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"Naked Lunch antwortet auf Händel": "Alcin@"-Projekt in Bregenz

Bühnen & Kostumbild Aurel Lenfert & Karla Fehlenberg, Sängerin Nadja Nigg (Alcina) u. Bernd Liepold-Mosser (Regie), vl.
Bühnen & Kostumbild Aurel Lenfert & Karla Fehlenberg, Sängerin Nadja Nigg (Alcina) u. Bernd Liepold-Mosser (Regie), vl. ©md franc
Bregenz - Das Vorarlberger Landestheater nennt "Alcin@" ein "Opern-Theater-Pop-Projekt". "Ich würde sagen, es ist ein Cross-over-Projekt, wenn das nicht so altmodisch klingen würde", meint Regisseur Bernd Liepold-Mosser.

“Also nenne ich es lieber ein Hybrid-Projekt mit neuen Antriebsstoffen.” Die explosive Mischung dazu liefern Georg Friedrich Händel und die Band Naked Lunch. Premiere ist am Freitag.

“Es ist die Dekonstruktion einer Oper und eines Opernstoffes”, erklärt Liepold-Mosser im APA-Gespräch. Der 1968 geborene Kärntner arbeitet das erste Mal am Vorarlberger Landestheater, dessen Intendanten Alexander Kubelka er seit langem kennt. Kubelka hat schon 1999 am Ulrichsberg Liepold-Mossers Projekt “Kärnten treu” uraufgeführt, ein künstlerisches Statement gegen das Vordringen des Rechtspopulismus, und in der Folge weitere Stücke des Regisseurs und Autors inszeniert. Als Spezialist für ungewohnte künstlerische Herangehensweisen ist Liepold-Mosser nun seinerseits dazu angetreten, abseits des Festspielsommers außergewöhnliches Musiktheater nach Bregenz zu bringen.

Parallele zum 18. Jahrhundert

“Ich nehme einige Arien, die mit Barockorchester dargeboten werden. Auf der Handlungsebene habe ich eine heutige Textfläche geschrieben und die Themen der Händel-Oper wie Sein und Schein, Verstellung und Verzauberung oder Geschlechtertausch mit heutigen Fragestellungen enggeführt”, sagt Liepold-Mosser und zieht eine Parallele vom 18. Jahrhundert in die Gegenwart: “Im Internet ist heute jeder attraktiver, mutiger und interessanter als er wirklich ist. Man kann hinter der Maske der Benutzeroberfläche vieles machen, was man im täglichen Leben nicht kann.”

Frage der großen Gefühle

Ihm zur Seite steht die Kärntner Band “Naked Lunch”. Gemeinsam haben sie schon 2011 die Nestroy-gekrönte Produktion von Franz Kafkas “Amerika” am Klagenfurter Stadttheater und später das Opernprojekt “Ecce Homo” in Villach erarbeitet. “Naked Lunch antwortet auf Händel. Dazu haben sie eigene Songs komponiert. Es geht auch darum, die Frage der großen Gefühle im 21. Jahrhundert zu stellen. Auch die Musik von Naked Lunch zielt direkt auf den Bauch.” Mit den Musikern um Oliver Welter und “Fuzzman” Herwig Zamernik verbinde ihn eine künstlerische Verwandtschaft: “Theater sollte weniger bildungsbürgerliche Anstalt sein und mehr Rock ‘n’ Roll abkriegen!”

Zu Liepold-Mossers nächsten Arbeiten zählen u.a. ein “Don Carlos” in Villach (ab 19.9.) und ein Projekt zu Sigmund Freud im Landestheater Niederösterreich. Am Stadttheater Klagenfurt ist ein “Theaterhappening”, das unter der Chiffre Lampedusa Flüchtlingschöre der klassischen Oper mit Flüchtlingsschicksalen von heute verbindet, sowie ein großes Projekt zur Kärntnerin Dichterin Christine Lavant verabredet. Und geht alles gut, dann dürfte wohl auch seine erste Arbeit in Bregenz nicht seine letzte sein

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