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Blut-Experiment holt Keßler ein

Martin Keßler wird wegen des Dopingverdachts nicht Chef des Sportservice Vorarlberg. Landeshauptmann Sausgruber korrigiert Landesrat Stemers Entscheidung.

Eigentlich dachte Sportlandesrat Siegmund Stemer, die Bestellung des ehemaligen Ruder-Nati­onaltrainers Martin Keßler als Geschäftsführer der Sportservice-GmbH am Olympiastützpunkt Dornbirn wäre in trockenen Tüchern. Doch Landeshauptmann Herbert Sausgruber, der Geschäftsführerbestellungen formal bestätigen muss, tat das von ihm Erwartete nicht. Er ließ den von Stemer gutgeheißenen Notariatsakt nach VN-Informationen stoppen und verhinderte damit im letzten Moment die Bestellung von Martin Keßler. Grund: moralische Bedenken. Der hocherfolgreiche Ex-Spitzensporttrainer steht unter dringendem Dopingverdacht. Inoffiziell heißt es auf den Regierungsfluren im sechsten Stock des Landhauses: Ein Mann, der Blutbeutel-Experimente durchgeführt hat, sei der Falsche, um den Olympiastützpunkt Dornbirn als Geschäftsführer zu leiten. Auch wenn die Rückführung des Blutes bisher nicht bewiesen werden konnte.

Meinungswechsel

Stemer hatte das bislang anders gesehen und witterte in VN-Interviews keinen Handlungsbedarf, “bis weitere Beweise vorgelegt werden”. Zwischenzeitlich gab es aber “mehrere Gespräche in dieser Angelegenheit”, wie Landeshauptmann Herbert Sausgruber auf VN-Anfrage am Mittwoch bestätigte. Martin Keßler, der seit 2005 für das Sportreferat der Vorarlberger Landesregierung, wie man hört, “hervorragende Arbeit” leistet, kommt seit Dezember vergangenen Jahres nicht aus den Schlagzeilen. Vom Kurier erstmals im Dezember mit Doping-Vorwürfen konfrontiert, leugnete er zunächst jede Zusammenarbeit mit der in die Blutbeutel-Affäre verstrickten Blutdatenbank “Humanplasma”, um dann – als die Beweislast immer drückender wurde – in den VN scheibchenweise zuzugeben, dass er doch bei “Humanplasma” Kunde gewesen sei. Es sei aber immer nur um die Blutabnahme gegangen, betonte Keßler. Rückgeführt sei das Blut, das Keßler auch mitgenommen hatte, freilich nie geworden. Bei dieser Darstellung bleibt der erfolgreiche Ruder-Nationaltrainer bis heute. Sportlandesrat Stemer hielt ihm die Stange, legte wörtlich “die Hand für ihn ins Feuer”. Auch jetzt heißt es, Stemer hätte lange davon überzeugt werden müssen, dass er die falsche Entscheidung getroffen hätte. Am späten Nachmittag bestätigte Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber den VN offiziell, dass Martin Keßler nicht Leiter des Sportservice werde. “Zumindest so lange nicht, bis eine Prüfung dieser Causa restlos in Wien erfolgt ist”, sagt der Landeshauptmann. “Zu diesem Ergebnis sind wir nach einer gemeinsamen Beurteilung von Siegi Stemer und mir gekommen. Das ist die richtige Vorgangsweise zu diesem Zeitpunkt, auch für Keßler”, sagt der Landeshauptmann. Er legt gegenüber den VN größten Wert darauf, dass die Entscheidung auch von Martin Keßler selbst mitgetragen werde – und “alles im Einvernehmen gelöst wurde”. Das sei auch für Keßler als Beteiligten besser. “Auf der einen Seite sind zwar seine Leistungen bei uns sehr breit anerkannt und sehr geschätzt – aber das sind zwei Dinge, die wir bei den im Raum stehenden Vorwürfen nicht vermischen dürfen”, sagt Sausgruber. Es bleibt somit alles beim Alten. “Die Lösung ist die bestehende Lösung”, sagt Sausgruber. “Wir haben einen Geschäftsführer, der heißt Martin Scheffel.” Keßler solle in der zweiten Reihe bleiben. Auf der Internetseite des Sportservice hieß es gestern Abend weiter “Martin Keßler, Leiter Sportservice”.

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