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Kampf gegen Mega-Staudamm

©VMH/Zellhofer
Altamira - Bischof Kräutler engagiert sich unverdrossen gegen Belo Monte.
Staudammprojekt Belo Monte

Die Gegner reden von „Belo Monstro“, dem schönen Monster. So sehr liegen ihnen die Pläne der brasilianischen Regierung im Magen, am Rio Xingu im Amazonasgebiet eins der größten Wasserkraftwerke der Welt zu bauen. Die vorläufige Umweltgenehmigung wurde dem Milliarden-Projekt „Belo Monte“ (Schöner Berg) Anfang Februar erteilt. Jetzt, im April, werden die Arbeiten ausgeschrieben. Ab 2014 will die Regierung unter Präsident Luna da Silva den Xingu stauen. So sollen die Industriegebiete im Südosten und die Küstenregionen im Nordosten Brasiliens mit Strom versorgt werden. Der Preis ist freilich hoch. Umweltschützer befürchten die weitläufige Zerstörung der Natur am Xingu. An die 40.000 Menschen verlören ihren Lebensraum. Der Belo-Monte-Damm wäre nach dem Drei-Schluchten-Damm in China und dem Itaipú-Damm an der brasilianisch-paraguayischen Grenze der drittgrößte der Welt.

Im Oktober wird gewählt

Der Glanzpunkt im Wachstumsbeschleunigungsprojekt der Regierung von Lula da Silva. 2014, im Jahr der Fußball-WM in Brasilien, soll Belo Monte in Betrieb gehen. Die Anwärterin aufs Präsidentenamt, Dilma Rousseff, möchte das Projekt noch im Sommer unter Dach und Fach bringen. Denn im Oktober sind Wahlen. Und es sähe für die Regierung nicht gut aus, müsste sie das Prestige-Projekt ad acta legen. Aber genau das fordert Xingus Bischof, Dom Erwin Kräutler, gebürtiger Koblacher und Russ-Preis-Träger, der als Präsident des Indianermissionsrats (CIMI) schon lange Front gegen das Projekt im Teilstaat Para macht. Kräutler kritisiert vor allem die mangelnde Beteiligung der betroffenen Bevölkerung. Von 27 geplanten Anhörungen hätten nur vier stattgefunden. Ganze Distrikte würden durch das Staudammprojekt überflutet. Selbst rund ein Drittel der Stadt Altamira werde unter Wasser stehen. „Aber darauf weist niemand hin“, warnt Kräutler. „Wir wollen verhindern, dass die Regierung Lula als eine Regierung in die Geschichte eingeht, die am Xingu die Ausrottung der indigenen Völker anordnete.“

Schildkröten wichtiger

Die brasilianische Bischofskonferenz hat sich am 25. Februar 2010 geschlossen gegen Belo Monte ausgesprochen. Eine Fläche von 1522 km2 würden durch den Staudamm zerstört: „516 km2 werden überflutet und 1006 km2 werden infolge der Eingriffe in den Wasserlauf an der Großen Kehre des Xingu austrocknen“, prognostizieren die Bischöfe. Und Kräutler zeigt die widersinnigen Prämissen der aktuellen Politik an einem Beispiel auf: Die Umweltbehörde hat Belo Monte 40 Auflagen erteilt. Die verteuern das Projekt auf geschätzte 30 Milliarden Reais (ca. 12 Milliarden Euro). Aber unter diesen 40 Bedingungen für den Bau des Kraftwerks finden sich allein sechs, die sich mit den Wasserschildkröten beschäftigen. Aber mit keiner Silbe werden die wenigstens 30.000 Menschen erwähnt, die aus ihren Wohnungen gerissen werden und einer ungewissen Zukunft entgegen gehen.“ Ob sich Belo Monte noch verhindern lässt? „Das weiß ich nicht“, sagt Bischof Kräutler. „Aber ,Die Hoffnung stirbt als Letztes heißt ein brasilianisches Sprichwort, und solange diese Situation nicht eintritt, geben wir nicht auf.“

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