Nach Pisa-Ergebnissen: Vorarlberger ÖAAB-Lehrer-Obmann Türtscher kritisiert "zeitgeistige Reformen"
“Das alle paar Jahre wiederkehrende Ritual nach dem Verkünden der PISA-Ergebnisse, es müsse sich alles in der österreichischen Schule ändern, geht den Leuten auf die Nerven“, meint Wolfgang Türtscher, Obmann der ÖAAB-Lehrerinnen und –Lehrer in Vorarlberg. “Wenn wir bessere schulische Leistungen erzielen wollen, müssen wir von den Schülern auch mehr Leistung fordern – so einfach ist das.”
Kritik an “zeitgeistigen Reformen”
Stattdessen würden sogenannte “zeitgeistige Reformen” dazu führen, dass die Leistungsbereitschaft der Schüler ständig nachgelassen habe. Kritik übt Türtscher an den von ihm so bezeichneten “so genannten Experten”, die etwa eine Abschaffung der Noten und eine Senkung der Zahl der Klassenwiederholungen befürworten. Auch das Abschaffen von Hausaufgaben, das Streichen von Schultagen oder das Lernen in heterogenen statt in Leistungsgruppen wirken nach Ansicht Türtschers nicht leistungsfördernd.
Außerdem hält Türtscher es für nötig, auf die veränderte Lage in den Volksschulen zu reagieren: “Bei Schuleintritt bestehen Entwicklungs-unterschiede von bis zu drei Jahren”, erläutert der ÖAAB-Lehrer-Obmann. Daher brauche es grundsätzlich zwei Lehrer pro Klasse und “und eine Verstärkung der Frühförderung, um die Volksschullehrer in die Lage zu versetzen, unter stark geänderten gesellschaftlichen Bedingungen ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können.” Darauf habe die Initiative “Rettet die Volksschule” schon 2013 hingewiesen. Lobend erwähnt Türtscher, dass die Vorarlberger Landesregierung damals unmittelbar mit Investitionen in die Volksschulen reagiert habe.
“Mehr Schul- und Lernzeit”
Zudem glaubt Türtscher, dass man als Lehrer möglicherweise zu oft nachgebe, wenn Eltern den Stoffumfang für einen Test kritisieren würden. “Kann es sein, dass man sich einreden lässt, gesichertes Wissen über Daten, Zahlen und Fakten sei überflüssig, da man das ja ‘googeln’ könne?”, so Türtscher.
“Wir müssen dafür sorgen, dass es in der Schule wieder mehr echte Schul- und Lernzeit gibt”, meint er. Verschiedene Schultypen müssten derweil besser aufeinander abgestimmt werden. Des Weiteren sei es eine Illusion, dass jedes Kind mit entsprechender Förderung jedes Bildungsziel erreichen könne. “Wir müssen den Eltern zeitgerecht ein realistisches Bild der Leistungsfähigkeit ihrer Kinder geben”, sagt Türtscher. Maßgeschneiderte Angebote und Frühforderungen würden natürlich Kosten mitsichbringen. “aber es ist gut eingesetztes Geld, denn es geht um die Zukunft unserer Kinder”, schließt Türtscher.
(Red.)
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