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Moosbrugger: Dritter Milchgipfel im Mai oder Juni

Talsohle durchschritten.
Talsohle durchschritten. ©dpa
Die im vergangenen Sommer akute Milchpreiskrise hat sich nach einem geförderten, freiwilligen Lieferverzicht der Bauern im Herbst etwas entspannt. Am Donnerstag haben sich Molkerei- und Bauernvertreter - darunter auch Josef Moosbrugger - in der Stadt Salzburg zum zweiten "Milchdialog" getroffen.

Themen waren unter anderem Maßnahmen zur Stärkung der Milchwirtschaft, die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels und Tierhaltungsstandards. “Es war ein sehr konstruktives Gespräch”, zeigte sich der Milchgipfel-Organisator und Vorarlberger Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger zufrieden. Es sei um Sachpolitik und nicht um Parteipolitik gegangen, sagte Moosbrugger zur APA. Trotz einer ersten Entspannung am Milchmarkt gebe es aber noch “einige Herausforderungen” für die Branche, etwa Preisverhandlungen mit dem Handel, Diversifizierung sowie Marken- und Exportstrategie. Der dritte Milchdialog ist für Mai oder Juni geplant.

Lage hat sich etwas entspannt

Für Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat der 10-Punkte-Plan des ersten Milchdialogs im Juni 2016 bereits “Früchte getragen”. Damals wurde unter anderem ein freiwilliger Milchlieferverzicht und ein Sozialversicherungsrabatt für die Bauern fixiert. Die Milchmengenreduktion sei ein “wichtiges Marktsignal” gewesen, sagte Rupprechter am Donnerstag vor Journalisten in Wien. Von der Molkereiwirtschaft wünscht sich Rupprechter, sich mit der Schaffung einer Branchenorganisation Milch zu beschäftigen und einen langfristigen Strategieplan für die Branche zu entwickeln. Eine Milch-Branchenorganisation nach EU-Recht könnte sich mit der Transparenz und Gestaltung von Milchlieferverträgen beschäftigen sowie Absatzförderung und Forschung & Entwicklung (F&E) unterstützen.

Seit dem Preistief im Sommer 2016 hat sich die Lage am Milchmarkt etwas entspannt. Der konventionelle Erzeugermilchpreis (natürlicher Fettgehalt) stieg im Dezember 2016 auf 31,4 Cent netto pro Kilo nach 30,5 Cent im November. Im Juni, Juli und August erhielten die Bauern aber nur etwas über 26 Cent. Kostendeckend arbeiten die Bauern laut Expertenmeinung aber erst bei einem konventionellen Milchpreis von 35 bis 36 Cent. Deutlich besser geht es den österreichischen Biobauern: Die Molkereien zahlten für Biomilch im Dezember rund 44,2 Cent/kg, für Biomilch mit Heumilchzuschlag knapp 50 Cent.

Um den Milchmarkt zu entlasten, zahlt die EU 14 Cent je Kilo nicht angelieferter Milch. Von Oktober bis Dezember 2016 haben die Milchbauern aufgrund der Abschlagszahlungen in Österreich rund 20.000 Tonnen weniger Milch geliefert als im Vorjahreszeitraum.

Am Milchgipfel nahmen am Donnerstagvormittag auf Einladung der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich, LK-Funktionäre aller Fraktionen, Landesbäuerinnnen, Bio Austria, ÖBV/via campesina, ARGE Heumilch, IG Milch und auch Vertreter der Molkereien und der Milchgenossenschaften sowie Experten aller politischen Parteien sowie des Landwirtschaftsministeriums teil.

Appell an Milchbauern, Genossenschaften

Thema bei dem Treffen war auch die Situation jener Milchbauern, welche ab Anfang April 2017 noch keinen neuen Abnehmer haben, weil die Milchhandelsgesellschaft “Freie Milch Austria” und Molkerei Lembach ihren Betrieb eingestellt haben. “Von ursprünglich 158 betroffenen Betrieben in den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich sowie Salzburg konnten mittlerweile rund 100 einen Liefervertrag mit einer Molkerei eingehen. Die restlichen Betriebe befinden sich zum Teil noch in Verhandlungen mit potenziellen Abnehmern”, so Moosbrugger. Er appelliere an die Milchbauern und an die Genossenschaften, “in dieser Frage konstruktiv aufeinander zuzugehen”.

Die Handelsketten wünschen sich indes weiterhin höhere Tierhaltungsstandards als gesetzlich vorgeschrieben. Derzeit befindet sich auch das Tierschutzpaket 2017 in der Finalisierung. Beim Milchdialog wurde von einigen Vertretern erklärt, dass es sinnvoll sei, auf freiwilliger Basis für mehr Auslaufmöglichkeiten für Nutztiere auf der Weide zu sorgen. Maßnahmen zur weiteren Verbesserung des Tierwohls müssten aber finanziell abgegolten werden.

(APA)

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