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Mutmaßliches Enthauptungsvideo "Botschaft an Amerika"

Washington hält Video mutmaßlicher Enthauptung für echt
Washington hält Video mutmaßlicher Enthauptung für echt ©AP
James Foley spricht mit gefasster Stimme. Nur sein Blick lässt seine Not ahnen. "Ich rufe meine Freunde und meine Familie auf, sich gegen meine wahren Mörder zu erheben", sagt er.
US-Journalist James Foley
Köpfungsvideo veröffentlicht

“Gegen die US-Regierung.” Der amerikanische Fotojournalist kniet in einem orangen Overall in der Wüste. Neben ihm steht ein schwarz vermummter Jihadist der Gruppe “Islamischer Staat” (IS).

Der Jihadist hält ein kleines Messer in seiner Hand. Mit diesem wird er den US-Reporter Foley wenig später köpfen. Am Dienstagabend hatten Anhänger der IS-Gruppe das Video im Internet veröffentlicht. Es zeigt die mutmaßliche Ermordung des US-Reporters. Der 40-Jährige war im November 2012 in Syrien verschwunden.

Nach Angaben von Angehörigen stammte das letzte Lebenszeichen aus dem Mai 2013. Damals soll Foley in einem Gefängnis des syrischen Regimes inhaftiert gewesen sein. Wie lange, ist unklar. Zuletzt befand er sich offenbar in der Gewalt der IS-Extremisten.

USA hält Video für echt

Die US-Regierung hält das Video mit der Enthauptung des US-Reporters James Foley durch die jihadistische Terrorgruppe “Islamischer Staat” (IS, vormals ISIS/ISIL) für echt. “Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Video authentisch ist”, sagte die Sprecherin des Nationales Sicherheitsrates, Caitlin Hayden, am Mittwoch in einer Mitteilung.

“Die US-Geheimdienste haben das jüngst veröffentlichte Video analysiert, das die US-Bürger James Foley und Steven Sotloff zeigt”, so die Sprecherin.

Obama: “Schockiert die Welt”

Nach der Ermordung des US-Journalisten James Foley hat Präsident Barack Obama der Terrormiliz Islamischer Staat den weiteren Kampf angesagt. Diese Gruppe habe keinen Platz im 21. Jahrhundert, sagte Obama am Mittwoch in Edgartown in Massachusetts. Der Islamische Staat werde letztlich untergehen. Die Staaten der Region sollten gemeinsam “dieses Krebsgeschwür herausoperieren”.

Die IS habe mit ihrer barbarischen und menschenverachtenden Einstellung keinen Platz im 21. Jahrhundert, betonte Obama. Die Extremisten verfolgten keine religiösen Ziele, sagte der US-Präsident. “Kein gerechter Gott würde für die Taten stehen, die der Islamische Staat begeht.”

Die Gruppe beherrscht Teile Syriens und des Irak. Das von ihnen kontrollierte Gebiet haben sie zu einem Kalifat erklärt. Die Extremisten haben mindestens einen weiteren US-Journalisten in ihrer Gewalt.

Das Video beginnt mit einer Rede von Barack Obama vom 7. August, in der der US-Präsident mitteilt, dass er gezielte Luftangriffe auf IS-Milizen im Irak genehmigt hat. Erst dann wird der Titel des Videos eingeblendet: “Eine Botschaft an Amerika”.

Folay las Botschaft vor

Die Botschaft muss Foley selbst verlesen. Die Luftschläge hätten “den letzten Nagel” in seinen Sarg geschlagen, sagt er. “Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit”, spricht er weiter. “Aber alles in allem sollte ich mir wohl wünschen, ich wäre kein Amerikaner.” Es ist der letzte Satz, den Foley sagen muss. Dann ist der IS-Terrorist an der Reihe.foley5

Obgleich Youtube und andere Plattformen das entsetzliche Video binnen weniger Minuten löschten, die Botschaft dürfte sich in das Gedächtnis des Westens einbrennen. Und: Es ist das erste Mal, dass sich die Extremisten unmittelbar an die US-Regierung wenden.

Aus Sicht des Experten Bernd Zywietz markiert dies eine strategische Wende. Bisher seien Hinrichtungen im Irak als Teil der Kampfhandlungen dokumentiert worden, sagte der Medienwissenschaftler der Universität Mainz, der die IS-Videos als Mitglied des Netzwerks Terrorismusforschung analysiert.

Hunderte wurden im Nordirak getötet, weil sie Yeziden (Jesiden), Christen oder Muslime waren, die sich der IS-Terrorherrschaft verweigerten. Zielgruppe dieser Videos seien vor allem “Fans” gewesen, junge Männer im Westen, die Gefallen an den “comic- und heldenhaften Bildkollagen” fänden, sagt Zywietz. Nun werde erstmals ein Mord bewusst vor der Kamera und bewusst für den Westen inszeniert. “Es gab schon zuvor Gräueltaten, aber noch nie in diesem Stil.”

Botschaft direkt an Obama

Im Video wendet sich der IS-Kämpfer direkt an US-Präsident Obama. Jeder Versuch, Muslimen ihr Recht auf ein “sicheres Leben im Islamischen Staat” abzusprechen, werde im “Blutvergießen deinesgleichen” enden, sagt der Jihadist mit britischem Akzent.

Geheimdienste versuchen nun, die Identität des Extremisten zu ermitteln. “Auf den ersten Blick scheint es eine britische Person zu sein”, sagt der britische Außenminister Hammond. Premierminister David Cameron brach bereits seinen Urlaub in Cornwall ab und machte sich auf den Rückweg nach London.

Im Video wird am Ende eine weitere Person gezeigt, die als “amerikanischer Bürger” vorgestellt wird. Es soll sich um den US-Journalisten Steven Sotloff handeln. Sotloff verschwand im August 2013 in Syrien. Sein Leben, so der Jihadist in die Kamera gewandt, “hängt von deiner nächsten Entscheidung ab, Obama”.

Terrorist könnte Brite sein

In dem Video  ist möglicherweise ein Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) aus Großbritannien zu sehen. “Auf den ersten Blick scheint es eine britische Person zu sein. Wir werden noch weiter untersuchen müssen, um ganz sicher zu gehen, dass das der Fall ist”, so Außenminister Philip Hammond am Mittwoch zur BBC.Der Mann, der in dem Video mutmaßlich den US-amerikanischen Fotografem James Foley tötet, habe einen britischen Akzent. Das Video sei ein “entsetzliches Beispiel für die Brutalität dieser Organisation”, sagte Hammond. Der Regierung sei seit langem bekannt, dass viele britische Staatsbürger in Syrien und im Irak für extremistische Gruppen kämpften.Der britische Premier David Cameron kündigte indes an, seinen Urlaub zu unterbrechen. In London wolle er dann mit Hammond und Vertretern anderer Ministerien zusammentreffen.

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