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"Zum Täter wird der Schwächere"

Schwarzach/VN - Psychiater Reinhard Haller spricht von einer Zunahme von erweiterten Morden bzw. Suiziden.
Bilder vom Ort der Tragödie
Mord und Selbstmord in Mäder

Primar Reinhard Haller im VN-Interview.

Was treibt einen Menschen zu so einer grauenhaften Tat?

Reinhard Haller: Wenn keine Depression zugrunde liegt, gehen so einer Tat bittere Auseinandersetzungen ­voraus, welche die psychische Kraft zermürben. Zum Täter wird der Schwächere. Der, der sich mit einer Niederlage nicht abfinden kann und mit diesem Akt einen letzten Sieg davontragen will.

Gibt es im Vorfeld einer Tat klare Signale?

Reinhard Haller: In 70 Prozent der Fälle deutet der Täter die Tat entweder direkt oder indirekt an.

Wie können sonst friedliche Menschen zu Mördern werden?

Reinhard Haller: Durch Verbitterung und Kränkung. Das Fass zum Überlaufen bringen kann dann ein kleiner Vorfall.

Morde und Selbstmorde im familiären Milieu scheinen zuzunehmen. Ist dem so?

Reinhard Haller: Ja, das ist so. Und es ist deswegen so, weil Menschen weniger leidensfähig sind, weil Kränkungen nicht ernst genommen werden, weil wir in einer Welt leben, in der rasche Lösungen von Problemen erwartet werden. Bluttaten dieser Art werden übrigens im Verhältnis von 10:1 von Männern begangen.

Lassen sich Beziehungsdramen verhindern?

Reinhard Haller: Die Einflussnahme von Außenstehenden ist äußerst schwierig. Es gibt da ja auch keine rechtlichen Möglichkeiten. Man kann nur versuchen, mit Betroffenen den Kontakt aufrechtzuerhalten.

(VN-HK)

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