Österreichs erster "Shared Space" in Gleinstätten freigegeben

Die Durchzugsstraße des Ortes wurde im vergangenen Jahr neu verbaut und nach den Prinzipien des “geteilten Raumes” angelegt: Nicht Straßenschilder, sondern gegenseitige Rücksichtnahme regelt ab sofort den Verkehr. Auch in Feldkirchen bei Graz und am Grazer Sonnenfelsplatz wird bereits nach dem neuen Konzept geplant.

Gleinstätten liegt zwischen den Bezirkshauptstädten Deutschlandsberg und Leibnitz, weshalb die B74 mit den Jahren immer mehr zur Durchzugsstraße wurde. Wegen des schlechten Bauzustandes wurde eine Generalsanierung notwendig. Im Zuge dieser sollte der Ortskern wieder “bevölkert” und den Autos Dominanz genommen werden. Mit 1,4 Mio. Euro setzten die Projektverantwortlichen das Konzept “Shared Space” um.

Im Fall Gleinstätten bedeutet das im Detail, dass an drei Kernzonen – Schule, Tankstelle und Bank – die Straße in Plätze übergeht, die eine andere Pflasterung haben und sich so abheben. Das Fehlen von Verkehrsschilder zwingt Autofahrer dazu, aufmerksam zu sein, denn egal ob Fußgänger, Radfahrer oder Fahrzeuglenker, jeder Verkehrsteilnehmer ist in diesem “Shared Space” gleichberechtigt. Die Skepsis der Bevölkerung versuchte man zu reduzieren, indem die Menschen in die Planung eingebunden wurden.

Das Ziel des “geteilten Raums” ist die Homogenisierung der Geschwindigkeit und damit die Senkung von Unfällen. Erreicht werden soll das mit Deregulierung: Wie Vorbilder aus den Niederlanden, Großbritannien und anderen Ländern zeigen, bewirkt gerade die Aufhebung von klaren Flächenzuweisungen nach Verkehrsart sowie Regelungen mittels Beschilderung, dass ansonsten dominante Verkehrsteilnehmer wie Autofahrer vom Gas gehen. Der Grund liegt auf der Hand, denn Fußgänger spazieren nicht länger auf einem Gehsteig, sondern könnten sich theoretisch überall im Straßenraum bewegen. Fahrzeuglenker werden so gewissermaßen zu steter Aufmerksamkeit angehalten.