Das berichtete die Zeitung Globe and Mail laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. Wegen ungewöhnlich milder Temperaturen und daher dünnen Eises dürften mehrere tausend Jungtiere, die noch nicht schwimmen konnten, ertrunken sein.
Ein Forscher schätze die Sterberate der Robbenbabys im Golf von St. Lawrence sogar auf bis zu 100 Prozent. In der ersten Phase der Jagd seien daher nur 860 Tiere getötet worden, teilte Phil Jenkins vom kanadischen Fischereiministerium am Mittwoch der US-Nachrichtenagentur AP mit. Die kanadische Regierung hatte die Fangquote wegen der schlechten Eisverhältnisse im Vorfeld um 20 Prozent auf 270.000 Junge reduziert. Im vergangenen Winter waren noch 335.000 Exemplare zum Töten freigegeben worden.
Zusätzlich dürften heuer auch die Felle weniger Gewinn abwerfen: Brachte ein Stück 2006 noch rund 100 Dollar ein (74,9 Euro), so rechnet man heuer mit etwa einem Drittel weniger, berichtete der Robbenjäger und Fischer Mark Small. Die Pelze werden nach Norwegen, Russland und China verkauft.
Tierschützer von Greenpeace bezeichneten das weltweit größte Massaker an Meerestieren als grausam und überflüssig. Der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) verurteilte eine Jagd trotz des warmen Winters als unverantwortlich. Angesichts des Protests reist derzeit eine kanadische Delegation durch Europa, um von der Nachhaltigkeit der Robbenjagd zu überzeugen.
Die Öffentlichkeit habe ein falsches Bild, meinte Loyola Sullivan, Sonderbeauftragter des Fischereiministeriums, bei einem Pressegespräch in Wien. Tötungen mit Hakapik-Keulen würden zugegebenermaßen nicht gut aussehen. Tatsächlich werde aber mehr als 90 Prozent der Tiere mit leistungsstarken Gewehren in den Kopf geschossen, erklärte Garry Stenson von der Abordnung. Beide Vorgehensweisen seien geprüfte, humane Tötungsmethoden.
Die Robbenjagd zu stoppen sei unmöglich, da sie für die Ureinwohner Kanadas, die Inuit, von entscheidender Bedeutung sei, erklärte Sullivan. 35 Prozent ihres Einkommens sollen sie aus dem Handel mit Robben-Produkten beziehen. Greenpeace Deutschland bezeichnete die Argumentation als falsches Spiel. Die Ureinwohner, die hoch im Norden leben würden, hätten mit der kommerziellen Jagd im Süden nichts zu tun. Laut Fischereiministerium werden allerdings 80 Prozent der Tiere in nördlichen Regionen des St.-Lawrence-Stroms erlegt.
Etwa 5,4 Millionen Robben leben Regierungsangaben zufolge an der kanadischen Ostküste. Umweltschützer kritisieren, dass die Jagdquoten auf Populationszahlen beruhen, die nur alle fünf Jahre neu erhoben werden. Rückgänge in den Beständen könnten so erst in bis zu 15 Jahren entdeckt werden. In den vergangenen vier Jahren wurden an der kanadischen Küste laut Greenpeace 1,3 Millionen Robben erlegt.
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