „sehr schlechten Stimmung unter den Spitalsärzten“. Die Situation in den Krankenhäusern spitze sich dramatisch zu. „Jetzt können schon so zentrale Bereiche wie die Anästhesie ihre Aufgaben nicht mehr vollständig wahrnehmen“, sieht Walla düstere Zeiten heraufdämmern.

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