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Moto Guzzi Bellagio: Die pralle Schöne vom Comersee

Moto Guzzi hat den Traum vom Süden in ein Motorrad gepackt.
Bilder von der Moto Guzzi Bellagio Aquila Nera

Bellagio heißt ein mondäner Badeort am Comersee. Er hat seine besten Zeiten hinter sich. Gerade das macht den Charme aus. Nirgends schmeckt das „dolce vita“ süßer.

Man setzt auf Altbewährtes

Am anderen Ufer liegt Mandello del Lario. Dort bauen sie Motorräder. Seit 1921. Und man möchte fast anfügen „unverändert“. Das stimmt natürlich nicht. Aber wer in den Sattel der Moto Guzzi Bellagio steigt, nimmt nicht nur ob der opulenten Formen und verchromten Speichenräder den Charme von damals war. Er betrachtet wohlgefällig das große Zifferblatt des Tachometers. Die digitale Anzeige daneben wird sich später als wenig aussagekräftig und verzichtbar erweisen. Der Fahrer rutscht ein wenig auf dem Sattel hin und her und neigt die Maschine nach links und rechts. Leicht wirkt sie. Die gerade Bullbar-Lenkstange ermöglicht eine äußerst bequeme Sitzhaltung. Nur längere Zeitgenossen stoßen vielleicht an die Zylinder.

Anfangs ziert sie sich

So fällt die erste Betrachtung erfreulich aus. Aber bei einer Guzzi entscheidet noch immer der entfesselte Motor. Also startet man. Sie hat einen Joker-Hebel. Den hat sie bitter nötig. Man sollte ihn einsetzen. Denn Kaltstarts sind ihr ein Greuel. Die Bellagio ist ein außerordentlicher Morgenmuffel. Das nervt vor allem die Nachbarschaft. Aber wenn sie doch zum Leben erwacht, wenn es wohltuend aus den Schalldämpfern brabbelt, wenn sich der Zweizylinder schüttelt und den ganzen Körper massiert, dann weiß man: Zwei Zylinder, zwei Ventile, untenliegende Nockenwelle, Stößel und Stoßstangen – das alte Rezept besticht nach wie vor. Und genauso fährt sie sich auch.

Temperamentvoll

Wunderbar. Man sollte ja mit Superlativen geizen. Aber sie fährt sich wunderbar. Ruhiger als ihre älteren Kolleginnen, der neue Motor hat unten rum an Durchzug verloren aber bedeutend bessere Manieren. Der einzige Wermutstropfen ist der begrenzte Lenkeinschlag. Der sorgt rasch für uncoole Rangiermanöver. Das wiederum ist engen Spitzkehren heimischer Bergstrecken abträglich, und das ist sehr schade, denn der Motor hätte wahrlich das Zeug für flotte Bergfahrten. Geliefert wird die Guzzi ohne ABS. Dafür steht da ein Paket voller echter, unverfälschter Mechanik. So fühlt sich der Sommer an. Selbst in unseren Breitengraden.

Fakten

Motor/Antrieb: 2 Zyl.-4-Takt; 90° V-Twin, 936 cm3, luftgekühlt, Kardanantrieb
Fahrleistung/Maße: max. Leistung 75 PS (55 kW) bei 7200/min, max. Drehmoment 78 Nm bei 6000/min, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, Tank 19 Liter, Trockengewicht 224 kg, Preis 13.799 Euro

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