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Neuer Bericht: Flug MH17 von pro-russischen Rebellen abgeschossen

Untersuchungsbericht der Ermittler
Untersuchungsbericht der Ermittler
Nach Meinung niederländischer Ermittler gibt es Grund zu der Annahme, dass pro-russische Rebellen für den Abschuss der Maschine der Malaysia Airlines am 17. Juli 2014 über der Ostukraine verantwortlich sind.

Das berichtete der US-Sender CNN in der Nacht auf Donnerstag unter Berufung auf einen vorläufigen Untersuchungsbericht. Bei der Luftfahrtkatastrophe waren 298 Menschen getötet worden.

Bericht: Russische Rakete verantwortlich

Eine mit einem von niederländischen Experten erstellten Entwurf für den Untersuchungsbericht zum Absturz des Fluges MH17 vertraute Quelle sagte CNN, bei dem Geschoss habe es sich um eine russische Boden-Luft-Rakete vom Typ Buk gehandelt. Sie sei von einem Dorf abgefeuert worden, das unter Kontrolle pro-russischer Rebellen stand. Die Maschine stürzte im Raum von Donezk ab.

Stichwort: Das Flugabwehrraketensystem Buk

Das Flugabwehrraketensystem Buk (“Buche”) wurde in der sowjetischen Armee 1979 eingeführt. In unterschiedlichen Varianten befindet es sich in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion bis heute im Einsatz. Eine komplette Einheit besteht aus dem Kommandofahrzeug, einem Suchradar und mehreren Raketenfahrzeugen. Letztere verfügen über eigene Leitradare und können damit begrenzt unabhängig agieren.

Die für den Abschuss der malaysischen Boeing MH17 infrage kommende Modifikation M1 zerstört Ziele in einer Höhe von bis zu 22 Kilometern und ist innerhalb von 5 Minuten feuerbereit. Die Raketen explodieren in mehreren Metern Entfernung vor dem anvisierten Ziel. Die dabei entstehenden Splitter durchlöchern die Außenhaut des Flugzeugs, was zum Absturz führt. Die Abschusswahrscheinlichkeit mit einer Rakete beträgt bei Flugzeugen bis zu 96 Prozent.

Die ukrainische Armee hatte dem Londoner Internationalen Institut für Strategische Studien zufolge 2014 mehr als 60 Systeme des Typs Buk-M1 im Bestand. Dagegen hatte die Ukraine zuletzt behauptet, sie habe gar keine Buk-Systeme mehr. Der russische Hersteller der Anlagen sah nach eigenen Ermittlungen zuletzt Hinweise für einen Abschuss durch die ukrainischen Streitkräfte. Russland verfügt über etwa 350 Systeme unterschiedlicher Modifikationen.

US-Ermittler: MH17 von Rakete abgeschossen

US-Ermittler kamen zu dem Schluss, dass die Boeing von einer Rakete abgeschossen wurde. Die Boeing 777 war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur.

Der Bericht kritisiert den Angaben zufolge auch die Fluggesellschaft Malaysia Airlines. Im Gegensatz zu anderen Luftlinien habe sie entgegen entsprechenden Warnungen das Konfliktgebiet in der Ostukraine überflogen. Nach dem Abschuss der Maschine hatten sich die Ukraine und die Rebellen gegenseitig dafür verantwortlich gemacht.

Die Absturzstelle

Durch den Abschuss der malaysischen Boeing MH17 am 17. Juli 2014 erlangten die ostukrainischen Dörfer Hrabowe und Rossypne traurige Berühmtheit. Die Trümmer der Maschine mit 298 Menschen an Bord stürzten hier, im Hinterland der prorussischen Separatisten etwa 60 Kilometer von der Großstadt Donezk entfernt, auf freies Feld. Die Bilder von schwer bewaffneten Kämpfern, die das Gelände absperrten und durchsuchten, gingen um die Welt.

Das Cockpit landete am südlichen Teil der 500-Einwohner-Siedlung Rossypne. Der Hauptteil des Rumpfes mit Motoren und Flügeln wurde etwa vier Kilometer weiter östlich bei Hrabowe gefunden. Auf insgesamt 28 Hektar Fläche – so groß wie 40 Fußballfelder – suchten internationale Experten nach Hinweisen zur Ursache der Katastrophe. Wegen der nahen Gefechte war es keine ungefährliche Arbeit.

Die größten Trümmer sowie die Habseligkeiten der Opfer und die Leichenteile wurden zur Untersuchung in die Niederlande gebracht.

Was geschah mit Flug MH17?

Der erste Jahrestag des Abschusses der malaysischen Passagiermaschine im Kriegsgebiet Ostukraine naht. Und weil die Katastrophe immer noch nicht aufgeklärt ist, reißen auch die Spekulationen um die Ursache nicht ab. Was geschah mit Flug MH17?

Ein Jahr nach dem Abschuss des Passagierflugs MH17 im ukrainischen Konfliktgebiet Donbass sind die Umstände immer noch nicht eindeutig geklärt. Alle 298 Menschen an Bord starben am 17. Juli 2014. Am meisten verbreitet ist die Version, wonach eine Rakete von dem bodengestützten Luftabwehrsystem Buk die Boeing traf. Russland wiederum will auch Hinweise auf den Abschuss durch ein ukrainisches Militärflugzeug haben. Zum Stand der Ermittlungen einige Fragen und Antworten:

Was ist gesichertes Wissen zum MH17-Absturz und was nicht?

Unumstritten ist, dass die Passagiermaschine über dem Kriegsgebiet abgeschossen wurde. Die Untersuchungen konzentrieren sich auf eine Rakete, die von einem bodengestützten Luftabwehrsystem des Typs Buk abgefeuert wurde. Gestritten wird aber darüber, wer das Geschoss abgefeuert hat. Die Ukraine geht davon aus, dass Russland das Buk-System in das von Separatisten kontrollierte Kriegsgebiet lieferte. Russland weist dies zurück.

Wie ist der offizielle Stand der Ermittlungen?

Der niederländische Sicherheitsrat schloss in seinem ersten Zwischenbericht zur Ursache im September 2014 technisches und menschliches Versagen sowie einen Terroranschlag aus. Der Abschlussbericht soll im Herbst vorliegen. Die Ermittlungen der niederländischen Staatsanwaltschaft weisen in Richtung eines Abschusses durch eine Abwehrrakete.

Gibt es Beweise für eine Schuld Russlands oder der Separatisten?

Das internationale Ermittlerteam unter Leitung der Niederlande hat Videos und abgehörte Telefongespräche der Separatisten veröffentlicht. Die deuten daraufhin, dass diese über ein Buk-System verfügten und eine Rakete zum fraglichen Zeitpunkt abgefeuert hatten. Der russische Hersteller des Buk-Systems erklärte, dass die Ukraine eine Vielzahl solcher Waffen besitze. Die Firma geht nach eigenen Recherchen davon aus, dass die Rakete von ukrainisch kontrolliertem Gebiet aus abgeschossen wurde.

Wie reagiert Russland auf die Schuldvorwürfe?

Die russische Führung verlangt unvoreingenommene Ermittlungen durch die internationalen Ermittler und den Sicherheitsrat in den Niederlanden. Das Land leitet die strafrechtlichen Ermittlungen sowie die Suche nach der Ursache, weil die meisten der 298 Opfer von dort stammten. Kremlchef Wladimir Putin hatte der Ukraine die Schuld an der Tragödie gegeben, weil sie trotz bekannter Gefahren den Luftraum über dem Kriegsgebiet nicht komplett für die zivile Luftfahrt gesperrt hatte. Separatisten hatten vor dem Absturz der MH17 mehrere Militärflugzeuge abgeschossen.

Wie ist der Stand der Ermittlungen in Russland?

Von Anfang an erhoben die Russen den Verdacht, dass ein anderes Flugzeug die Passagiermaschine abgeschossen haben könnte. Später präsentierte die oberste Ermittlungsbehörde dazu auch einen mutmaßlichen Zeugen, einen ehemaligen ukrainischen Militärangehörigen, der sich nach Russland abgesetzt hatte. Der 22-Jährige belastete einen Kampfpiloten aus seiner Einheit, der den Flug MH17 von einem Suchoi-Bomber Su-25 abgeschossen haben soll. Die Ukraine hatte dies zurückgewiesen. Die Behörden in Moskau gehen aber nach eigenen Angaben auch anderen Hinweisen nach. Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass er einen Bericht auf seinem Tisch habe, nach dem die Maschine von einer Buk-Rakete von ukrainisch kontrolliertem Gebiet aus abgeschossen wurde.

Gibt es Beweise durch Satellitenbilder?

In den USA gab es Berichte über eigene Satellitenbilder, die die Schuld der prorussischen Rebellen beweisen sollen. Sie wurden aber nicht veröffentlicht. Russland präsentierte kurz nach dem Abschuss Satellitenbilder, nach denen ukrainische Truppen ein Buk-System nahe der Absturzstelle stationiert hatten. Experten streiten aber darüber, ob die Bilder echt sind.

(dpa/red)

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