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Auch USA besorgt über Saufgelage Jugendlicher

Washington - 5.400 Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren sterben in den USA einer Studie der Boston University zufolge jährlich an Alkoholvergiftungen und Unfällen nach übermäßiger Zecherei.

Gary DeVercelly war 18 Jahre alt, ein „Freshman“, wie die Erstsemester an US-Universitäten genannt werden. Im Herbst vorigen Jahres hatte er sich an der renommierten Rider University im Bundesstaat New Jersey eingeschrieben. Am 30. Mai 2007 war DeVercelly tot – gestorben an den Folgen eines exzessiven Trinkgelages auf der Party einer Studentenverbindung.

5.400 Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren sterben in den USA einer Studie der Boston University zufolge jährlich an Alkoholvergiftungen und Unfällen nach übermäßiger Zecherei. Fast ein Drittel von ihnen studierte, oft an international hoch angesehen Hochschulen. Außerdem fordert der ungezügelte Alkoholmissbrauch alleine an den Unis nach Informationen des Nationalen Instituts gegen Alkoholmissbrauch (NIAAA) jedes Jahr 500.000 Verletzte und liegt rund 70.000 Fällen sexueller Belästigung zu Grunde.

Während anderswo strengere Alkoholgesetze gefordert werden, werden in den USA Stimmen laut, die genau das Gegenteil wollen – nach enttäuschenden Erfahrungen mit rigiden Vorschriften und strikten Kontrollen.

Seit 1984 darf niemand unter 21 Jahren in den USA Alkohol kaufen – genau dieses Gesetz will jetzt ein Geschichtsprofessor und ehemaliger Universitäts-Präsident kippen. John McCardell strebt eine Altersgrenze von 18 Jahren an. Sein Argument: Das Gesetz „hat das Trinken vom Campus weggedrängt, hinter verschlossene Türen, in den Untergrund, in dunkle Ecken, wo es nicht beaufsichtigt wird und verantwortliches Trinken nicht gelernt werden kann“, sagte er dem US-Magazin „Newsweek.“ „Saufgelage sind der Protest dieser Generation gegen ein ungerechtes Gesetz.“

Statt des Trinkverbots fordern der Professor und seine Initiative „Choose Responsibility“ („Wähle Verantwortung“) eine „Trinklizenz“, die Studenten nach einem mindestens 40-stündigen Aufklärungskurs und bestandener Abschlussprüfung ausgehändigt bekommen – eine Art Führerschein zum Trinken also.

Rückendeckung erhält McCardell von Kollegen: Der Direktor des Nationalen Zentrums für Soziale Normen an der Northern Illinois University, Michael Haines, sagte der Zeitung „Boston Globe“, er kenne nur wenige Uni-Präsidenten, die die bisherige Altersgrenze gut heißen. „Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass, wenn man ein Rauschmittel in den Untergrund zwingt, seine Verwendung gefährlicher wird.“

John McCardells Ideen haben freilich ihre Kritiker. Der Chef des öffentlichen Gesundheitssystems in den USA, Kenneth Moritsugu, startete im Frühjahr eine Kampagne zur Beibehaltung und strikteren Durchsetzung der geltenden Altersgrenze. Die Initiative „Mütter gegen Fahren unter Alkohol“ aus Irving (Texas), die in den achtziger Jahren entscheidend an der Einführung der geltenden Bestimmungen beteiligt war, widerspricht McCardell ebenfalls. Dem Fernsehsender Fox sagte Vorstandsmitglied Brian Demers, eine niedrigere Altersgrenze werde mehr Jugendliche das Leben kosten. „Wir spielen ein riskantes Glücksspiel mit diesen jungen Leben.“

Und selbst wenn der Professor unter seinen Kollegen und in der Öffentlichkeit Zustimmung erntet, dürfte es nicht einfach werden, das Gesetz zu kippen. Zwar steht jedem Bundesstaat frei, das Trinkverbot aufzuheben. Aber dann würden ihm auch – so sagt es das Gesetz – zehn Prozent der Bundesmittel für Autobahnen gestrichen.

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