Als Motiv nannte der Afghane für die erste Tat Wut über seine gesamte Lebenssituation. Das Opfer der zweiten Tat – einen Landsmann – machte er für seine eigene Drogensucht verantwortlich, sagte er in seiner Einvernahme im Landeskriminalamt Wien unter der Leitung von Oberst Gerhard Haimeder. Mittlerweile sei er eigenen Angaben zufolge aber clean, auch Alkohol habe er vor den Attacken nicht konsumiert, sagte der Afghane. Die Frage, ob die Tat auch politisch motiviert war, verneinte der 23-Jährige eindeutig.
Familienvater musste reanimiert werden
Die erste Attacke wurde um 19.45 Uhr vor einem japanischen Restaurant am Nestroyplatz beim Aufgang der U1 verübt. Die dreiköpfige Familie – der 67-jährige Vater, die 56-jährige Mutter und die 17-jährige Tochter – dürften gerade aus dem Lokal gekommen sein, als sie der Täter mit einem Klappmesser attackierte. Der Vater, ein Mediziner, musste reanimiert werden. Ein Tatzeuge flüchtete nach dem Angriff in ein Lokal. “Dem wollte der Beschuldigte nachgehen, nachdem die Tür von innen versperrt wurde, hat er mit dem Messer in der Hand gegen die Scheibe geschlagen und sich dabei an der Hand verletzt”, berichtete Polizeisprecher Patrick Maierhofer.Vater weiterhin in Lebensgefahr
Der Familienvater war am Donnerstag weiterhin in Lebensgefahr, der Zustand von Mutter und Tochter war stabil. In seiner Einvernahme gab der Asylwerber an, in einer schlechten, aggressiven Stimmung gewesen zu sein. Außerdem sei er “auf seine gesamte Lebenssituation wütend gewesen”, sagte Maierhofer.
Landsmann attackiert
Rund eine halbe Stunde später hatte der Afghane am Praterstern beim Ausgang zum Riesenrad den Landsmann attackiert. Bei ihm handelte es sich eigenen Angaben zufolge um einen Bekannten. “Er war böse auf ihn und hat ihn für seine Drogensucht verantwortlich gemacht”, zitierte Maierhofer aus der Befragung. Der 20-Jährige war am Donnerstag außer Lebensgefahr.
Der 23-jährige Verdächtige war noch am Mittwochabend bei einer Sofortfahndung nach der zweiten Attacke festgenommen worden. Er hatte zwei Messer bei sich, diese wurden von der Polizei sichergestellt. Der Afghane befand sich am Donnerstag noch in Polizeigewahrsam und soll nach den Vernehmungen in die Justizanstalt Josefstadt gebracht werden.
Blutspur dürfte von Täter stammen
Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes entdeckte am Donnerstag unweit des ersten Tatorts am Nestroyplatz eine Blutspur. Diese führte zum Treppelweg am Donaukanal und dürfte vom 23-Jährigen stammen. Im Einsatz waren auch Spürhunde der Polizei.
Reaktionen aus der Politik: Viele Fehler in Asylpolitik
“Bundeskanzler Sebastian Kurz: ‘Ich bin in Gedanken bei den Opfern der gestrigen Messerattacke in Wien, denen ich eine baldige und vollständige Genesung wünsche. Vorfälle wie diese sind unerträglich und dürfen keinesfalls toleriert werden. Die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land müssen sich auf unseren Straßen sicher fühlen können, daher ist gegen den nun festgenommenen Täter aus Afghanistan mit der vollen Härte des Gesetzes vorzugehen. Klar ist, dass in den vergangenen Jahren in der Migration- und Asylpolitik viele Fehler gemacht wurden. Unbegrenzte Migration ist die Ursache für viele Probleme mit denen wir derzeit konfrontiert sind.
Die neue Bundesregierung hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, diese schweren Fehler der vergangenen Jahre zu beheben. Erster Schritt war der Beschluss zur massiven Aufstockung der Polizeiplanstellen. Sicherheit in Österreich hat absoluten Vorrang. Wir werden weiter mit aller Vehemenz auch in Brüssel für einen Systemwechsel in der europäischen Migrationspolitik eintreten.’
Strache gratulierte der Polizei
Entsetzt über das feige Verbrechen zeigte sich Vizekanzler Heinz-Christian Strache. ‘Es ist furchtbar, dass sich mitten in Wien derartige Szenen abspielen.’ Gleichzeitig gratulierte der Vizekanzler der Exekutive zu ihrem raschen Fahndungserfolg. Solche Attacken seien leider auch eine der Folgen des unkontrollierten Zustroms von Migranten nach Österreich in den Jahren 2015/2016. ‘Genau deswegen arbeiten wir für eine restriktive Asyl- und Fremdenpolitik. Denn wer glaubt, er kann sich bei uns Asyl erschleichen, er kann das Asylrecht missbrauchen, er kann kriminell werden, Menschen nach Belieben verletzten oder gar töten, täuscht sich gewaltig’, betonte Strache. Solche Leute hätten das Recht auf Asyl verwirkt. ‘Genau deswegen schärfen wir jetzt im Asyl- und Fremdenrecht nach, genau deswegen müssen wir auch unsere Grenzen weiterhin selbst kontrollieren, solange der EU-Außengrenzschutz nicht funktioniert’, so der Vizekanzler.
(APA/red)
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