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Neue Ausstellung zur Stadtgeschichte im Martinsturm Bregenz

Das Leuchterweibchen stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Das Leuchterweibchen stammt aus dem 16. Jahrhundert. ©Markus Gmeiner
Bregenz - Am 29. April eröffnet die neue Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt Bregenz im Martinsturm ihre Pforten. Dieser wurde in den vergangenen sechs Monaten umfassend restauriert. Unter dem Titel „Bregentz. Stadt am Bodensee“ zeigt die Schau Eckpunkte der Stadtentwicklung.

Von den Rätern und Kelten bis hin zur Eröffnung der neuen Fußgängerzone Kornmarktplatz: Die Dauerausstellung im Martinsturm widmet sich in den Räumlichkeiten des historischen Gebäudes der Geschichte der Landeshauptstadt von 1500 v. Chr. bis ins 21. Jahrhundert. „Die Ausstellung lässt die Besucher in die spannende Vergangenheit von Bregenz eintauchen. Sie macht diese lebendig und erlebbar. Der Martinsturm, das Wahrzeichen von Bregenz, ist damit erstmals auch in seinem Innenleben ein Juwel, ein Zeugnis seiner Stadt und unserer Geschichte“, schwärmt Markus Linhart, Bürgermeister der Landeshauptstadt Bregenz.

Projektleiter Wolfgang Fetz: „Im Turm kann man die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen erleben. Während in der Ausstellung die Stadtgeschichte chronologisch erzählt wird, kann man in der freigelegten Türmerwohnung die 400-jährige Baugeschichte gewissermaßen simultan erfahren.“

Schreibweise

Beim Titel der Ausstellung – „Bregentz. Stadt am Bodensee“ – hat sich kein Fehler eingeschlichen. Er ist eine Referenz an die Vielfalt der Schreibweisen von Bregenz – von Brigantion über Brecantia bis hin zu Pregentz. Der Name steht auch für die Vielfalt des geschichtlichen Erbes dieser Stadt.

Streifzug durch die Geschichte

Inhaltlich stellt die Dauerausstellung im Martinsturm einen Streifzug durch die Stadtgeschichte dar. So haben Kriege, Kornhandel, Eisenbahn, Tourismus und viele weitere prägende Phasen der Landeshauptstadt einen Platz gefunden. Chronologisch aufgebaut und mit multimedialen Elementen nimmt sie die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit.
Mit der mittelalterlichen Neugründung von Bregenz durch die Grafen von Montfort auf dem Plateau der Oberstadt beginnt die Geschichte des heutigen Bregenz. Um 1250 bestand die Stadt aus etwa 60 Häusern und hatte geschätzt 250 bis 300 Einwohner. Die Bregenzer lebten von der Landwirtschaft und vom Holzhandel. Ab 1650 wurde die Stadt für die nächsten 200 Jahre zur Drehscheibe des Kornhandels im Bodenseeraum.

Aufgeschüttete Seeanlagen

Der Bau der Eisenbahn von 1870 bis 1884 bedeutet den Beginn einer Wachstumsphase in Bregenz. Die Bahn war Voraussetzung für die Industrialisierung des Bregenzer Raumes und Motor des Tourismus. Beim Bau der Eisenbahn dachte jedoch noch niemand daran, dass durch die Trassenführung direkt am See auch das Bodenseeufer verloren gehen würde. Anfang der 1880er Jahre wurden deshalb die Seeanlagen aufgeschüttet.

Die Dauerausstellung befasst sich auch mit den Kriegen, die Bregenz erschütterten. Thematisiert werden Nationalsozialismus, Befreiung, Verfolgung und Widerstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Politik vor einer großen Herausforderung: Wie sollten Industrie, Autoverkehr, Kultur und Tourismus in der Stadtentwicklung Platz finden?

Zukunftsträchtig

Eine Reihe wegweisender Entscheidungen stand bevor: 1946 fanden die ersten Bregenzer Festspiele – damals noch als „Kultur- und Sportwoche“ oder „Festwoche“ bezeichnet – statt. 1955 erhielt Bregenz nach über fünf Jahrzehnten mit dem umgebauten Kornhaus wieder ein eigenes Theatergebäude.

1977 erhielt die Landeshauptstadt die erste Fußgängerzone Vorarlbergs, die Kaiserstraße. Seit den 80er Jahren verbindet der Citytunnel die Stadt mit der Autobahn. Den chronologischen Abschluss der Schau bildet das beispielhafte Bürgerbeteiligungsverfahren, auf dessen Basis der heutige Kornmarktplatz zu einem Ort der Begegnung wurde.

Mit Stolz blickt auch Kulturstadträtin Judith Reichart auf die neue Dauerausstellung: „Seit Jahren ist es uns ein großes Anliegen, die Geschichte der Stadt in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese Ausstellung verdeutlicht einmal mehr, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und es sich lohnt, dem Leben in der Stadt kulturgeschichtlich nachzuspüren.“

Umfassende Restaurierung

Der Martinsturm wurde in den vergangenen sechs Monaten umfassend restauriert. „Nach der Restaurierung und behutsamen Freilegung alter Baukonstruktionen zeigt das Wahrzeichen unserer Landeshauptstadt wieder seine inneren Werte“, freut sich Baustadträtin Ingrid Hopfner und ergänzt: „Verantwortlich dafür zeichnet sich das Bauamt in enger Zusammenarbeit mit den Spezialisten des Südtiroler Unternehmens Pescoller.“ Insgesamt investierte die Stadt 280.000 Euro.

Einen Einblick in die Baugeschichte des Turms ermöglicht die in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzte ehemalige Türmerwohnung. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt wurden sämtliche Mauern und Räumlichkeiten restauriert und als Ausstellungsräume adaptiert. Außerdem wurde das Arkadengeschoß mit einem neuen Holzboden versehen, die Balken der Holzdecke zum vierten Obergeschoß mussten auf Grundlage eines statischen Gutachtens verstärkt werden. Der Martinsturm erhielt zudem eine moderne technische Infrastruktur.

Factbox

Martinsturm Bregenz
„Bregentz. Stadt am Bodensee“ – Ausstellung zur Stadtgeschichte

Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 29. April 2015, 19 Uhr

Öffnungszeiten: 30. April bis 31. Oktober 2015,
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Montag Ruhetag

Eintrittspreise: Erwachsene 3,50 Euro, Kinder bis 15 Jahre 1 Euro, Ermäßigungen für Schüler, Studenten, Senioren, Zivil- und Präsenzdiener, Gruppen und Familien mit dem Familienpass, freier Eintritt für Inhaber der V-Card

Publikation: Zur Ausstellung „Bregentz. Stadt am Bodensee“ im Martinsturm erscheint eine Begleitpublikation von Thomas Klagian.

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