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Fall Kampusch - Die strittigen Fragen

Über kaum einen Kriminalfall gibt es so viele Gerüchte und Spekulationen wie um die Entführung von Natascha Kampusch.
Der Abschlussbericht ist fertig

Folgend ein Überblick über die strittigen Fragen und ihren derzeitigen Ermittlungsstand:

– War Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter oder gab es Mitwisser beziehungsweise Mittäter?

Wolfgang Priklopil gilt bis heute als Einzeltäter. Doch dem jüngst aufgetauchten Vernehmungsprotokoll mit Priklopils Freund Ernst H. ist zu entnehmen, dass sich der Entführer nach Kampuschs Flucht kurz vor seinem Selbstmord anvertraut hat. H. hat Kampusch auch getroffen, wie er selbst angegeben hat, allerdings ohne zu wissen, um wen es sich eigentlich handelt.

Dennoch wollen die Spekulationen rund um weitere Täter nicht abreißen: Bis heute existiert etwa die Zeugenaussage einer bei der Entführung zwölf Jahre alten Schülerin, die gesehen haben will, dass eine zweite Person in das Kidnapping involviert gewesen ist. Die Polizei geht aber davon aus, dass Priklopil von hinten nach vorne in den Wagen geklettert ist, wodurch der Eindruck entstehen konnte, dass es sich um zwei Männer gehandelt hat. Für die Zeugin ist dies “plausibel”.

Bereits in dem ersten Bericht der Evaluierungskommission rund um den Ex-Verfassungshofpräsidenten Ludwig Adamovich wird auf einen “von Anfang an fassbaren Hinweis in Richtung Mehrtäterschaft” eingegangen. Dem pensionierten Richter Martin Wabl wurde inzwischen gerichtlich verboten, seine Theorie zu verbreiten, dass die Mutter von Natascha Kampusch, Brigitta Sirny, an der Tat mitbeteiligt gewesen sein soll.

– Welche Rolle spielt der Freund von Wolfgang Prikopil, Ernst H.?

Ermittlungen gegen den Freund von Wolfgang Priklopil, Ernst H., mündeten in einer Anklage wegen Begünstigung, wegen der sich H. am Montag im Wiener Landesgericht verantworten musste. Die Justiz wirft dem Angeklagten vor, den Entführer der behördlichen Verfolgung entzogen zu haben. Priklopil hatte sich nach seiner Flucht mehrere Stunden mit H. getroffen und sich laut den erst jüngst aufgetauchten Vernehmungsprotokollen mit H. seinem Freund anvertraut. Von der Entführung von Natascha Kampusch will der Angeklagte bis dahin nichts gewusst haben. Nach eigenen Angaben hat er das Entführungsopfer kurz getroffen. “Ich wusste natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das Natascha Kampusch war”, stellte H. in einer Erklärung klar. Bei einer Überweisung von 500.000 Schilling von Priklopil an H. etwa im Entführungszeitraum sei es um Schwarzgeld aus Wohnungsverkäufen gegangen.

– Spielt Kinderpornografie in dem Fall eine Rolle?

Die deutsche Zeitschrift “stern” berichtete 2006, dass der Verdacht bestehe, dass Wolfgang Priklopil, Fotos und Filme von Natascha Kampusch angefertigt und diese in der Sado-Maso-Szene verkauft haben soll. Die Ermittler konnten bisher aber keinerlei Hinweise auf ein derartiges Material finden. Als Randbegleitung der Ermittlungen wurden aber mehrere Personen entdeckt, die – vollkommen unabhängig von der Causa Kampusch – im Verdacht stehen, mit Kinderpornografie etwas zu tun zu haben. Die halbnackten Bildern von Natascha Kampusch, die vor ihrer Entführung angeblich von ihrer Halbschwester gemacht worden sind, ließen laut Kinderpsychiater Max Friedrich “keinen Schluss auf kinderpornografische Ausbeutung beziehungsweise sexuellen Missbrauch zu”.

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