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Zugunglück in Außerbraz: "Da waren viele Schutzengel aktiv"

Braz - Die Bahnanrainer in Außerbraz kamen beim Zugunglück am Mittwoch mit dem Schrecken davon.
Der Unfallort im Überblick
NEU
Zugunglück in Außerbraz
Pressekonferenz bei Braz
Die Unglücksstelle aus der Luft
"War schon immer mein Albtraum!"
Augenzeugen berichten
Zugunglück: Das erste Handyvideo
Erste Informationen der ÖBB
Einsatzleiter der Feuerwehr im Interview
Videobericht der Katastrophe
LH Sausgruber vor Ort
Die ersten Bilder aus Außerbraz
Unfallort kurz nach der Katastrophe I
Unfallort kurz nach der Katastrophe II
Pkw-Transportzug komplett demoliert
"Wie nach einem Bombenanschlag"
Hundert Neuwagen sind Schrott
Das ganze Ausmaß des Zugunglücks
Autos wurden "herauskatapultiert"
Unfallort aus der Vogelperspektive
Die Bergungsarbeiten in Bildern

Das Trümmerfeld erstreckt sich auf knapp einen Kilometer: Abgerissene Puffer liegen im Schotter, Schienenstränge sind verbogen, Fahrleitungsmasten geknickt, an einer Stelle wurde ein Unterarm großes Stück Stahl aus der Weiche gerissen, Achsen und verbogene Blech- und Eisenteile liegen in den Wiesen und Gärten vor den Häusern der Bahnanrainer.

Spur der Verwüstung

Erst bei Tagesanbruch zeigte sich das ganze Schadensausmaß, das bei dem Güterzug­unglück auf der Westbahnstrecke in Außerbraz gestern kurz nach 3 Uhr entstanden ist. Durch den Ort zieht sich eine Spur der Verwüstung. Das Siedlungsgebiet entlang der Unglücksstrecke gleicht einem großen Autoschrottplatz. Links und rechts vom Bahndamm liegen Dutzende zerstörte Pkw oder befinden sich zerquetscht unter den völlig ineinander verkeilten Waggons. Das zeugt davon, mit welcher brachialen Wucht der 548 Meter lange Autotransportzug durchs Gleisfeld gepflügt ist. Zehn der 16 Waggons wurden aus den Schienen katapultiert, sieben davon schon am Ausgang des „Brazer Bogens“, ehe einige hundert Meter weiter bei der ersten Weiche am Ostkopf des Bahnhofs Braz dann die Lok und die übrigen Waggons ausgehoben wurden.

„Wie ein Erdbeben“

Die 86 Tonnen schwere „Taurus“ kam nur drei Meter vor der Haustür von Walter Vonbank zum Stillstand: „Das war wie ein Erdbeben. Als ich vors Haus bin, lag da vor mir die Lok in einem riesigen Trümmerfeld drumherum. Überall hat es nur noch gefunkt und geblitzt.“ Durch den Brand in einem Verteilerkasten ganz in der Nähe wurde die Stromversorgung von sechs Anrainerhäusern lahmgelegt.

Glück im Unglück

„Wenn man bedenkt, dass nur der Lokführer leicht verletzt worden ist, dürfen wir von Glück im Unglück sprechen“, bekräftigte der Bludenzer Bezirkshauptmann Dr. Johannes Nöbl als Gesamteinsatzleiter. Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber, der sich wenige Stunden nach dem Zugsunglück selbst an den Schauplatz des Geschehens begab, sprach anschließend von einem „kleinen Wunder“, dass keine Menschen an der Unfallstrecke zu Schaden kamen.

Schockierendes Erlebnis

Der Schock bei den Anrainer sitzt indes tief. „Es war immer schon ein Alptraum von mir, dass bei uns der Zug einmal geradeaus fährt und wirklich auf unser Haus zukommt. Und genau das ist jetzt passiert. Wir hatten mehr als nur einen Schutzengel“, ist Erika Müller noch zufrieden, dass das Unglück letztlich doch vergleichsweise glimpflich ausgegangenen ist. Der Autotransportzug war vom rumänischen Curtici nach Valenton in Frankreich unterwegs, in Innsbruck übernahm ein erfahrener Lokführer aus Tirol den Zug. Nach Aussagen von ÖBB-Sprecher René Zumtobel wollte der Triebwagenführer vor dem Brazer Bogen die Fahrgeschwindigkeit massiv drosseln, schaffte es aber nur mehr bedingt, das Tempo der 777 Tonnen schweren Zuggarnitur zu reduzieren.

Doppelt so schnell

So dürfte er in der Kurven-Passage vermutlich mit bis zu 120 statt den in dem Bereich vorgeschriebenen 60 km/h unterwegs gewesen sein. Der Lokführer hatte also keine Chance mehr, die Zugentgleisung zu verhindern.

Bremsversagen vermutet

Die ÖBB vermuten ein technisches Gebrechen als Unfallursache. „Menschliches Versagen können wir derzeit ausschließen“, sagte René Zumtobel. Die ÖBB gehen vielmehr von einem Defekt an den Bremsanlagen des Zuges. Genauen Aufschluss soll die vorgenommene Spurensicherung um Unglücksort durch die Unfallkommission des Verkehrsministeriums erbringen, und die Auswertung der aus der „Taurus“-Lok geborgenen Black Box. Wenige Minuten nach dem Zugsunglück waren 100 Einsatzkräfte der umliegenden Feuerwehren in Außerbraz vor Ort, denen sich anfangs eine chaotische Unfallsituation bot. „Wir waren dann froh, als sich bei der Erkundung herausstellte, dass außer dem Lokführer, der einen Schock erlitten hat und außer Prellungen am ganzen Körper glücklicherweise nicht schlimmer verletzt ist, niemand zu Schaden gekommen ist“, betonte Bezirksfeuerwehrinspektor Christoph Feuerstein. So habe man sich auf die Absicherung der Unfallstelle konzentrieren können. Nachdem die Unfallkommission ihre Ermittlungsarbeit beendet hatte, begannen schon zu Mittag die Aufräumarbeiten. Dazu sind schwere Eisenbahnkräne im Einsatz. Zuerst werden die Autos geborgen, dann folgen die Waggons und schließlich die Unglücks-Lok .

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