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„Nach dem Unfall war mir klar: Da muss ich durch!“

©W&W/Martin Begle
Der 38-jährige Januel aus Bregenz steht nach seinem schweren Arbeitsunfall wieder fest auf zwei Beinen.

„Ich hatte beide Beine aufgegeben“, lautete die Schlagzeile im WANN & WO vor etwas mehr als einem Jahr. Januel war nach einem Arbeitsunfall an beiden Beinen schwer verletzt. Das rechte Bein konnten die Ärzte in einer Notoperation noch retten, links trägt er heute – nach insgesamt 17 Operationen und monatelanger Reha – eine Prothese. Kaum wieder auf zwei Beinen, hat der kämpferische Bregenzer schon wieder große Pläne.

„Unbeschreibliches Gefühl“

„Nach dem Unfall konnte ich beinahe ein Jahr lang fast nichts selbst machen. Die ersten vier Monate hatte ich jeden Tag von 7.30 bis 16 Uhr verschiedenste Therapien: Narbenmassagen, Sporttherapie, Gehschule, Lymphdrainage, Einzelphysio, etc. Für mich war nach dem Unfall gleich klar, dass ich da durch muss, um möglichst bald wieder auf eigenen Beinen zu stehen“, sagt der 38-Jährige. „Anfangs konnte ich fast nichts selbst machen. Für mich war diese Abhängigkeit von anderen das Schlimmste“, erzählt Januel. „Als ich dann nach so langer Zeit endlich wieder richtig stehen und auch gehen konnte, war das ein unbeschreibliches Gefühl. Endlich konnte ich einige Dinge, die vor dem Unfall für mich selbstverständlich waren, wieder machen. Ich war kaum zu halten. Die Ärzte und Pfleger mussten mich regelrecht bremsen.“

Sportlich trotz Handicap

Schon während der Reha hat Januel, der vor seinem Unfall Fußballtrainer war, wieder begonnen, Sport zu machen. „Ich habe schon Verschiedenes ausprobiert, wie z.B. Tischtennis oder auch Rollstuhltennis. Letzteres spiele ich mit Thomas Flax, der gerade als Vorarlbergs Behindertensportler des Jahres ausgezeichnet wurde“, sagt der ehrgeizige Bregenzer. „Bei Januel habe ich sofort gemerkt, dass er viel Potenzial im Rollstuhltennis hat“, berichtet Thomas. „Nur zum Rollstuhlbasketball muss ich ihn noch etwas überreden.“ Das könnte allerdings noch etwas Überzeugungsarbeit brauchen, denn Januel weiß: „Rollstuhlbasketball ist schlimmer als Autoscooter! Die Jungs schenken sich überhaupt nichts, aber probieren werde ich es auf jeden Fall.“

Running With Januel

Vergangenes Jahr organisierten Januels Freunde die Teilnahme am „Wings For Life World Run“, bei dem das Team „Running For Januel“ an den Start ging, um für ihn zu sammeln (WANN & WO berichtete). Dabei sind insgesamt über 20.000 Euro zusammengekommen, die Januel für verschiedene, dringend benötigte Anschaffungen verwenden kann. Auch heuer tritt ein Vorarl­berger Team aus 26 Läufern in München und Porto beim „Wings For Life World Run“ an. Beim Run in diesem Jahr heißt das Team aber „Running With Januel“, denn der 38-Jährige wird mit Prothese selbst am Lauf teilnehmen. „Zwei Kilometer werden es bestimmt, aber ich bin zuversichtlich, dass ich mehr schaffen kann. Vergangenes Jahr sind unglaublich viele Menschen beim Lauf dabei gewesen, um mich zu unterstützen. Das hat mir sehr viel Kraft und Mut gegeben. Ich werde am 8. Mai in München jedenfalls laufen, so lange der Fuß mich trägt!“ kündigt der 38-Jährige an.

„Heuer laufen wir mit Januel“

Marcel Pfeifer, Mitorganisator „Running For Januel“: Für den diesjährigen ,Wings For Life World Run‘ haben wir wieder ein Team angemeldet, diesmal unter dem Namen ,Running With Januel‘, denn heuer laufen wir mit ihm. Wir freuen uns sehr, dass er diesmal – wie vor einem Jahr angekündigt – auch selbst mitlaufen kann. Wer auch dabei sein möchte, kann sich auf Facebook in der Gruppe ,Running For Januel‘ informieren.“

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