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Vorarlberg: Mordprozess am Landesgericht Feldkirch

Angeklagter selbst kann sich angeblich nur schwer an Einzelheiten erinnern
Angeklagter selbst kann sich angeblich nur schwer an Einzelheiten erinnern ©VOL.AT
Feldkirch - Heute muss sich ein 35-Jähriger vor dem Landesgericht Feldkirch wegen der Ermordung einer 65-jährigen Bregenzerin verantworten. Insgesamt 85 Mal soll er auf die Frau eingestochen haben. Um neun Uhr begann der Prozess, nun hat der 35-jährige Angeklagte vor Gericht seine Version der Geschichte erzählt.
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Staatsanwältin Konstanze Manhart betont in ihrem Eröffnungsplädoyer, dass der Angeklagte bereits 2013 einmal wegen absichtlich schwerer Körperverletzung verurteilt wurde. Auch damals attackierte der Mann einen Bekannten mit einem Messer und verletzte diesen schwer. Auch den Umstand, dass der Beschuldigte beim Notruf gelogen hat, bringt die Anklägerin aufs Tapet. „Wir sind überfallen worden und die alte Dame wurde niedergestochen“, log der Mann nämlich. Auf Frage des Richters, sagt der Angeklagte, dass er Angst gehabt habe, die Tat zuzugeben. Eine Minute sei das Opfer gewürgt worden, so die Anklage. Die behaupteten Erinnerungslücken hält Manhart für Schutzbehauptungen oder Verdrängungsmechanismen und stützt sich dabei auf das psychiatrische Gutachten von Primar Reinhard Haller, der dem Angeklagten trotz Kokain-Einfluss die Zurechnungsfähigkeit bescheinigte.

Erinnerungslücken

Der Angeklagte selbst kann sich angeblich nur schwer an Einzelheiten erinnern. Er glaubt, dass er von der Verkäuferin erwischt wurde, als er heimlich etwas aus ihrem Drogendepot stehlen wollte. Sie schimpfte und habe ihn angegriffen. Er habe sich daraufhin gegen die wütende Frau verteidigt. Diese Aussagen sind jedoch laut Staatsanwaltschaft mit dem Obduktionsergebnis nicht in Einklang zu bringen. Im Nacken waren beispielsweise zahlreiche Stichverletzungen, diese waren dem Opfer beigebracht worden, als es auf dem Bauch lag. Allein im Gesicht hatte die Frau Spuren von 23 Einwirkungen. Vielfach sei vom Opfer keine Gegenwehr mehr ausgegangen, so die Staatsanwaltschaft.

Schuldig, aber andere Geschichte

Auf Frage, ob er sich schuldig bekenne, antwortet er mit „Ja“. Doch dann erzählt er die Geschichte von der Auseinandersetzung und den Messerstichen wieder so, dass er sich verteidigt habe und nicht wisse, wie oft und wie heftig er zugestochen habe. Als der Täter wieder nach Hause zu seiner Freundin ging, log er auch dort. Ein Typ habe etwas kaufen wollen, sei mit der 65-Jährigen in Streit geraten und habe sie dann heftig geschlagen, wollte er die Blutflecken auf seiner Kleidung erklären.

Opfer war “Ersatz-Mama”

Der 35-jährige Drogenabhängige würgte eine 65-jährige Bregenzerin, dann stach er immer wieder mit dem Messer auf sie ein. Dabei waren die beiden eigentlich gute Bekannte, beinahe Freunde. „Ersatzmama“ nannte der Mann sie gelegentlich. Er kaufte des Öfteren bei ihr Cannabis und Kokain. An jenem Tag kam es jedoch zum Streit, was genau in der Wohnung in der Arlbergstraße passierte, ist schwer rekonstruierbar.

Notruf getätigt

Eckert
Eckert ©Eckert
Um kurz nach 17.00 Uhr tätigte der Angeklagte einen Notruf und gab an, einen Mord anzeigen zu wollen. „Wenn jemand mir am Morgen gesagt hätte, dass ich am Abend wegen eines Tötungsdeliktes verhaftet werde, hätte ich ihn ausgelacht“, sagte der Beschuldigte. „Als man meinem Mandanten mitteilte, dass er seine Bekannte getötet hat, war er erschüttert und er ist bestimmt kein Schauspieler“, so Verfahrenshilfeverteidiger Martin Ulmer. Daran, dass nach der Tat in der Wohnung ein Brand gelegt wurde, kann sich der Beschuldigte ebenfalls nicht erinnern. Wie so oft wird der Vorsatz bei der Tatbegehung ein zentrales Thema sein. Was wollte der Mann im Tatzeitpunkt? Dass es bei ihm als achtfach Vorbestraften mit vier offenen Bewährungsstrafen um einiges geht, ist dem Mann klar. Doch selbst wenn er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wird, hat er Pläne. „Ich will die Zeit nutzen und eine Ausbildung machen“, blickt der Mann bereits in die Zukunft, auch wenn sie sich hinter Gittern abspielen wird.
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