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Nestroy-Theaterpreise im Wiener Ronacher verliehen

Die besten Leistungen der vergangenen Saison werden geehrt
Die besten Leistungen der vergangenen Saison werden geehrt
Die 17. Verleihung der Nestroy-Theaterpreise hat Montagabend im Wiener Ronacher ein ausgeglichenes Match zwischen Burg- und Volkstheater gebracht: Beide Häuser konnten letztlich drei Auszeichnungen einheimsen. Beste Darstellerin wurde Sona MacDonald, Rainer Galke reüssierte bei den Herren. Der für sein Lebenswerk geehrte Frank Castorf glänzte mit einer launigen Dankesrede.


Das Moderatorenduo Steffi Krautz und Markus Meyer versuchte mit sprachlichen Tempovariationen und reichlich Wortwitz (Buch: Hans Rauscher) zu punkten. Die Mischung aus tagesaktuellen Bezügen – allen voran die Wahlen in Österreich und den USA in verschiedensten Variationen – sowie Nestroy-Anleihen gelang aber eher schal denn spritzig. So waren es manchmal die musikalischen Zwischenspiele des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien, die aus der ungewollten Lethargie rissen.

Ganz anders dürfte es natürlich den Prämierten ergangen sein: Rainer Galke setzte sich mit seiner Leistung in Bernhards “Alte Meister” am Volkstheater gegen das namhafte Quartett Diehl, Maertens, Ofczarek und Teichtmeister durch und konnte es selbst kaum glauben: “Irgendetwas muss da schief gelaufen sein.”

Für Sona MacDonald war es hingegen nach einem Nebenrollen-Nestroy 2009 die zweite Statuette, die sie ihrem “wunderschönen Beruf” verdankte – wenngleich dieser auch “schwer und grausam” sei. Sie punktete bei der Jury als Julie in “Fräulein Julie” von August Strindberg im Theater in der Josefstadt sowie als Sie in “Blue Moon” von Torsten Fischer und Herbert Schäfer in den Kammerspielen.

Den bereits dritten Regie-Preis gab es für Andrea Breth, diesmal für John Hopkins’ “Diese Geschichte von Ihnen” am Akademietheater. Breth hatte bereits 2003 und 2011 gewonnen. Von Yael Ronen und Ensemble stammte das beste Stück (“Lost and Found” am Volkstheater). Nicht für eine, sondern gleich sechs Nebenrollen wurde Martin Reinke geehrt, denen er in Joel Pommerats “Die Wiedervereinigung der beiden Koreas” am Akademietheater Leben eingehaucht hat. Mit diesem Preis fühle er, der seit 1993 immer wieder in Wien tätig ist, sich in dieser Stadt “angekommen”.

Der Nestroy ist aber natürlich keine reine Hauptstadtveranstaltung: Für die beste Bundesländerproduktion wurde das Landestheater Niederösterreich mit “Lichter der Vorstadt” nach Aki Kaurismäki in einer Inszenierung von Alexander Charim prämiert. Die beste Nachwuchsmimin kommt vom Schauspielhaus Graz, setzte sich hier doch Julia Gräfner für eine intensive Darbietung als Caliban in Shakespeares “Der Sturm” durch. Ihr männliches Pendant war Luka Dimic, der am Theater der Jugend in der Titelrolle von Wolfgang Herrndorfs Romanadaptierung “Tschick” glänzte.

Die beste Off-Produktion stammt vom aktionstheater ensemble um Martin Gruber (“Kein Stück über Syrien”), die beste Ausstattung hat Harald B. Thor verantwortet (Maxim Gorkis “Wassa Schelesnowa” am Burgtheater). Und für den Spezialpreis ist man auf den Hund gekommen, wurde doch Signa und Arthur Köstlers (SIGNA) eigenwillige Produktion “Us Dogs” mit einer Trophäe bedacht. Die Koproduktion zwischen Wiener Festwochen und Volkstheater zeigte diesen Sommer in einem Wiener Haus wahrhaftig das Tier im Menschen.

“Als Bestätigung, dass ich etwas richtig gemacht habe”, nahm hingegen Puppenspieler Nikolaus Habjan den ORF III-Publikumspreis entgegen. Die beste deutschsprachige Aufführung kam heuer wiederum aus der Schweiz: Simon Stone, im Vorjahr noch als bester Regisseur prämiert, hat am Theater Basel “Engel in Amerika” von Tony Kushner auf die Bühne gebracht.

Vermeintlich kurz äußerte sich hingegen Frank Castorf, ganz am Ende für sein Lebenswerk geehrt. Seinem “Recht herzlichen Dank. Ich lebe ja noch” ließ er aber etliche Minuten folgen, in denen er über die politischen Zustände und das notwendige Hinterfragen der Demokratie ebenso parlierte wie über sein vor der Gala eingenommenes Abendessen (“Eine wunderbare Kalbszunge”).

Oder man erfuhr mehr über seine Motivation: “Das Schönste waren immer Verbote. Da hat man gemerkt, dass man etwas ausrichten kann.” Grundsätzlich habe er ja nur “als Jux” begonnen. “So fing das alles als Missverständnis an, was Sie heute ausbaden müssen.” Und vielleicht das Motto dieser noch bis Sommer 2017 als Intendant der Berliner Volksbühne fungierenden Institution: “Schön böse sein, nichts akzeptieren. Wenn Theater das nicht macht…”

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