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Nicht zufriedenstellende Rio-Bilanz für Österreich

Mit nur einer Medaille reist das OÖC-Team aus Rio ab
Mit nur einer Medaille reist das OÖC-Team aus Rio ab ©APA
Nach einem schwachen Wochenende der restlichen ÖOC-Athleten ist keine Aufpolierung der Rio-Bilanz mehr gelungen. Österreich nimmt von den Sommerspielen in Brasilien eine Bronzemedaille durch das Nacra-17-Duo Thomas Zajac/Tanja Frank und insgesamt 17 Top-Ten-Plätze mit nach Hause.

Schlechter sah es nur 1964 in Tokio und 2012 in London aus, als Edelmetall gänzlich ausblieb. Mit der Hoffnung auf eine Handvoll Edelmetall war die 71-köpfige Sportler-Delegation in die Metropole unter dem Zuckerhut gereist. “Das Ziel ist drei bis fünf Medaillen”, hatte Peter Schröcksnadel, der Leiter des vom Sportministerium mit 20 Millionen Euro finanzierten “Projekt Rio” gesagt. “Am Ende des Tages machen wir ja keinen Betriebsausflug, sondern man wird an den sportlichen Erfolgen gemessen”, stellte ÖOC-Präsident Karl Stoss in einem Interview mit der APA – Austria Presse Agentur fest.

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Legt man diesen Maßstab nun an, dann ist das Abschneiden äußerst ernüchternd. Zwar haben junge Athleten wie Schützin Olivia Hofmann, Judoka Bernadette Graf (jeweils Fünfte), Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger und Ruderin Magdalena Lobnig (jeweils Sechste) ein Versprechen für die Zukunft abgegeben, die Asse stachen aber nicht.

Medaillenhoffnungen enttäuschten

Die Segler Lara Vadlau/Jolanta Ogar (470er) und Nico Delle Karth/Niko Resch (49er) oder auch Wildwasser-Slalom-Kanutin Corinna Kuhnle waren hoch gehandelt worden. Auch vom Tischtennis Herren-Team oder den Beach-Volleyballern war mehr erwartet worden, eine Medaille aus dem Judoteam oder von den Schützen schien ebenfalls möglich.

Sportminister Hans Peter Doskozil und ÖOC-Chef Stoss betonten nun, dass weitere Reformen unverzichtbar sind. Das undurchsichtige Fördersystem soll zentralisiert, sowie weiter in die Verbesserung der Infrastruktur investiert werden. Stoss wünscht sich eine “Stunde null” für den österreichischen Sport, alles soll hinterfragt werden.

Stoss “erleichtert, aber nicht zufrieden”

“Wir sind erleichtert, wir sind nicht ganz zufrieden, wir haben noch eine Menge zu tun”, erklärte Stoss in seiner bereits am Freitag erfolgten Bilanz-Pressekonferenz. Als ersten Schritt wolle man nun jeden Athleten analysieren und Gespräche mit den Fachverbänden führen. “Es ist der zaghafte Beginn eines sehr langen, sehr intensiven Weges”, sagte der NOK-Präsident, der vor Beginn der Spiele von der Session als neues Mitglied in das Internationale Olympische Komitee aufgenommen worden war.

Es ginge nun darum, eine klare Zielsetzung für vier bis acht Jahre zu definieren. “Die Zeit vor Rio war zu kurz. Wir haben ein Investment getätigt, der Return ist noch nicht da. Wir müssen uns Gedanken machen, welche Strategie wir verfolgen wollen.” Es ist der Wunsch, das Projekt Rio auf Tokio 2020 hin unter neuem Namen fortzuführen. Das ÖOC will jedenfalls mehr Verantwortung übernehmen. “Wir sind nicht nur für die Beschickung da, wir gehen auch in die Verantwortlichkeit, wenn man uns lässt”, stellte Stoss klar.

Auch in die Zusammenarbeit von Fachverbänden und Olympiazentren soll weiter investiert werden, Trainer-Know-how aus dem In- und Ausland sowie aus Sport- und Ernährungswissenschaft nannte Stoss als wichtige Bausteine.

Vorwurf des “Olympia-Tourismus”

Nicht nur physisch, sondern auch mental sollen die Sportler noch besser auf das Ereignis Olympische Spiele mit all seinen Nebengeräuschen vorbereitet werden. “Man kann nicht ändern, was andere über einen sagen oder schreiben. Man kann nur an sich selbst arbeiten, dass man eine dickere Haut bekommt und auf sich selbst konzentriert. Das wird das Wichtigste sein”, sagte Christoph Sieber, der Chef de Mission der österreichischen Olympia-Mannschaft, zur APA.

Wie bereits vor vier Jahren in London sahen sich zahlreiche Athleten mit dem Schlagwort “Olympia-Tourismus” in diversen heimischen Medien konfrontiert. Mit “hetzerischen Artikeln und Kommentaren auf Online-Plattformen” sei eine Stimmung verbreitet worden, da brauche man als Athlet eine sehr dicke Haut, damit man “sein Cool” nicht verliere, meinte Sieber. Wegen der fehlenden Medaillen sei die Aufmerksamkeit “auf dem Geraunze” gelegen.

Olympische Sommerspiele seit 1896 mit Zahl der šsterreichischen Medaillen - Balkengrafik GRAFIK 0687-16, 88 x 166 mm
Olympische Sommerspiele seit 1896 mit Zahl der šsterreichischen Medaillen - Balkengrafik GRAFIK 0687-16, 88 x 166 mm ©Olympische Sommerspiele seit 1896 mit Zahl der šsterreichischen Medaillen - Balkengrafik GRAFIK 0687-16, 88 x 166 mm

Die detaillierte Bilanz der Platzierungen der 71 ÖOC-Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nach Abschluss aller Bewerbe mit rot-weiß-roter Beteiligung:

3. und Bronze: Thomas Zajac/Tanja Frank (Segeln/Nacra 17)

5. Bernadette Graf (Judo/bis 70 kg) – verlor Bronze-Kampf

. Olivia Hofmann (Schießen/KK-Dreistellungsmatch)

. Corinna Kuhnle (Kanu/Kajak-Einer)

. Oliver Marach/Alexander Peya (Tennis) – im Viertelfinale out

. ÖTTV-Damen (Liu Jia/Li Qianbing/Sofia Polcanova) – im Viertelfinale out

. ÖTTV-Herren (Stefan Fegerl/Robert Gardos/Daniel Habesohn) – im Viertelfinale out

6. Magdalena Lobnig (Rudern/Einer)

. Lukas Weißhaidinger (Diskus)

7. Kathrin Unterwurzacher (Judo/bis 63 kg) – in Hoffnungsrunde out

8. Matthias Schmid/Florian Reichstädter (Segeln/470er)

9. Liu Jia (Tischtennis) – im Achtelfinale out

. Clemens Doppler/Alexander Horst (Beach-Volleyball) im Achtelfinale out

. Alexander Huber/Robin Seidl (Beach-Volleyball) – im Achtelfinaleout

. Lara Vadlau/Jolanta Ogar (Segeln/470er)

10. Olivia Hofmann (Schießen/Luftgewehr, 10 m stehend)

. Amer Hrustanovic (Ringen/griechisch-römisch bis 85 kg)

11. Bernd Wiesberger (Golf)

. Sargis Martirosjan (Gewichtheben/bis 105 kg)

. Yvonne Schuring/Ana-Roxana Lehaci (Kanu/Kajak-Zweier 500 m)

12. Bernhard und Paul Sieber (Rudern/Leichtgewichts-Doppelzweier)

. Nico Delle Karth/Niko Resch (Segeln/49er)

. Anna Maria und Eirini Alexandri (Schwimmen/Synchron-Duett)

13. Mario Leitner (Kanu/Kajak-Einer)

15. Alexander Schmirl (Schießen/Luftgewehr, 10 m stehend)

16. Georg Preidler (Radsport Straße/Zeitfahren)

. Jennifer Wenth (Leichtathletik/5.000 m)

17. Stefan Fegerl (Tischtennis) – in 3. Runde out

. Thomas Mathis (Schießen/Kleinkaliber 50 m liegend)

. Alexander Schmirl (Schießen/Kleinkaliber-Dreistellungsmatch)

. Elisabeth Baldauf (Badminton)

. David Obernosterer (Badminton)

. Daniel Allerstorfer (Judo/über 100 kg) – in 1. Runde out

. Ludwig Paischer (Judo/bis 60 kg) – in 2. Runde out (nach Freilos)

. Sabrina Filzmoser (Judo/bis 57 kg) – in 1. Runde out

18. Felix Auböck (Schwimmen/200 m Kraul)

19. Dominik Distelberger (Leichtathletik/Zehnkampf)

20. Nicol Ruprecht (Rhythmische Gymnastik)

21. Ivona Dadic (Leichtathletik/Siebenkampf)

. Viktoria Schwarz (Kanu/Kajak-Einer 200 m)

24. Alexander Schmirl (Schießen/Kleinkaliber 50 m liegend)

25. Felix Auböck (Schwimmen/400 m Kraul)

. Sebastian Kuntschik (Schießen/Skeet)

26. Lisa Zaiser (Schwimmen/200 m Lagen)

27. Constantin Blaha (Wasserspringen/3 m)

29. Jördis Steinegger (Schwimmen/400 m Lagen)

30. Lena Kreundl (Schwimmen/200 m Lagen)

32. Gernot Rumpler (Schießen/Luftgewehr 10 m stehend)

33. Laurence Baldauff (Bogenschießen)

. Robert Gardos (Tischtennis) – in 2. Runde out (nach Freilos)

. Victoria Max-Theurer (Pferdesport/Dressur)

. Sofia Polcanova (Tischtennis) – in 2. Runde out (nach Freilos)

. Rene Pranz (Fechten/Florett)

36. Gernot Rumpler (Schießen/Kleinkaliber-Dreistellungsmatch)

37. Sara Vilic (Triathlon)

39. Birgit Koschischek (Schwimmen/50 m Kraul)

40. David Brandl (Schwimmen/400 m Kraul)

42. Felix Auböck (Schwimmen/1.500 m Kraul)

43. Lisa Ecker (Turnen/Mehrkampf)

. Christine Wolf (Golf)

44. Georg Preidler (Radsport/Straßenrennen)

45. Beate Schrott (Leichtathletik/100 m Hürden)

46. Martina Ritter (Radsport/Straßenrennen)

47. Thomas Springer (Triathlon)

64. Andrea Mayr (Leichtathletik/Marathon)

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